Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 42.1929

DOI Heft:
Nr. 7
DOI Artikel:
Lantzsch-Nötzel, Arno Martin: Neue Arbeiten von H. Fr. Pohlenz
DOI Artikel:
Was bedeutet der Kampf um das preußische Städtebaugesetz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0112

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
tritt die Originalität des Verf ass ers klar zutage (Abb.S. 106/07) •
Ähnlich wie bei dem Volksparkprojekt im Großen grup-
pieren sich hier im Kleinen die Einzelteile um eine große
Rasenssäche: hier sind alle Motive ineinander flüssig ver-
kettet und zwanglos an die Architektur angegliedert.

H. Fr. Pohlenz wurde in dieser Zeitsehrif t schon des
öfteren Gelegenheit gegeben, seine Arbeiten zu zeigen.
Man kann wohl ohne Einschränkung feststellen, daß
seine Entwicklung die vermutete aufsteigende Kurve be-
schrieben hat.

Was bedeutet der Kampf um das preußische Städtebaugesetz?

„Die Wirtschaft muß die Grundlage des Städtebaues sein;
als Endziel aller städtebaulichen Untersuchung, Erwägung,
Planung muß uns ein Gebilde vorschweben, das ohne
Leerlauf und ohne Störung in vollkommener und zweck-
mäßiger Form die Gesamtwirtschaft und die aus ihr
folgende Zivilisation und deren Kultur befriedigt”.
Verbandsdirektor Dr. Schmidt-Elsen.
Es ist verständlich, wenn
eine Zeit permanenter
Wirtschaftskrisen als
Grundpfeiler allen Da-
seins die Wirtschaft an-
sieht. Es ist verständlich,
wenn das Problem der
endlichen Krisenüberwin-
dung auch zu einem
Problem des Städtebaues
wird. Nicht verständlich
ist aber, wenn man die
Wirtschaft als etwas Un-
veränderliches ansieht
und glaubt, den Ablauf
des W irtschaf tsgeschehens
durch Rationalisierung
alter Methoden i n a n d e r e
Bahnen lenken zu können.
An sich ist ja Wirtschaft
Wirtschaft. Der Verände-
rung unterworfen ist ihre
Form. Und mitdemWan-
del der Wirtschaftsform
ändert sich naturnotwen-
dig auch alles, was in seiner
Erscheinungsform durch
lie bedingt ist. Vor allem die Siedlungsform der mensch-
lichen Gesellschaft. Dorf, Stadt und Großstadt sind Be-
gleiterscheinungen bestimmter Wirtschaftsepochen. Dorf
ist die Periode der geschlossenen Hauswirtschaft, Stadt
die der territorial begrenzten Volkswirtschaft, Großstadt
die der hochgestaffelten und vielgegliederten Weltwirt-
schaft. Der große Regulator der Erzeugung, des Um-
laufs und des Verbrauchs aller Güter hat also auch der
heutigen Großstadt ihre Form gegeben. Und aller
Städtebau (diese Bezeichnung ist für die darunfer segelnden
Bestrebungen allerdings nicht mehr zutreffend; belser sagt
man Landesplanung) muß sich notwendigerweise in der
Zeit der Weltwirtschaft mit dem Problem Großstadt,
ihrem Träger, befallen.
Wie ist ist die wirtschaftliche Sachlage von heute? Wie
wird die von morgen sein? Das sind gleichzeitig die Fragen
nach der Siedlungsform von morgen. Vor einiger Zeit hörte
ich Prof. Sombart die Wirtschaftsentwicklung unserer Tage

folgendermaßencharakterisieren: Der Kapitalismus, die heuti-
ge Wirtschaftsform des Abendlandes, tritt in seine Spät-
epoche ein. Er wird weiter existieren, wenn auch neben
ihm bereits die Anfänge einer neuen Wirtschaftsform
deutlich sichtbar werden. Diese andere, kommende Wirt-
schaftsform nennt er Planwirtschaft. Sie ihren Merkmalen
nach hier näher zu schil-
dern, halte ich für nicht
notwendig. Wir sehen
sie als Kollektivismus in
der Wirtschaft (Tarifver-
träge). Der Einzelne zählt
nicht mehr. Es zählt die
Gewerkschaft, die Ge-
nostenschaft, das Syndikat
usw. Sichtbar wandelt
sich unter diesen Ein-
flüssen auch das Siedlungs-
bild (Kollektives Bauen).
Wir sehen Planwirtschaft
in der Absicht der eng-
lischen Regierung, 25000
Bergarbeiter aus England
nach Kanada iiberzue
siedeln. Wir sehen sit
auch in dem Abs chnit-
„ Flächenaufteilungs-
pläne” des Entwur-
fes der preußischen
Staatsregierung zu
einem preußischen
Städtebaugesetz.
Erst von hier aus lallen
sich die Fronten der für und gegen das Gesetz kämpfen-
den Parteien übersehen. Auf der einen Seite der Ge-
setzentwurf der Regierung, die mit ihren Vorschlägen un-
ausgesprochen den kommenden Wirtschaftsentwicklungen
die Wege offen halten will.
Auf der anderen Seite alles, was als Institution der
kapitalistischen Wirtschaftsform entstanden ist, sie trägt,
oder in sie hineingewachsen ist: Der Haus- und Grund-
besitz, die Industrie, die Landwirtschaft, das Handwerk,
kurzum alles, was landläufig unter die Realwert-Besitzenden
gerechnet werden kann. Diese Gruppen, die ich zusammen-
gefaßt als Gesamtwirtschaft bezeichnen möchte, fürchten
das Eindringen bodenreformerischer Ideen in die Landes-
gesetzgebung. Sie fürchten, daß die mit der Durchführung
der Flächenaufteilungspläne verbundenen Nutzungs- und
Eigentumsbeschränkungen starke Wertzerstörungen, be-
sonders starke Erschütterungen des Realkredits zur Folge
haben. Sie fürchten, daß die „angemessene” Entschädigung

Brunnengarten, Plan 17 a. Entwurf H. Fr. Pohlenz,
Gartenarchitekt DWß und VDG, Duisburg.


104
 
Annotationen