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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 10
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Der Reichsverband der Kleingartenvereine Deutschlands in Essen
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Planausstellung Fritz Stück in Kassel
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0173

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Kraft und von den Führerqualitäten der Männer, die seit
Kriegsende in Deutschland an der Spitze der Bewegung
slehen. Kein Mißton trübte die Verhandlungen, und nach
dem Eindruck, den diese Essener Tagung, übrigens auch
schon die vorangegangenen in Frankfurt a. Main und
Breslau, machten, darf man annehmen, daß die Bewegung
über einen gewissen Gefahrenpunkt hinausgelangt ist, der
bestand, solange in dafür zuständigen Kreisen (auch noch
hier und da bei Städtebauern) grundsätzliche Bedenken
gegen die Hergabe verhältnismäßig umfangreicher Flächen
für kleingärtnerische Zwecke nicht ganz überwunden
waren.
Heute scheint das der Fall zu sein, wie man aus dem
Vortrag des Verbandsdirektors Dr. Schmidt (Elsen) am
8. September („Das Kleingartenwesen als städtebauliches
Problem”) entnehmen konnte. Dr. Schmidt stellte die
These auf, daß die wohl von keiner Seite mehr ernsthaft
beslrittene Auflockerung großstädtischer Wohngebiete
durch ausreichende Freiflächen nur durchführbar sei, wenn
erhebliche Teile dieser Freiflächen einer immerhin einen
gewissen Ertrag abwerfenden Verwendung zugeführt
werden könnten, wie es eben beim Kleingartenbau der
Fall ist.
Aus den sich teilweise zu inhaltreichen Vorträgen aus-
wachsenden Ansprachen der zahlreichen Vertreter von
Reichs- und Staatsminislerien, politischen Parteien, Fach-
verbänden usw. konnte man das wachsende Interesse aller
dieser Stellen und Kreise für den Kleingartenbau ent-
nehmen. Selbst der deutsche Erwerbsgartenbau ist nun-
mehr in diese Front eingerückt, wie sich aus den Aus-
führungen seines Vertreters, Gartenarchitekten Schröder-
Krefeld, ergab, der zugleich für die deutsche Volkspartei
sprach.
Der Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunsl,
Heicke, konnte in seiner Ansprache darauf verweisen, daß
die Gesellschaft, deren gute Wünsche für das Blühen und
Gedeihen des Reichsverbandes der Kleingartenvereine er
übermittelte, dessen Bestrebungen schon beobachtet und
gefördert habe, als andere Gartenbaukreise sich noch ab-
seits, um nicht zu lagen, ablehnend verhielten.
Er erinnerte in diesem Zusammenhang daran, wie führende
Mitglieder der Gesellschaft den Verbandsvorsitzenden im
Jahre 1919 bei der Durchführung der Ausslellung „Hof
und Garten” in Frankfurt a. Main unterstützt haben.
Diese Ausslellung, die sich heuer zum 10. Male jährt, ist
bisher von keiner anderen übertroffen worden, es sei denn
im Umfange. Er erinnerte ferner an Vorträge auf den
Jahresversammlungen der DGfG., wie beispielsweise an
den in Meiningen 1920, der mit Nachdruck die kulturelle
Bedeutung des Kleingartenbaues, besonders auch im
Hinblick auf die Auswertung des Achtstundentages
betont hatte. Schon damals wurde in der DGfG. die
Parole ausgegeben: Wer den Achtstundentag will, muß
auch den Kleingartenbau wollen. Auch die Bestrebungen,
die Schönheit des Kleingartens zu heben, fanden in den
ihren Kreisen jederzeit wirkungsvolle Unterstützung, wie
aus zahlreichen Aufsätzen der „Gartenkunsl” hervorgeht,
freilich nicht im Sinne sentimentaler Effekthascherei, son-
dern gleichlaufend mit der Auffassung, die auch im neuen
Bauen von Erfolg zu Erfolg führt und, auf den Klein-
garten angewendet, darauf abzielt, die Form des Gartens
und seiner einzelnen Bestandteile folgerichtig aus dem
Gebrauchszwecke herzuleiten. So darf der Kleingarten-

