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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 5
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Koch, Hermann: Kritische Gedanken zur Gartengestaltung 1928
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Fortschritte in der Gehölzverwendung
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0080

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August Bebel-Allee in Offenbach a. M. (Grundriß). Entw. Gartendirektor O. Gutlche (gegenüber Vogelschau mit Bepssanzungsangaben).


Persönlichkeit als Gestalter, Künstler, Schöpfer befangen,
in ihr Talent verliebt. Nicht darauf kommt es ihnen an:
Gartenkultur zu festigen und zu fördern, sondern Ruhm
und Ehre zu gewinnen. Vom materiellen Gewinn gar
schweigen wir. Der fatale Eindruck, daß es fall: allgemein
so ist, verstärkt sich mit der Zeit eher als umgekehrt. Gewiß
soll das Verdienst belohnt werden, wir leben bloß einmal.
Und gewiß ist es nicht notwendig, hinter einer ehrlichen
Leistung sich bescheidentlich anonym zu verbergen. Darauf
ist hier auch nicht angespielt, sondern auf jene ganz ver-
kehrte Wertsehätzung, die eben nur stolz auf ihr dekora-
tives Talent ist und dann mit diesem Talent spielt.
Eine Statistik über den Werdegang der Gartengestalter
wäre in diesem Zusammenhang aufschlußreich und würde
vieles menschlich verständlich machen. Aber es geht hier

nicht ums Verstehen, sondern darum, auf einen gesunden
Boden zu kommen. Die Gartengestalter müllen Diener
der Gartengestaltung werden, nicht soll umgekehrt die
Gartengestaltung den Gartengestaltern dienen, wie es
leider gar zu sehr und allgemein der Fall ist. Vom hohen
Standpunkt des Ewigkeitswertes aus gesehen, spielt das
Individuum in unserem Falle gar keine Rolle und die
Gartengestaltung nur insoweit, als sie dem Volke, der
Menschheit einen Weg bedeutet. Aber gewöhnlich sind
es gerade jene Leute, die für sich selber die höchsten
Attribute in Anspruch nehmen, die hehrsten Namen an-
gewandt haben möchten, die am spöttischsten lächeln,
wenn man von der Arbeit spricht, wie hier gesprochen
wurde. Das schadet der Arbeit aber Gott sei Dank nichts.
Hermann Koch.

Fortsehritte in der
Unlängst hatte ich Gelegenheit, in Elsen den Camillo-
Sitte-Platz kennenzulernen, von dem der Grundriß und
eine Aufnahme hier beigefügt sind. Mit seinem von
schlichter Rasenfläche umgebenen Wasserbecken in der
Mitte und den nach den Rändern verschobenen Pflan-
zungen macht er schon an sich einen recht guten räum-
lichen Eindruck. Dieser wird noch gesteigert durch die
verständige Auswahl, die nach der beigefügten Bepssan-
zungsliste hinsichtlich der Farbenwirkung des Strauchmate-
rials getroffen wurde. Gegenüber dem Gemenge aller

Gehölzverwendung
möglichen Ziersträucher, das man früher überall, aber
auch heute noch vielfach bei solchen Gelegenheiten an-
trifft, wirkt die hier getroffene Beschränkung in der
Wahl auf wenige Sorten ausgezeichnet. Zur Zeit der
Besichtigung stand die Forsythienpflanzung an den
Schmalseiten des Platzes in voller Blüte. Man kann sich
vorstellen, daß die Zusammenstellung von lila Flieder mit
gelbem Goldregen an den anderen Platzrändern ebenfalls
von guter Wirkung sein wird. Es scheint also, daß die
nun schon seit einer Reihe von Jahren gegebenen An-

Camillo-Sitte-Platz
in Essen.
1. Forsythia intermedia,
2. Rotblühende Kastanien,
3. CysitusLaburnumWatereri,
4. Blaublühender Flieder,
j.Spiraea Thunbergi-Hecke,


Grundriß und
Bepssanzungsangaben.
6. Hainbuchen-Laubengang,
7. Pyramiden-Pappeln,
8. Sonnenblumen,
9. Rhododendron,
10. Blütenstauden.
 
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