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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 12
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Valentien, Otto: Das flache Dach im Garten und in der Landschaft
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Wolf, Ulrich: Gartenbau-Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0206

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So versocht man nicht mehr, mit unerhörten Mitteln
Pssanzen aller Herren Länder zu Parks zusammenzuballen,
sondern man bemüht sseh, die im Weichbild der Stadt
vorhandenen landschaftlich wertvollen Gebiete in die
Dauergrünssächen aufzunehmen und im Rahmen dieses
bodenfländigen Gehölzbestandes interessante ausländische
Bäume zu besonderer Geltung zu bringen.
Wo neue Siedelungen mit ssachen Dächern in solche Grün-
flächen mit Wald und Baumbestand eingefügt wurden,
wird man mit Überraschung die harmonische Eingliederung
in die Landschaft erkennen. Der Gegensatz zwischen den
konstruierten, künstlichen Gebilden, die sseh ehrlich mit
ihren klaren Formen als solche bekennen, und dem natür-
lichen malerischen Wuchs der Bäume und Pssanzen ist über-
aus reizvoll. Die Ornamentik der verschiedenen Pssanzen
kommt vor den ruhigen Fassaden, die die moderne Archi-
tektur auszeichnen,zu besonderer Geltung.
Das Fehlen der Dächer und die dadurch immer wieder

auftretende Horizontale führt zu einer geschloslenen städte-
baulichen Wirkung. Die neuen Stadtteile wirken klar
geordnet. Größere Rücksicht auf das Bodenrelief führt zu
einer innigeren Verbindung mit der Landschaft. Gewöhnlich
wird den Flachdachbauten Mangel an Bodenständigkeit und
Fremdheit in der „deutsehen” Landschaft vorgeworfen. So
lange die bisherigen Baumittel in unserem Klima das Steil-
dach erforderlich machten, war dieses bodenständig. Es ver-
liert aber in dem Augenblick seine Berechtigung und
damit seine Bodenständigkeit, in dem die moderne Bau-
technik den Flachdachbau nicht nur ermöglicht, sondern
auch rentabler macht.
Aber wir können an unseren modernen Bauten, denen dieses
Prinzip zugrunde liegt, zu unserer Beruhigung feststellen,
daß ssnnvolle Formgebung auch zur Schönheit führt. Und
daß die Beziehungen zwischen der Natur und den sach-
lichen Gebilden der Menschen inniger sind als zu den
Äußerungen einer sentimentalischen Lebensauffassung.

Gartenbau^ Ausstel I ungen

Von UlrichWolf, städtischer Gartenarchitekt, Frankfurt a. M.

Der Versuch, die drei großen Gartenbau-Ausstellungen
der Nachkriegszeit als Maßstäbe zu nehmen für die Ent-
wicklung deutseher Gartenkunst, muß notwendig zur Fest-
stellung eines Fiaskos entweder dieser Ausstellungen oder
dieser Gartenkunst führen. Da es kaum einem Zweifel
unterliegen kann, daß den ersten Veranstaltungen andere
folgen werden, ist es pssichtvolle Aufgabe, einmal prinzi-
piell nach dem möglichen Inhalt und Sinn künftiger Aus-
stellungen zu fragen.
Die Sache unseres Gesamtberufes übt heute nach wie vor
auf weiteste Kreise der Bevölkerung stärkste Anziehungs-
kraft aus; es dürfte deshalb auch kaum eine Ausstellungs-
art sonst geben, die so sehr Menschen aller Schichten, aller
Berufe anlockt, in ihren Bann schlägt. Dellen sind sich die
Städte bewußt: In gemeinsamer Arbeit mit den berufs-
ständischenVertretungen wurden die Gartenbau-Ausstellun-
gen im Vertrauen auf die in der Sache ruhenden Sicherheiten
zur Werbung für die Städte, zur Werbung für den Be-
ruf aufgebaut.
Werbung — das Zauberwort dieser Schaustellungen! Ihm
hatte sich alles andere unterzuordnen; Städte, die in Ge-
fahr sind, in ihrer Bedeutung zurückgedrängt und neben
anderen, unbedeutenderen, weniger oft genannt zu werden,
ein Beruf, der wirtschaftlich schwer zu kämpfen hat, der jeden
nur möglichen Versuch der Selbsthilfe unternehmen muß,
sie haben die Werbetrommel gemeinsam gerührt, ihnen
ist es gelungen, die Malle der Menschen anzulocken und
zum Teil auch zu befriedigen.
Man könnte lagen: Die „Erzeugnille“ deutsehen Garten-
baues wurden in seltener Vollständigkeit gezeigt, wobei
allerdings die Arbeit der Gartenarchitekten sich auch als
„Erzeugnis“ darstellte. Es kam darauf an, möglich!]: viel,
möglichst alles, was zu erfallen war, zu zeigen. Und die
Weite des Berufs machte es möglich, das eine mit dem
anderen zu vereinen, ordnende Formen aus der Sache
selbst zu finden. Denn die eigentlichen Erzeugnille des
Gartenbaues haben, wenn sie für sich allein zur Schau
gestellt werden, etwas Buntes und Lautes an sich, ihre
Zusammenstellung wirkt leicht bäurisch, ungeklärt, unge-

