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Die Gartenkunst — 42.1929

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Nr. 10
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Heicke, C.: Ausstellung des Vereins deutscher Rosenfreunde Koburg 1929
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Gärten und Häufer von Sepp Rasch
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0165

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Pflanzenfreunde angelest, der mehr
guten Willen als Ges chick und Raum-
gefühl bei Aufteilung und Ausge-
staltung bewiesen hatte. Erheblich
belser wirkte wieder der „Ländliche
Hausgarten” (21) von Hellwig-Go-
tha. Er war schlicht der Länge nach
durch einen Weg auf geteilt, der
an einem Ende in einen Obstlauben-
gang zwischen einem kleinen Kindet-
gärtchen und einem Sandkasten auf
den Garteneingang,am anderen Ende
auf ein Gartenhaus mündete, das
zwischen Beeten hoher Stauden und
Blütensträucher stand; längs des
Weges auf der einen Seite Rasen,
o 7
der anderen Gemülebeete, an den
Längsseiten von Blumen Rabatten.
Den Beschluß bildete ein „Einfacher
Staudengarten” (20) (J. Schmitz-
München), ein Rasenviereck, all-
seitig von breiten Staudenrabatten,
gut bepflanzt, umgeben (Abb.S. 155).
Ein breiter Zugang aus Klinker war
mit gefälligem Bildwerk (Putten)
von Prof. Poerzelt-Coburg auf den
Wangen geziert.
Im wesentlichen flehten diese tech-
nisch gut durchgeführten Gärtchen
sinn- und zweckvolle Beispiele dar,
die zu mittelbarer Anregung für die Lösung praktischer
Aufgaben dienen konnten, ohne zuvor des üblichen Auf-
wandes an ausstellungsmäßigem Beiwerk entkleidet zu
werden. Es würde zu weit führen und unseren Bericht
zu einer nüchternen Aufzählung von Einzelheiten machen,
wenn wir den Bericht weiter ausspinnen wollten. Besonders
die Details an Rosen-Sonderbeeten, Dahlienneuheiten und
dergleichen interessieren hier nicht weiter. Was die Aus-
heilung als Ganzes auszeichnet und worauf in unseren
Ausführungen bereits hingewiesen ist, war der Umstand,
daß alle Teile gut durchgebildet und gegeneinander mit
künstlerisehern Feingefühl abgestimmt waren. Es war nichts

vorhanden, dem man ansah, daß es
als Clou verblüffen sollte. Das gilt
sowohl für die architektonische Glie-
derung, — für baulichen Aufwand
war ohnehin, wie eingangs erwähnt,
kein Geld vorhanden — wie für die
gärtnerische Durchbildung.
Seifert hat es eben verstanden, sich
in den wenigen Jahren, seit er als Gar-
tenarchitekt tätig ist, auch mit dem
Werkstoff des Gärtners durchaus
vertraut zu machen. Er beherrscht
das Pflanzenmaterial nahezu voll-
kommen. Besonders gilt das für
das reiche Gebiet der Stauden, die
immer mehr zu dem Material werden
das unseren Gärten neben raumbil-
denden Gehölzen und Bäumen ihr
Gesleht gibt.
Dabei hält er sich trotz der Ver-
suchung, die in ihrem Arten-, For-
men- und Farbenreichtum liegt, da-
von fern, seine Gärten mit Stauden
zu überladen, wie das mehr und mehr
bei architektonisch weniger sicheren
Fachleuten nachgerade zu einer Un-
sitte geworden ist. Seifert bleibt sleh
stets bewußt,daß der Garten an Form
und Ausdruck verliert, je mehr man
ihn, der zum Gebrauch und als Auf-
enthaltsraum für Menschen im Freien bestimmt ist, so
vollstopft, daß die Aufenthalts- und Bewegungsmöglichkeit
unter der Überfülle an sich schöner Pflanzenarten schwin-
det und man letzten Endes nur noch über Reihen von
„Schrittsteinen” balanzieren kann, wenn man sich im
Garten ergehen will. Auch der Rasen, der in den ge-
priesenen „Steingärten“ fall: ganz in den Hintergrund tritt,
behält bei ihm noch Daseinsrecht und erfüllt seine Auf-
gabe als Flächenbildner. Wir werden gerade für diese
Seite Seifertscher Gestaltungsweise demnächst noch Belege
an Hand einer Reihe von Bildern aus von ihm geschaffenen
Gärten beibringen.


Bronze-Reh, Bildhauer Hans Penzer, München
Rosen-Ausstellung Koburg 1929

Gärten und Häuser von Sepp Rasch

1. Des Verfassers eigenes Heim*)
Es dürfte nicht alltäglich erscheinen, wenn ein Gartengestalter
der Architekt seines eigenen Hauses ist. Das ist kein Fehler,
wenn man es erlernt. Hat man erst mehrere Bauprojekte bis
ins Detail durchgearbeitet — das muß man schon, um die
Konstruktion zu verliehen, — so erkennt man klar
und natürlich die Zusammenhänge und die daraus zweck-
mäßig entstehende Gestaltung. Man begreift dadurch viel
eher die Beziehung und Aufgabe des Gartengestalters, die
sich dem Hausbau werktätig anfügt. Einem guten Garten-
fachmann darf es dann nicht schwerfallen, auch die Be-
ziehung zur Natur aufzugreifen und diese geschickt aus-
zunutzen.
Der vorliegende Entwurf ist eine Studienarbeit des Ver-
*) Abbildungen S. 158 u. 159.

fassers und ist mit dem Ziel einer späteren Verwirklichung
entstanden.
Das Haus:
Vornherein iei erwähnt, daß es sich um einen Bau handelt,
der einmal den Zweck des Wohnens in heutiger Form und
einen solchen des Arbeitens unter mehr finanzpolitischer,
wie rein intellektueller Existenzauffassung verfolgt.
Der Grundriß ist daraus hergeleitet. Er verbindet Wohn-
haus mit Geschäfts- und Arbeitsraum des Besitzers.
Der große Wohn- und Speiseraum im Erdgeschoß hängt
stark mit der familiären, wie gesellschaftlichen Einstellung
der Inwohner zuiammen und soll mit dem Gartenraum
direkt in Fühlung treten. Die Sympathie für die klare
Form in der Fassade findet weiter Auswirkung in der
Innenraumgestaltung und Ausstattung.
 
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