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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 3
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Grimme, Karl Maria: Der Flachlandgarten - der Berggarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0043

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GARTEN-GESTALTUNG


Der Flachlandgarten — der Berggarten

Es ist etwas anderes, ob wir in der Ebene
wohnen, wo sich weite Kornfelder, breite
Wiesen dehnen, oder ob sich unser Haus
im Hügelland befindet, wo der Blick
rings von zarten Bergwellen begrenzt
wird, es ist etwas anderes, ob wir in
einem engen Tal wohnen, das von Fel-
ienwänden umschlosfen wird, oder auf
einer Bergkuppe, der rings die Welt zu
Füßen liegt. Immer wieder ist das Raum-
gefühl, das wir da erleben, ein anderes.
Dieses Raumgefühl, das die Umgebung
eines Gartens vermittelt, wird aber auch
den Garten selbst beherrschen müsien.
Was ist denn ein Garten? Ein Stück um-
grenzter Natur, das Sinn erhalten hat
durch die gestaltende Hand desMenichen.
Schon hieraus sehen wir, daß der Garten
in der Art seiner Anlage nicht abgetrennt
werden darf von seiner Umgebung, daß
er nach wie vor Teil des Geländes bleibt,
auf dem er ersteht. Eine völlige Abtren-
nung wäre ja nur dann berechtigt, wenn
man in diesen Garten nie von außen
hineinsehen könnte, wenn die Insassen
nie aus diesem Garten herauskämen.


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; Diesen Fall aber gibt es nicht, denn man
geht dem Beruf nach, man macht Be-
sorgungen oder Spaziergänge und erlebt
so immer wieder die Umgebung des
Gartens. Das Raumgefühl, das die Um-
gebung beherrscht, ioll der Garten ge-
steigert, geläutert wiedergeben, ja der
Garten soll das Erleben seiner Umgebung
eindringlicher vermitteln, als diese Um-
gebung selbst. Entlockt aber der Garten
seiner Umgebung ihren geheimen Sinn,
dann wird er in dieser Verdichtung des
Ausdrucks zum wirklichen Kunstwerk.
Nun, im wesentlichen wird das gewiß
schon durch die Notwendigkeit einer
möglichst wirtschaftlichen Gartengestal-
tung erzwungen. Wir legen wohl kaum
je einen Garten in bergigem Gelände
vollkommen eben an und gestalten den
Garten im Flachland nicht zu einem Ge-
birgsgarten aus. Die Kosten der Erd-
bewegung stünden in keinem Verhältnis

Garten des Architekten A. Mateju in Mauer bei
Wien. Entw. A. Esch, Wien.
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Gartenkunst, 42. Jahrgang, Nr. 3, März 1929.

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