ordnet. Sie bedürfen der Unterstützung und Ergänzung
durch die Ruhe und Ordnung gestalteter Gärten.
Darum wohl gab man den Schauen Haltung und Rück-
grat durch die Arbeit des Gartenarchitekten. Man schuf
den großen Ausstellungsgarten, den Ausstellungspark, in
dellen Rahmen sich alles andere einordnen süllte. Damit
war für das Gesamtbild die Gartengestaltung entseheidend
einbezogen; sie mußte aber darüber hinaus als die Führerin,
die leitende Kraft auftreten, mußte den großen Bezirk so
unterordnen, daß für die Vielfalt des zu Bietenden genügend
Teilbezirke geschaffen waren. Sie ruhte also nirgends und
an keiner Stelle in sich selbst, sondern war lediglich Dienerin
einer Ausstellungsidee. Alle Gestaltung mußte geschehen
in Rücksicht darauf, nicht sich selbst, also der Verdeutlichung
eines zweckerfüllten Gartens, sondern der Darbietung viel-
fältiger Gartenerzeugnisse zu dienen; eine Aufgabe, die an
sich dem Garten völlig sremd ist, die zu leerer Dekoration,
zu unverständlichem Aufwand führen mußte; die den Sinn
aller Gartengestaltung entstellt, aus der Arbeit des Garten-
architekten,, Ausstellungsware“neben anderen „ Ausstellungs-
waren“ des Gartenbaues macht. So vollzieht sich eine Ver-
schmelzung: Die reinen Ausstellungen von Gartenbau-
Erzeugnisien, wie sie vor der Jahrhundertwende üblich
waren, werden zusammengeworfen mit der Ausstellungs-
idee, wie sie zu Beginn des neuen Jahrhunderts in Darm-
stadt entstand. (Unter erstmaliger Prägung des Wortes
„Gartenkunst“!) Gartenarchitekten und Gärtner vereinigen
ihre Arbeit in gärtnerischen Schaustellungen. Die Jahrhun-
dert-Ausstellung Breslau r 913 ist der Anfang dazu; dort wog
freilich die selbständige Gartengestaltung noch gleich mit dem
Gärtnerischen und zudem hielt eine machtvolle Architektur
das Ganze zusammen. In den Nachkriegsausstellungen aber
ergibt sich das umgekehrte Bild: Das Material der Gärtner
erdrückt in seiner ungehemmten Verwendung fast völlig
die Gestaltung, der Gartenarchitekt hat sich an die Viel-
falt der Möglichkeiten verloren unter dem Einssuß einer
Ausstellungsidee. Selbst wenn da und dort in der großen
Reihe der Sondergärten spezielle Gartenthemen gestellt
werden, ihre Beantwortung bleibt überall eine Ausstellungs-

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