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Die Gartenkunst — 42.1929

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BÜCHER SCHAU
Hans Huth, Der Park von Sanssouci. Dritte erweiterte Auf-
lage. Deutscher Kunstverlag 1929. Geb. 450 M.
Wir haben hier eine Arbeit vor uns, die erschöpfend die Entstehung
und Entwicklung des Parks von Sanssouci darstellt. Wir hören von den
ausgedehnten Pssanzungen, wobei wir uns Neupssanzungen vorzustellen
haben. Wir vernehmen von dem Harken InterelTe des Königs am Fort-
sehritt der Arbeiten, und in gebührender Weise wird hier für die Nach-
kommen belegt, wer Schöpfer und geistiger Urheber Sanssoucis war.
Allerdings wäre hier ein Quellennachweis trotz der ausgezeichneten
Anmerkungen erwünseht. Ein ganz besonderer Reiz ist es, in den Bild-
beigaben endlich einmal die fünf grundlegenden Entwürfe für die
Parkanlagen nebeneinander zu sehen, nämlich den von Netke 1746,
den berühmten und bekannten Plan von Salzmann 1772, den von
Busch 1797 und den von Lenne 1816 und 1853. Es handelt sseh bei
Sanssouci um eine Parkanlage allererster Bedeutung, die selbstverständ-
lich nicht mit Versailles verglichen werden kann, weil sie aus ganz an-
deren Verhältnissen und enger begrenzten Wünschen entstanden ist,
auf die wir aber stolz sein können, namentlich auch heute, weil man
den Gedanken des Schöpfers und Bauherrn zu folgen sich bemüht hat,
wovon noch die Rede sein wird.
Die tiefstgreifende Veränderung versuchte Lenne nach seiner im März
1816 erfolgten Berufung, wo er mit seinen Reformvorschlägen dem
bejahrten Gartendirektor Schultze auf die Nerven fiel. Zum ersten
Male sollte versucht werden, die stilistisch widerstrebenden Teile des
Gartens zu verbinden und eine möglichst einheitliche Gesamtwirkung
zu erzielen: die Hauptallee sollte verschwinden, die Sicht freilich er-
halten bleiben. Glücklicherweise blieben die Vorschläge nur auf dem
Papier! Man merkt den Einssuß, den englische Gartenkunst auf Lenne
gemacht hatte.
Sein umfangreicher Reformvorschlag wurde als Gesamtplan abgelehnt.
Verbesserungen einzelner Teile, immer unter weiser Berücksichtigung
des Gartens, somit also des Einfügens in den „grünen Schmuckgürtel“
bleiben aber sein Verdienst. Friedrich Wilhelm III. verlangte in einer
Kabinettsordre vom 7. März 1820 ausdrücklich sorgfältige Schonung
alter Bäume. Es kam also, wie die Berliner es später im Tiergarten
erlebten, nur das Forträumen alten und schlechten Bestandes zugunsten
des Nachwuchses in Betracht.
Verfasser schildert genau die Fortführung der Anlagen unter Friedrich
Wilhelm IV. Charlottenhof entsteht, die römischen Bäder usw. Man
kommt schließlich zur Zeit Wilhelm’s II. Der Bau der Jubiläumsterrasse
vor der Orangerie wird als nicht glücklich erkannt. Als richtig faßt der
Verfasser nur den Gedanken auf, durch den Auslauf der Achse dieser
Anlage auf die Hauptallee die Stelle der einstigen Marmorkolonnade
Knobelsdorffs zu betonen. Die Gartenkunst hat hier in vortrefflicher
Weise ersetzt, was „als Architektur auf immer verloren ist.“
Es erscheint am Platze, auch die letzten Veränderungen im Park zu
streifen. Man kann nicht bestreiten, daß „das eindrucksvolle Denkmal
Friedrichs des Großen Sanssouci selbst ist.“
Daß durch Beseitigung der Kopie des Rauch’schen Denkmals des Großen
Königs der seit 1865 versperrte Blick in der Achse auf Sanssouci wieder
freigelegt wurde, war richtig. Es soll auch nicht verschwiegen werden,
daß hier nach der Staatsumwälzung Männer am Werke sind, die ganz
der Sache leben. Eine Frage bleibt aber noch für den Gartenkünstler
zu lösen, das sind die inzwischen zu groß gewordenen Eibenpyramiden
auf den Terassen. Wenn man die letztjährigen Gesamtveränderungen
von Sanssouci überdenkt, so geziemt es sich, des Mannes zu gedenken,
der sich mit Herz und Hand in die Schöpfungen des Großen Königs
vertieft hat: des verdienten Gartendirektors Potente.
