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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 10
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Reese, Klaus: Über einen Garten von Wilhelm Hirsch
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0155

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GARTEN »GESTALTUNG


Garten A. Pleines, Biebrich. Blick in den weltlichen Gartenteil

Über einen Garten von Wilhelm Hirsch
Von Dipl. - In g. Klaus Reese *).

Die folgenden Zeilen wollen keine Beschreibung sein, sie
wollen versuchen, nur wiederzugeben, was dem Verfasser
wesentlich gut, neu und glücklich gelöst schien an Wilh.
Hirschs Garten für Herrn Direktor A. Pleines in Wiesbaden,
und dartun, was typisch an diesem Werke ist für Hirschs
Arbeitsweise.
Ein Garten voller Ordnung, ohne Zwang, voller innerer Be-
ziehung seiner einzelnen Teile, doch ohne totgerittene Achs en.
Der Hausgarten unterer Eltern — kleine Rasenflächen,
gewundene Wege, zärtlich gepflanzte Bäume. Ein Gemüse-
gärtchen, ein Rosenbeet, Stauden. Es war alles da — auf
viel zu engem Raum. Die Bäume wuchsen sehr bald, alles
Wachstum unter sich hemmend, dem Besitzer über den
Kopf — man fand nicht den Entschluß, sie zu fällen —
aus falschem Sentiment. Blumen und Gemüse verkümmer-
ten. Von Zeit zu Zeit kam ein Gärtner, schuf ein wenig
Ordnung. Es fehlte das innere Verhältnis von Besitzer
und Garten.
Ein Hausgarten ist der ideale Schnittpunkt unserer Sehn-
sucht nach Ruhe, Abgeschlostenheit und Freiheit, Natur,
blauem Himmel.
Moderne Sachlichkeit in einem phantasievollen Kopf, der
obendrein über eine hervorragende Sachkenntnis seines

lebendigen Materials verfügt: So schafft Wilhelm Hirsch
seine Gärten.
Ein Musterbeispiel sein hier veröffentlichter Garten Pleines.
Eine Folge von Räumen. Im großen gefaßt von Bäumen,
Stauden und Pergolen, geichützt vor nachbarlicher Neugier.
Im einzelnen die Teilung nur im flachen Relief angedeutet,
ohne die Weiträumigkeit zu unterbrechen (Seite 149).
Dominierend ein großer Rasen, frei der Sonne geöffnet.
Wie ein starkes Relief, der Fläche sich einfügend, ein Stein-
und Moosgarten, intensive Variationen des Themas— Grün.
Ohne Übergang, eine zweite Rasenfläche, die Achse senk-
recht zur ersten, kräftig gefaßt von dem großen Busch-
rosenbeet.
Meisterhaft, wie sich der Garten zum Hause, das schon
vorhanden war, gestaltet. Unter einer Rotbuche ein ge-
räumiger Sitzplatz. Dann ein wenig vorgeschoben, wie
ein Vorposten des Wohnhauses, ein Gartenhaus.
Ein Gartenhaus, über das manches zu lagen wäre. Idee
und ihre Gestaltung bis ins Detail geglückt.
Man erinnert sich großväterlicher Gartenlauben — bequem,
sie zu schmähen — ein wenig muffig, meist nur hart-
“') Mit Aufnahmen von Paul Schäfer, Wiesbaden.

Gartcnkunst, 42. Jahrgang, Nr. 10, Oktober 1929.

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