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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 9
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Meridies, Wilhelm: Das Ehrenmal der Stadt Frankfurt a. M. für die Gefallenen
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Diem, Peter Karl: Gartendirektoren vor die Front
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Cyrenius, Maria: Die Entwicklung der Deutschen Friedhofsordnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0154

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in eine steinerne Wölbung in fließendes Gewölk durch
eine lichte Öffnung von 6,50 m Weite in den freien Luft-
raum zu schauen, die einem in dieser Halle die kreatür-
liche Winzigkeit seiner selbst angesichts des unbegrenzten
Alls über sich zum Bewußtsein kommen läßt. Dieser
Ausblick durch die offene Kuppel stellt gleichsam die
seelische Verbindung her für die Aufnahme des Todes
in der überlebensgroßen Gestalt eines im Hintergründe
vor einer halbrunden Nische auf einem Steinsockei hin-
gestreckten, unbekleideten Manneskörpers, den nur der
Stahlhelm als sterbenden Krieger kennzeichnet. Der
lebendige Mensch, das All und der Tod begegnen sich
in diesem Raum. Die 3 m große Figur des Kriegers,
eine sehnige und zugleich abgezehrte Gestalt, erhält durch
das Material, den schwer zu verarbeitenden und, soweit
iibersehen werden kann, für eine solche Plastik hier erst-
mals verwandten deutschen Lava-Basalt, eine Herbheit
und Strenge, die erschüttert. Rings um die Innenwand
läuft ein 1,30 m hoher Sockel, an dem auch Kranzsteine

angebracht sind. Der Sockelfries trägt an den beiden
vorderen Enden Widmungen der zwei Frankfurter Regi-
menter. Auch die Beschriftung des noch freigebliebenen
Raumes mit Widmungen ist vorgesehen. Das darüber
die Wandung umlaufende einfache Schriftband trägt die
Inschrift: „Die Stadt Frankfurt ihren im Weltkrieg ge-
fallenen Söhnen”. Der Raum selbst ist bis auf die Krieger-
gestalt völlig leer. Den Boden bedecken Lava-Basaltplatten.
Ein schmiedeeisernes Portal schließt die Halle nach außen
ab, zu der vom Gräberfeld her mitten durch den vor-
gelagerten Rasenplan ein mit Muschelkalkplatten belegter
Weg hinführt.
Natürlich wird die künstlerische Einheitlichkeit der ganzen
Schöpfung (Friedhof, Gräberfeld und Ehrenmal) erst im
Laufe der Zeit durch die weitere gärtnerische Ausgestaltung
und namentlich durch die hinter der Ehrenhalle zum Ab-
schluß des Friedhofgeländes gegen etwa außerhalb zur
Errichtung kommende Bauten gepflanzten Pappeln nach
deren Heranwachsen voll zutage treten können.

GARTENDIREKTOREN VOR DIE FRONT

Am 1. September dieses Jahres, hatte ich Gelegenheit, dem Städtewett-
kampf Bernburg-Dessau, in Bernburg beizuwohnen. Beide Städte hatten
durch die Ortsgruppen des DRA. einen Wettkampf vereinbart, der sich
auf alle Gebiete der Leibesübungen erstreckte, so wurde auf den ver-
schiedenen Sportanlagen um die Wette gelaufen, geschwommen, ge-
rudert, geschossen, gekegelt, Handball und Fußball gespielt, Gerät geturnt,
Freiübungen gezeigt. Die Rasenwettkämpfe gingen auf dem Turnplatz
des Bernburger Turnvereins vor sich, der vor dem Kriege nach drei-
jährigem Sparen käuflich erworben und ausgebaut wurde. Er hat ein
hübsches Haus, das sich wie ein Forsthaus gegen den Wald abhebt,
große Spielfläche, Laufbahn und auch eine kleine Zuschauerrampe. Der
Verein hat wirklich alles getan, was er bei einer Mitgliederstärke von
wenigen Hundert zu tun vermochte.
So gut wie die Anlage hergerichtet ist, fehlt ihr doch der gärtnerische
Schmuck. Man sieht: hier hören die Mittel auf. Wo weiche Rasen-
flächen, Blumen und Hecken die Spielenden erfreuen seilten, ist hartes
Waldgras, Unkraut und . . . Tagen wir es in dem Wunsche zu belsern
. . . Staub, Asche, kurz Dreck. Die Anlage steht damit nicht allein.
Fast überall geht es mit den Anlagen der deutschen Turn- und Sport-
vereine bis zu einem Punkte und wirklich, wer selbst in solchen Ver-
waltungen sitzt, weiß es, wie hart der Kampf um die Mittel ist und
daß vor dem vielerlei unbedingt Notwendigen das mancherleiWünschens-
werte die Waffen zu strecken hat. Auf absehbare Zeit sehe ich da
auch keine Änderung. Mögen die Turn- und Sportvereine noch so
kunstfreudig werden und ihre Mitglieder den Genuß eines schönen
Parkes noch so sehnlich herbeiwünschen, es geht über ihre Kräfte.
DIE ENTWICKLUNG DER DEUTS
Über dieses Thema erschien im Verlag von Walter Schwalbe in Dessau
ein von Dr. ing. Herbert Melchert verfaßtes Werk.
Der Verfallet hat es verstanden, die Elemente, die zu der heutigen
künstlerischen Friedhofs- und Grabmalsgestaltung führten, auf breite-
ster Grundlage zusammenzustellen.
Das Werk ist in folgende Abschnitte gegliedert:
I. Das historische deutsche Bestattungswesen und seine Grabkunst
bis zum Ausgang der Biedermeierzeit im Spiegel gesetzlicher
Bestimmungen.
II. Die Entwicklung der deutschen Friedhofsordnungen von der
Mitte des vorigen Jahrhunderts ab bis zur Gegenwart.
Unter Benutzung zahlreicher, oft schwer zugängiger Quellen ist hier
ein Material zusammengetragen, das mit vollem Recht als frucht-
bringende Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Friedhofskultur be-
zeichnet werden kann.
Hier ist erstmalig das deutlche Bestattungswesen, sowie die Grabmals-
gestaltung und deren gesetzliche Bestimmungen nach geschichtlichen
Überlieferungen umfallend aufgezeichnet. Besonders für den Friedhofs-