Georg Poensgen, „Schloß Babelsberg.“ Deutscher Kunstverlag
Berlin 1929, Geb. 3.50 M.
In das Programm, welches sich der Verlag gestellt hat, Potsdam und
Umgebung mit Schlössern und Gärten dem breiten Publikum näher
zu bringen: ist nun auch Babelsberg mit einem Bändchen von 72 Seiten
und ausgewählten seltenen Bildern aufgenommen. Der Verfasser läßt
sich von dem richtigen Gesichtspunkt leiten, daß Babelsberg unter den
Hohenzollern-Schlössern um Potsdam in jeder Beziehung eine Sonder-
stellung einnimmt; denn über 50 Jahre war es der Lieblingsaufenthalt
Wilhelms I., das Heim eines „wohlhabenden und mit sich selbst zu-
friedenen Bürgers.“
Aus der Baugeschichte interessiert der starke Einssuß, den Prinzessin
Augusta für den neugotischen Stil der englischen Baukunst ausgeübt
hat. Sie setzte ihren Geschmack umsomehr durch, als auch Prinz Wil-
helm an ihm Gefallen fand. Schinkel erhielt 1833 den Auftrag, dem

am 1. Juni 1834 die Grundsteinlegung und am 18. Oktober 1835 die
Einweihung folgten. Wir durchleben mit dem Verfasser die mannig-
fachen Änderungen und Pläne für Erweiterungsbauten. 1908 sollte das
Schloß um das Doppelte nach einem Entwurf Oberhofbaurat Geyers
für das Kronprinzenpaar erweitert werden. Wegen der hohen Kosten
wurde statt dessen der „Cecilienhof“ gebaut; Schloß Babelsberg blieb
als wichtigstes Denkmal aus der Zeit Wilhelms I. in seiner ursprünglichen
Form.
Der Park und seine Bauten nach 1840 bilden einen besonderen Ab-
schnitt. In Rücksicht auf das Schloß sollte der Park selbstverständlich
„englisch“, also landschaftlich angelegt werden. Raum und die für
diesen Stil erforderlichen Bedingungen waren aber unzulänglich. Nament-
lich inbezug auf die notwendigen „Pleasure Grounds“. Auch der dem
Prinzen befreundete Fürst Pückler-Muskau hat in Babelsberg mitgewirkt.
Wir lernen dann die Gebietserweiterungen und mehr oder weniger glück-
lichen Bauten des Parkes kennen, wovon besonders die dort 1871/72
wieder aufgebaute alte Berliner Gerichtslaube interessiert, die, wie der
Verfasser meint, durch Strack gegenüber dem ursprünglichen Zustand
völlig entstellt ist. Ein ausgezeichneter Grundriß und Plan des Parkes
vervollständigen das recht ansprechende Büchlein.
Sir Jagadis Chunder Bose. „Die Pssanzenschrift und ihre Offen-
barungen.“ Ins Deutsche übersetzt von Dr. Karl Hösser. Mit Ge-
leitwort von Prof. Hans Molisch. 120 Abb. 271 S. Geh. Mk. 6.40,
Leinen Mk. 8.—• Rotapfel-Verlag A.-G., Zürich und Leipzig,
Ein ganz eigenartiges Werk. Das Geheimnis der Pssanze hat seit je die
Menschen beschäftigt, ja beunruhigt. Was verbirgt dieser „stillere Bru-
der“ von Mensch und Tier an Leben, hinter scheinbar bewegungs-
losen Formen? Wie sleht er in Verbindung mit der Außenwelt? Gleicht
er dem Tier, gleicht er uns?