bau und seine glänzend geführte Organisation auch in
Zukunft auf die Förderung der Deutschen Gesellschaft
für Gartenkunsl rechnen. Die ihr angehörenden Garten-
architekten werden das Ihre dazu beitragen, die schönheit-
liche Form des Kleingartens stetig weiterzubilden, die in ihr
vereinigten führenden Gartenbaubeamten der deutschen
Städte in verwaltungstechnischer Hinsicht stets hinter
den Bellrebungen der Kleingarten-Organisationen stehen,
mögen auch gelegentlich die Meinungen hier etwas aus-
einandergehen.
Der in den Aussührungen des Vertreters der Gesellschaft
enthaltene Hinweis auf die Beziehungen zwischen Klein-
gartenbau und Achtstundentag wurden in der Ansprache
des Vertreters der Stadt Straßburg i. Eisaß, Bürgermeisters
C. P. Heil, als sehr bedeutlam unterstrichen und der
Beachtung seitens der führenden Kleingarteninstanzen
empfohlen. Herr Heil vermißte in allen bisherigen Ver-
handlungen und Veröffentlichungen der Kleingärtner-
kreise diese außerordentlich wichtige Bezugnahme auf
den Achtstundentag.
Während auf anderen Tagungen der Austausch solcher
Begrüßungsansprachen vielfach etwas eintönig wirkt und
von den Versammlungsteilnehmern mit einem gewissen
Aufwand an Geduld als unvermeidlich hingenommen
wird, läßt sich auf den Kleingartentagungen eher das
Gegenteil feststellen. In Essen trug dazu der Umstand
noch besonders bei, daß die Leitung des Reichsverbandes
es in den letzten Jahren erfolgreich verstanden hat, auch
zu den Kleingärtnerkreisen anderer Länder lebendige Be-
ziehungen herzustellen. Sie wirkten sich in Essen in der
Anwesenheit von Vertretern aus Belgien, England, Finn-
land, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich u. a. aus,
und die Vielsprachigkeit, in der Begrüßungen und Ver-
handlungen teilweise geführt werden mußten, belebte den
Gesamteindruck der Tagung außerordentlich. Der Reichs-
verbandsvorsitzende bewährte sich wiederum als nie in
Verlegenheit kommender Versammlungsleiter, und zeigte
sich den an ihn geslehten Anforderungen in jeder Hin-
sicht durchaus gewachsen.
Plana usstellung Fritz Stück in Kassel
(vom 25. 8. — 23. 9. 1929)
Die Ausslellung ging von dem im Vordergründe der Zeit slehenden
Planungs- und Wiederaufbaugedanken aus und war in 4 Abteilungen
gegliedert:
A Stadtplanung Kassel
B Bezirksplanung Kassel
C Landesplanung Hessen
D Reichsplanung Deutschland.
Der Aussteller, Architekt Stück, sland sländig auf Wunsch zur Führung
und Erklärung bereit und hielt in den Ausstellungsräumen eine Reihe
von Vorträgen. So war es mehr als ein bloßes Sehen. Es ergaben sich
Aussprachen, die ersichtlich zeigten, daß ein nach Erfahrungen und
neuen Ideen suchendes großes Interesse für alle Fragen des Siedelns,
des guten Gestaltens der heimischen Umwelt, des Volksgesundens und
der über alle Zufallsschranken hinwegbrechenden, lebenswichtigen Ver-
kehrsbedürfnisse belleht und nach Betätigung drängt.
Die zuerstgenannte Abteilung A war die ausgedehntere und zeigte in
vielen mehr oder weniger durchgearbeiteten oder nur skizzierten An-
regungen und Gegenüberslellungen den hin- und hergehenden Anschau-
ungskampf mit den sladtamtlichen raum- und verkehrstechnischen
Lösungen. Die sinngemäße Anknüpfung an Kasseis große Vergangen-
heit zu landgräflicher Zeit, die Wahrung einer entsprechenden Zukunft
und andererseits der finanziellen Leislungsfähigkeit der Stadt spielte
dabei eine gewichtige Rolle. Grundlegend war hier die schon einmal
von mir im Dezemberheft 1927 dieser Zeitschrift beschriebene Stücksche
Waldrandslraße. In Anpassung an den monumentalen Landschafts-

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