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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 7
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Technische und hygienische Verbesserungen bei Kinderspielplätzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0119

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TECHNISCHE FRAGEN

Technische und hygienische Verbesserungen bei Kinderspielplätzen

Ohne Sand, Rasen und Waller ist heute ein öffentlicher
Kinderspielplatz nicht mehr denkbar. Der Sand, ob
leuchtend weiß oder vom Ruß und Staub der Großstadt
schon angeschwärzt, wird immer die Hauptanziehung
jeden solchen Spielplatzes sein. Daneben hat sielt in
neuerer Zeit das Wasser in Form des Planschbeckens, be-
sonders während der wärmeren Jahreszeit, einen gleich-
berechtigten Platz in unseren Freilicht-Kinderstuben er-
rungen. Der Rasen — leider muß er auf vielen Kinder-
ipielplätzen auch heute noch infolge der Überbelastung
dieser Plätze durch staubige Kiesflächen ersetzt werden
— stellt meist nur die Verbindung zwischen Sand und
Wasser her. Aber die Zeit wird nicht fern sein, wo es
außer Sand und Wasser im Spielgarten in erster Linie
weite Rasenflächen geben wird, und zwar mussen sie so
groß sein, daß eine Unterteilung zwecks zeitweiliger Scho-
nung möglich ist1).
Wer an heißen Sommertagen einen der üblichen wenige
hundert Quadratmeter großen Spielplätze betritt, der von
vielen Personen (Kindern, Erwachsenen, Gesunden und
Kranken) belebt ist, legt sich unwillkürlich die Frage vor,
ob denn durch das enge Zusammengedrängtsein dieser
vielen Menschen nicht eine Gefährdung der Gesunden,
besonders der Kinder durch Kranke zu gewärtigen sei.
Solche Bedenken sind in der Tat nicht von der Hand
zu weisen.
Aber nur allmählich wird es möglich sein, die Spielplätze
so umzugestalten und zu vergrößern, daß schon durch
ihre Anlage und Aufteilung solche Gefahrenmomente
ausgeschaltet werden. Durch die Tagespresse ging un-
längst eine Mitteilung, wonach der Pariser Stadtrat be-
schlossen habe, den Spielsand regelmäßig zu desinfizieren
und außerdem noch in kurzen Zeitabständen zu erneuern.

Geheimrat Professor Dr. Neißer vom Hygienischen Uni-
versitätsinstitut Frankfurt am Main äußert sich zu diesem
Vorschlag wie folgt:
„Eine Desinfektion des Spielsandes erscheint schon des-
halb nicht ratsam, weil damit Infektionsmittel im Spiel-
sand Zurückbleiben müssen, die nicht als gleichgültig für
die Kinder anzusehen sind. Eine häufige Erneuerung ist
sehr empfehlenswert, aber es erscheint fraglich, ob sie
aus wirtichaftlichen Gründen häufig genug vorgenommen
werden kann. Der alte Sand könnte wieder benutzt
werden, wenn an geeigneter Stelle eine genügende Aus-
breitung möglich wäre. Das allerwichtigste Mittel aber
ist die möglich ste Verhütung der Infektion des Spiel-
sandes. Es müßten deshalb geeignete Spucknäpfe in un-
mittelbarer Nähe aufgestellt werden, so daß ein Be-
spucken für die Erwachsenen ausgeschlossen ist. Ebenso
müßte eine geeignete Anlage vorhanden sein, welche es
gestattet, die Kinder „abzuhalten“, ohne das ihre Exkre-
mente mit dem Spielsand in irgendwelche Berührung
kommen. Daß der Spielsand gewisse Infektionen ver-
mittelt, wie z. B. Spulwürmer, scheint mir ziemlich sicher.
Man könnte einmal im Sommer einige Spielsandunter-
suchungen hier vornehmen. Vielleicht ist beim Bau
neuer Spielsandplätze eine Anlage denkbar, welche es er-
möglicht, den Sand an Ort und Stelle durch Erhitzen
(Dampfrohr) zu desinfizieren. Aber mit chemischen
Mitteln wird nichts zu erreichen sein. Immerhin ver-
dient die ganze Frage in einer Großstadt Beachtung.“
Diese gutachtliche Äußerung zeigt uns den Weg, den
wir bei der Gestaltung unserer Spielplätze einzuschlagen
haben. Wir müssen darauf hinwirken,
i. daß schon infolge der Planung von Sandspielplätzen
Erwachsenen, insbesondere kränklichen Personen, kein

x) Einen in mancher Hinsicht idea-
len, allerdings immer noch in klei-
nem Maßstab gehaltenen Kinder-
spielplatz stellt die Anlage dar, die
man in Frankfurt a. M. im Volks-
park auf dem Lohrberg geschaffen
hat und deren Einzelheiten durch
die Abbildungen auf Seite r 11/113
dieses Heftes wiedergegeben sind.
Er ist 87:38 m groß, enthält
neben Spiel- und Liegerasen, die
durch anliegende Spielwiesen in
wünsehenswerter Ausdehnung er-
gänzt werden, ein Planschbecken
und Sandbad in sauberer Beton-
fassung, Sitzbänke, Spieltische,
Trinkbrunnen usw. Ein »Pinkel-
winkel« (nach Hamburger Muster)
ist seitlich im Gebiisch angeordnet
und durch Plattenweg über den
Rasen erreichbar. Technische Ein-
zelheiten der Sandbecken-Einfas-
sung, wie sie sich in Frankfurt im
Laufe der Jahre herausgebildet
haben (Sandrahmen in Beton mit
Spielbank in Beton, Ziegelmauer-
werk und Eichenholz usw.), sind auf
Seite 112 unten wiedergegeben.


Kinderbedürfnisörtchen auf dem Kinderspielplatz im Lohrbergpark in
Frankfurt a. M. Phot. A. Pfau

besonderer Anreiz zum
Aufenthalt auf ihnen ge-
geben wird,
2. daß in Verbindung mit
jedem Kinderspielplatz
auch eine Kinder-Bedürf-
nisanstalt errichtet wird,
wie es in Hamburg be-
reits vorbildlich durch-
geführt wurde,
3. daß nach Möglichkeit der
Betrieb aller Kinderspiel-
plätze unter Aufsicht ge-
stellt und, wo dies nicht
möglich ist, die Plätze
nur von Kindern und
deren Angehörigen be-
treten werden,
4. daß Kinderspielplätze in
sich abgeschlossene An-
lagen oder gut gestaltete
Teile großer Anlagen
bilden,

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