Gibt es da keine Lösung? Ich glaube, daß sie leicht zu finden wäre.
Keine deutsche Stadt, mag sie noch so arm sein, entbehrt einer Garten-
verwaltung. Es wäre eine Kleinigkeit, wenn die deutschen Städte zu
den vielen Hektar Park- und Gartenfläche, die sie betreuen, noch die
paar Hektar Spielssäche mit einbeziehen, die die vereinseigenen Plätze
ausmachen. Die Kosten würden im Gartenhaushalt überhaupt nicht
bemerkt werden, hier hätten wir eine Art derunsichtbaren Sportförderung,
eine wichtige Kulturförderung, denn wenn Sportplätze in Parkstätten
verwandelt sind, hören alle Sportunsitten von selbst auf. Eine geadelte
Umgebung, adelt das menschliche Gebahren. Mag mancher einwenden,
daß die vielen Vereins-Sportplätze gar nicht nötig seien und man belser
statt dellen die Vereine zusammenzöge. Man wird darüber streiten
können. Mir scheint die Sorge an einem Zuviel an Vereinsplätzen
noch in weiter Ferne zu liegen und selbst wenn wir einmal irgendwo
ein Zuviel an Sportplätzen hätten, diesen Überschwang kann das deutsche
Volk ertragen. Aber wie dem auch sei, wenn ein solcher Vereins-
Sportplatz zugleich eine schöne Grünanlage ist, dann hat er seine Da-
seinsberechtigung ohne weiteres in sich, denn Grünanlagen sind Gesund-
brunnen und Seelenbad!
Es fehlt nur, daß ein maßgebender Bürgermeister oder Gartendirektor
einmal in den verschiedenen Organisationen der deutschen Kommunal-
verwaltung diele Forderung aufnimmt und sie als eine der schönen
Kulturpssiditen durchsetzt, im Kreise der vielen hohen Leistungen, mit
denen die deutschen Städte ihren Weltruf alskommunaleMusterbegründet
haben.
Carl Diem

CHEN FRIEDHOFSORDNUNGEN
fachmann dürften die Kenntnisse der historischen Entwicklung unserer
Friedhofsordnungen von allergrößtem Wert sein.
Die bisher erschienene Literatur auf dem Gebiet der Friedhofskunst
und Literatur hat diesen Faktor garnicht oder nur in unzureichendem
Maße berücksichtigt.
Der Verlader entslammt einer bedeutenden Grabmalsfirma, ist also in
der Materie aufgewachsen und mit all diesen Dingen vertraut, die in
seinem Buch wissenschaftlich erforscht und systematisch aufgezeichnet
sind. Die genaue Angabe der zu dieser Arbeit herangezogenen zahl-
reichen Quellen macht das Werk besonders wertvoll und ermöglicht
dem Interessenten ein weiteres Studium dieser Dinge.
Das Buch ist reichlich mit gutem Bildmaterial, besonders aus früheren
Epochen ausgestattet, wobei auch einige Gegenbeispiele aus der etwa
um die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzenden ästhetischen Gedanken-
losigkeit nicht fehlen.
Das Werk kann bestens empfohlen werden und dürfte als wertvoller
Bestand jeder Fachbibliothek anzusprechen sein.
H. Cyrenius, Halle a. S.

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