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Die Gartenkunst — 42.1929

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Sonderheft Bremen
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Kube, Hermann: Bremen, ein Zentrum deutscher Kultur und Tatkraft
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0219

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Das Rathaus in Bremen


Bremen, ein Zentrum deutscher Kultur und Tatkraft

Die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst hat 1928
zum ersten Male seit ihrem Bestehen ihre Mitglieder
und Freunde zur Tagung in Bremen versammelt. Wir
danken an dieser Stelle nochmals dem Hohen Senat der
Freien und Hansestadt für die liebenswürdige Einladung der
Gesellschaft. Der glänzende, in jeder Beziehung wohl-
gelungene Verlauf der Tagung gestaltete diese zu einer
würdigen Feier des 40 jährigen Bestehens der Deutschen
Gesellschaft für Gartenkunst.
Es gibt sicher viele Millionen Deutsche, die noch niemals
die Freude erlebten, ihren Fuß auf Bremens Boden zu
setzen, aber alle haben schon gehört von „Roland, dem
Ries’ am Rathaus zu Bremen”, haben aus Bild und Schrift
von der Schönheit dieses herrlichen Rathauses, einem
Prachtwerk deutscher Renaissance vernommen und von
der städtebaulichen Eigenart Bremens, vom Reiz seiner
herrlichen Bauten und slimmungsvollen Gärten gehört.
Im Gedächtnis Aller, die an dieser Tagung teilgenommen
haben — ganz gleich, ob sie zum ersten Male in Bremens
Mauern geweilt oder schon oft dort zu Gast gewesen,
— wird die Erinnerung an die Erlebnisse und Eindrücke
dieser Tage immerdar lebendig bleiben. Wohin wir auch
unsere Schritte lenkten — in die malerischen Straßen der
enggebauten Altstadt mit ihren hochragenden Giebel-
häusern und köstlichen Schöpfungen früherer Bauperi-
oden, ins altehrwürdige Rathaus, vor dem der steinerne
Roland seit Jahrhunderten wie ein unvergängliches Zeichen
für Wahrung von Gesetz und Recht in diesem stolzen
Gemeinwesen über den Platz ragt, in die in weitgedehnte,
kunstvolle Gärten gebetteten Häuser der bremischen
Handelsherren oder in die bescheideneren Eigenhäuser

der für Bremen typischen Reihen — überall erfreute uns
die edle Form des Geschaffenen. Stadtbau, Architektur,
Plastik, die Kunstform der Gärten vereinigen sich zu
einem Stadtbild von seltener Geschlossenheit.
Seit Jahrhunderten wird die Kultur dieser ehrwürdigen
Hansestadt von einer besonderen Geistesart belebt, einer
glücklichen Paarung von wirtschaftlicher Kraft, realem
Tatsachensinn und einer geläuterten Freude am Schönen.
Bremische Kunst und Kultur ist aber nicht allein der
Form nach für diese Stadt typisch, sondern wie in we-
nigen Gemeinwesen unseres deutschen Landes wird in
Bremen das Verhältnis seiner Bürger zur künstlerischen
Kultur von privater Initiative bestimmt. Werke, Schöp-
fungen, Sammlungen, die anderswo Staat und Kommunen
für die ethische und geistige Förderung des Volkes schaffen,
verdanken hier dem Gemeinsinn seiner opferfreudigen
Bürger ihre Entstehung und Erhaltung. Die zahlreichen
privaten Kunstsammlungen, die Bremer Kunsthalle, welche
Eigentum einer privaten Gesellschaft ist, der Bremer
Bürgerpark, der als öffentlicher Privatpark nach Umfang
und Aufwand kaum seinesgleichen findet und v. a. m.
kennzeichnen dieses besondere Verhältnis der Bürger
Bremens zum kulturellen Leben ihrer Stadt. Das charak-
teristische Wesen eines Stammes, einer Bürgerschaft spiegelt
sich am sinnfälligsten in seiner Wohnkultur wieder. Im
Bremer Bürgerhause findet der besondere Geist bremischen
Lebens seinen typischen Ausdruck.
Aber wir werden nur als Künstler und Ästheten dem
Wesen bremischer Eigenart gerecht, wenn wir uns auf
die Bewertung seines Stadtbildes und des Kunstlebens
seiner Bewohner beschränken. Der Deutsche soll sich in

Gartenkunst, Sonderheft Bremen

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