Was dem abendländischen Forscher noch nie gelang, das glückte dem
genialen Inder. Das scharfe Auge von Sir. J. Ch. Bose durchdrang die
Schranken, die uns von der Pssanze trennen, und fand neue Wege, die
uns ihrem inneren Leben näherbringen. Doch wollte sich Bose nicht
auf sein Auge verlaßen. Damit menschlicher Irrtum ausseheide, schal-
tete er den Beobachter so gut wie ganz aus. Dafür baute er aller-
feinste Apparate, die eine Bewegung bis lo-millionenmal vergrößern
können, so daß verschwindend schwache Regungen darin noch sichtbar
werden. Er läßt überdies in seinen Apparaten die Pssanze selbst ihre
Aufzeichnungen machen. Wir haben also nicht eine Summe mensch-
licher Beobachtungen vor uns, sondern Schriftzüge der Pssanze selbst,
treue Spiegelbilder ihres verborgenen Lebens. In mannigfachen Kurven
und Pendelzügen lesen wir wie sie schläft, sehen zu wie sie aufwacht
und wann, ob früh oder spät am Tage. Wir sehen wie sie wächst;
wie sie müde wird, wenn die Aufzeichnungen zu lange dauern; wie
sie krank wird, wenn Luft oder Wasser vergiftet werden. Ergreifend
ist der Abbruch der Kurve, wenn sie stirbt. Wir lernen ihr Herz
kennen und das Steigen und Kreisen ihrer Säfte und Nerven, die
Träger und Leiter der äußeren Reize. Und fragen uns zuletzt erstaunt,
wo ist denn überhaupt noch eine Grenze zwischen ihr und uns? Aber
das ist nicht alles. Nicht nur die „belebte“ Pflanze, auch das „Unbe-
lebte“, wie zum Beispiel Blei oder Zinn, hat sein besonderes Leben.
In Kurven von überraschend ähnlicher Art zeigt es Müdigkeit, Bele-
bung, Vergiftung, Tod. Es gibt keine Grenze, Belebtes und Unbelebtes
sind eins. Dieser uralte Glaube erhält hier zum erstenmal ein wissen-
schaftlich einwandfreies, festes Fundament.
Das Buch erschließt uns eine neue reiche Welt. Wie anders gehen wir
jetzt durch unseren Garten, wo der stillere Bruder nun eine Sprache
gefunden hat, die zu uns redet. Wer seinen Garten liebt, muß sich
freuen über dieses Buch. Nicht minder, wer andern, zum Beispiel
Kindern, zu Hause und in der Schule die Augen auftun möchte für
die Wunder rings um uns her. Die Naturforscher aber wird es inter-
essieren, daß Bose mit seinen Forschungen auch im Abendland durch-
gedrungen ist und in zahlreichen Vorträgen und wissenschaftlichen Kreisen
Europas ungeteilte, ja begeisterte Anerkennung gefunden hat.
Gärtnerische Lehrhefte. Verlag Paul Parey. Heft 34, Anleitung
zum gärtnerischen Planzeichnen, und Heft 35, Abriß der Ge-
schichte der Gartenkunst. Beide von KarlWilczek.
Zwei sich auf das Wesentliche beschränkende und ihrem Zweck gut
angepaßte Büchlein, die den Anfänger nicht mit überssüssigem Ballast
beschweren, sondern in kluger Beschränkung die elementarsten Unter-
lagen vermitteln, es seiner Individualität überlassend, später nach Be-
darf darauf weiterzubauen. Nicht ganz deckt sich damit, daß in
Heft 35 (Geschichte) dem Abschnitt vom grauen Altertum bis in die
Renaissance eben soviel Raum zugemessen ist wie dem unendlich wich-
tigeren von der Renaissance bis zur jüngsten Gegenwart.

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