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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 4
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Ein öffentlicher Sandspielplatz
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0068

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EIN ÖFFENTLICHER SANDSPIELPLATZ
In dicht bebauten Stadtteilen, in denen Hausgärten seiten sind, ist die
Schaffung von Erholungsstätten und in Verbindung mit dielen von
Kinderspielplätzen ganz besonders wichtig. Da aber hier die gärtnerischcn
Anlagen mehr als in anderen Gegenden unter der Ausgelassenheit der
Kinder zu leiden haben, ist es vorteilhaft, für diele einen Platz her-
zurichten, auf dem sie sich zu Hause fühlen und tollen könnten, ohne
die drohende Hand des gestrengen Wächters fürchten zu mussen.
Im vorliegenden Falle handelt es sich um eine solche Gegend, in der
ein alter verwahrloster Parkteil umgestaltet werden Tollte. Nicht nur
durch den Umstand, daß er unmittelbar am Wasser liegt, sondern auch
durch seinen alten Baumbestand waren die Vorbedingungen für einen
glücklichen Entwurf gegeben. Neben Wegen, die den Besucher zum
Wasser führen und eine Anzahl Bänke aufnehmen konnten, von denen
aus die vielen Boote und Dampfer beobachtet werden können, mußte
ein Spielplatz geschaffen werden, der mit Rücksicht auf die geringe Aus-
dehnung der Anlage, möglich!! wenig Platz wegnehmen Tollte. Des-
halb wurde dieser Platz vertieft gelegt, so daß man ungehindert über




Entwurf zu einem kleinen Sandspielplatz. Maßstab 1:400
Von Max Kämpfer

ihn hinwegsehen kann. Unter Schonung einer Linde wurde die aus
der Zeichnung ersichtliche Form gewählt.
Die Oberfläche der 0,50 m hohen Spielsandschicht liegt 0,80 bzw. 1,10 m
unter der Abdeckplatte der den Platz einfassenden Kalksteinmauer. Nur
die 6 cm starke Platte ragt über die angrenzende Rasenssäche hinaus.
Vor den beiden je 12 m langen Mauern läuft eine ununterbrochene,
lehr stabile Bank, die aus zwei Bohlen und 1,50 m voneinander ent-
fernt slehenden Betonsockeln errichtet ist. Ein 2 m breiter, beiderseits
mit abgestuften Kalksteinmauern und dahinter gepflanzten Liguster-
hecken eingefaßter Weg stellt die Verbindung zwilchen den 120 qm
großen Spielplätze und dem um dielen herumführenden Weg dar.
Max Kämpfer.

BÜCH ER SCHAU
Stadtverwaltung Karlsruhe: Der Sportpark Hardtwald. — Der
Rheinpark Rappenwörth. — Karlsruhe 1927.
Höchste Anerkennung gebührt der Umsicht und Tatkraft, mit denen
die Karlsruher Stadtverwaltung an die Gestaltung ihres Gesamtbebau-
ungsplanes herantritt, um die Sünden des 19. Jahrhunderts, seine
Systemlosigkeit und Unordnung, wieder gutzumachen und den neuen
Einsichten über organischen Städtebau und, damit verbunden, den
Aufgaben der Landesplanung und des Heimatschutzes gerecht zu
werden.
Nicht minder aber ist die großzügige Form zu begrüßen, in der sie
in der Öffentlichkeit ihre Pläne darlegt und für sie wirbt, in der rich-
tigen Erkenntnis, daß solche Angelegenheiten Sache des Volkes sind
und nicht vom grünen Tisch aus erledigt werden dürfen.
Zwei Broschüren, reich mit Bildern und ausgezeichneten farbigen Plä-
nen versehen, sind vor einiger Zeit mit einem Begleitwort des Bür-
germeisters Schneider herausgegeben, die solche Aufklärungs- und
Werbearbeit an der Bevölkerung zum Ziel haben. Wir möchten
wünschen, daß sie freudige Aufnahme gefunden und weitgehende Zu-
stimmung zu den dargelegten Plänen hervorgerufen haben.
Die erste Veröffentlichung beschäftigt lieh mit der lystematischen An-
lage der in Karlsruhe dringend nötigen Dauer-Spiel- und Sportplätze.
Als gegründete Stadt des 18. Jahrhunderts besitzt Karlsruhe wie wenige
Städte Deutschlands in seinen alten Teilen ein festes Gefüge, dem sich
spätere Stadterweiterungen, wie die Weinbrenners im Anfang des
19.Jahrhunderts, untergeordnet haben: Gleichsam wie eine Spinne im
Netz sitzt das Schloß im Mittelpunkt der Anlage, sendet nach der
südlichen Hälfte die bebauten Straßenzüge als Radien aus, nach der
nördlichen Hälfte die Alleen und Schneisen durch den weitgedehnten
Hardtwald. Konzentrische Ringstraßen verbinden die Radien unter-
einander. Es ist nicht nur ein Zeichen lebendigen Sinnes für die
Tradition, sondern ebenso ein Zeugnis künstlerischer Einlicht, wenn
man jetzt beschlossen hat, eine neue große Parkringstraße durch den
Hardtwald zu legen. In den durch sie und die Radialalleen gebil-
deten Sektoren will nun die Stadt zahlreiche kleine und große Spiel-
und Sportplätze schaffen, die, von hohem Waldbestand umgeben, das
städtebauliche Gegengewicht zu den südlichen Wohnquartieren bilden
werden. Wir geben der Stadtverwaltung recht, wenn sie hier die
Sportanlagen vorzieht, und nicht, wie von anderer Seite vorgeschlagen,
erst jenseits der großen neuen Ringstraße eine zusammengefaßte Stadion-
anlage schafft. Eine sinnvolle Dezentralisation ist nötig im Sportbetrieb.
Ausschlaggebend ist vor allem auch die größere Nähe der Wohnquar-
tiere, und die Ruhe der entfernteren Waldquartiere wird auf diese
Weise am bellen gewährleistet. So wird im Machtbereich des Schlosses
ein neuer Gesellschaftspark entliehen, der der ganzen Anlage neuen
Sinn und Gehalt verleiht: die Überführung aus dem Aristokratischen
in das Demokratische. —
Die andere Broschüre befaßt sich im Zusammenhange großzügiger
Landesplanung und Grünssächenpolitik mit der Erschließung und
Nutzung des landschaftlich so überaus reizvollen, aber zu wenig be-
kannten Rheinufers im Wellen der Stadt. Die Intel Rappenwörth, in
einer Größe von etwa 130 ha und umssossen vom Rhein und seinen
Altarmen, ist ausersehen, zu einem großen Bade- und Erholungspark
ausgestaltet zu werden, wobei die Gesichtspunkte des Heimatschutzes
und der Erschließung von Naturschönheiten eine gewichtige Rolle mit-
spielen. Das wilde Baden soll in organisiertes Baden umgewandelt
werden, nicht nur einzelne, sondern Tausende der Bevölkerung sollen
Erholungs- und Stärkungsmöglichkeiten finden. Ein riesiges Strandbad
in Sichelform, gegen den Strom geschützt durch einen Damm, aber
von ihm gespeist, ist vorgesehen, umrahmt von Tummel- und Lager-
wiesen und den nötigen Wirtschaftsbauten. Für gute Verbindung zur
Stadt wird besondere Sorge getragen. Dr. H.

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