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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 10
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Reese, Klaus: Über einen Garten von Wilhelm Hirsch
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Heicke, C.: Ausstellung des Vereins deutscher Rosenfreunde Koburg 1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0160

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näckig besucht von älteren, etwas einsiedlerischen Familien-
mitgliedern, Menschen ohne den intensiven Lufthunger
unserer Generation.
Hirsch schuf einen gedeckten Raum im Garten, fast selbst
noch Garten — io köstlich leicht und luftig. Modisches Mate-
rial, Glas und Eisen, sicher und taktvoll verwendet, daß es
auch den konservativsten Beschauer überzeugen muß. Ge-
schickt schlagen die beiden mittleren Teile jeder Wand
bündig nach außen vor die äußeren feststehenden Teile,
als verschwänden sie. Erfreulich der warme Ton des
geklinkerten Bodens und der gesperrten Decke. Köstlich die
Auflösung des Dachüberstandes, pergola-artig an den Ecken
von dünnen Stützen getragen, berankt von feinmaßstäb-
lichem Grün.
Interestant sind Hirschs Versuche mit farbigen Zement-
platten am Badebecken. Sie erweisen sich als hervorragendes
Material für die Gartengestaltung. Keiner Erwägung be-
darf Hirschs siebere Hand in der Verwendung des be-
liebten Bruch steins.
Es hat uns überrascht, wie Hirsch seine Pergolen baut.
Hier sind sie Gang und Mauer gleichzeitig. Die äußere
Seite geschlossen mit sehr engmaschigem Lattenwerk. Der

Verfallet' sah an anderer Stelle, wie Hirsch an eine Garten-
laube eine Pergola slößen ließ, ein wenig verletzt. Der
Winkel im Anschluß mit Glas geschlossen, auf niedriger
Fensterbank hohe Kakteen. Die anschließende Rückwand
der Laube in jenem dichten Lattenwerk. Zur Gartenseite
ganz offen, alles nur sehr leicht berankt, ein Gedicht aus
Luft, Grün und Sonne.
Selbstverständlich für einen Gartenkiinstler dieBeherrschung
seines Materials, des lebendigen in weiser Voraussicht dessen,
wie nach Jahren alles Gepflanzte sich auswirkt, ob raum-
bildend oder raumzerstörend und verwirrend. Der je-
weilige Bauherr lalle auch die Pflege seines Gartens in den
Händen von dessen Schöpfer.
Vorbildlich die Kenntnis architektonischer Wirkungen, die
weise Beschränkung. Überraschend die phantasievolle Sicher-
heit in der Gestaltung jener kleinen, so wesentlichen Bau-
lichkeiten : Plattenwege, Klinkermäuerchen, T rockenmauern,
Pergolen und Gartenhäuser, oft unter liebevoller Ver-
wendung zufällig vorhandenen Materials.
Möge Wilhelm Hirsch noch manche Aufgabe von privaten
und öffentlichen Bauherren gestellt werden. Um immer
neue, reizvolle Lösungen brauchen sie nicht besorgt zu sein.
70 o

Ausheilung des Vereins deutscher Rosenfreunde Koburg 1929
Von H e i ck e

Alljährlich pflegt der Verein deutscher Rolenfreunde am
Orte seiner Sommertagung eine Rosenschau zu veranstalten.
Diese Ausstellungen haben, von den dafür besonders inter-
essierten Liebhaber- und Fachkreisen und der Einwohner-
schaft des jeweiligen Ausstellungsortes abgesehen, in der
Regel nicht diejenige Beachtung gefunden, die sie eigent-
lieh verdienten, besonders dann nicht, wenn sie zeitlich mit
einer der großen Gesamtschauen des deutsehen Garten-
baues zusammenfielen. Überraschenderweise war es dieses
Jahr in Koburg anders. Der Grund lag für den mit den
Verhältnissen Vertrauten osfensichtlich in dem Umstande,
daß man sich entschlossen hatte, für ihre Gestaltung Alwin
Seifert (München) zu gewinnen, der sich durch die von
ihm ausgeführten Gärten in der verhältnismäßig kurzen
Zeit seiner Betätigung als Gartengestalter allseitig Beach-
tung und Anerkennung verschafft hat. Mit seiner Berufung
hat man keinen Fehlgriff begangen, und der Erfolg hat
wiesen,daß auch die Ausstellungen des Vereins deutscher Ro-
senfreunde auf das Interesse weitererKreise rechnen können,
sobald man ihnen ein künstlerisches Gepräge zu geben weiß.

Seifert hat den von ihm entworfenen Plan der Ausstellung
bereits im Märzheft der „Gartenkunst“ 1929 S. 44/45
besprochen. Sie hatte noch dadurch eine Erweiterung er-
fahren, daß sich der Koburger Gartenbauverein, der in
diesem Sommer sein hundertjähriges Bestehen feierte, mit
dem Verein deutscher Rosenfreunde zu ihrer Durchführung
verband"'). — Der Grundriß, den wir auf Seite 152 noch
einmal wiedergeben, ließ bereits erkennen, daß bei der
Lösung der gestellten Aufgabe nicht das übliche Schema
zur Verwendung gekommen war, das solche Ausstel-
lungen nur zu einer Sache des Interesses der engeren Fach-
kreise und der Einwohnerschaft der gerade in Betracht
kommenden Örtlichkeit zu machen vermag. Auch der-
jenige, der die Reise zu dem etwas abseits gelegenen Koburg
nicht gescheut hat, brauchte das nicht zu bedauern, selbst
wenn er, wie der Verfaller, unmittelbar von dem rauschende
Feste feiernden und die Besucher seiner „Gruga” nach
Millionen zählenden Elsen kam.
"') Der Vorsitzende des Vereins, Hauptlehrer Julius Popp, Koburg, ist
in organisatorischer Hinsicht die Seele'- der Ausstellung gewesen.

Lageplan der Rosenausstellung in Koburg 1929, 1 12000. Entwurf und Ausführung: Architekt Alwin Seifert, B D A., München
 
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