Siedlergärten Frankfurt a. M.-Praunheim: Innigste Verbindung von Wohnraum und Garten mit gepssastertem
Sitzplatz als Zwischenglied. Ausdruck einer Siedlungsgemeinschaft unter Wahrung des Eigenbestandes der Einzelzelle.
für die, denen der kleine Hausgarten nicht genügt, und von
Spiel- und Sportplätzen, und werden schließlich dort, wo
es wirtschaftlich tragbar erscheint und die Gelegenheiten
es erheischen, die Natur möglichst unangetastet sich selbst
überladen, Wälder insbesondere erhalten, wo sie fehlen,
neue aufforsten, Fluß- und Bachufer begehbar machen. Wir
leben alle im Nachkriegs-Deutschland erheblich über unsere
Verhältnisse; die pasfive Bilanz unserer Volkswirtschaft er-
weist es allzudeutlich. Wie wir in unseren Wohnungen die
gute Stube (die „kalte Pracht”) langsam abbauen, so wer-
den wir auch auf die gute Stube der Stadt, den repräsen-
tativen Grünplatz, mehr und mehr verzichten.
Aber eins tut not, wenn wir dieses Ziel der Auflocke-
rung der Großstadt, dieser Durchdringung von Stadt
und Land, erreichen wollen: Eine völlige Wandlung der
heute noch im Vordergrund slehenden Anschauungen
über das unbeschränkte Recht des Einzelnen am Boden.
Noch immer herrscht die Vorstellung vor, und die Fi-
nanzämter nähren diesen Glauben eifrig durch ihre Ein-
sehätzungen, daß jeder qm Boden an der Peripherie der
Stadt, ja in der ganzen Gemarkung von Natur her Bau-
land darstellt und dementsprechend bewertet werden muß.
Im Gegenteil: Jeder Boden ist nur das wert, was er
trägt, und müßte zu diesem Wert durch ein ausgebautes
Enteignungsrecht von der Allgemeinheit jeder Zeit in An-
spruch genommen werden können. Die Entscheidung,
welcher Boden Bauland werden soll, liegt einzig und
allein bei der Stadtgemeinschaft, und nur durch ihre Lei-
sfungen geht der Umwandlungsprozeß vor sich. Erst
wenn uni er Bodenrecht auf dieser Erkenntnis aufgebaut
sein wird, werden wir über Einzellösungen hinaus zu
der Stadt- und Lebensform kommen, die Ausdruck des
XX. europäischen Jahrhunderts zu heißen verdient. —
Die eingestreuten Abbildungen möchten unter Verzicht
auf strengen Zusammenhang mit diesen Zeilen nur An-
fänge und Versuche aus dem Kampfe Frankfurts um die
neue Stadtform zeigen. Es sind nicht akademisch reine
Zielsetzungen, sondern Verwirklichungen und verwirk-
lichungsnahe Projekte, die sich mitunter an Hemmnissen
der Gegebenheiten und des wirtschaftlichen Zwanges ab-
schleifen mußten, deren anstoßgebende Beweiskraft aber
eben dadurch vielleicht nur noch gewonnen hat.
Kritische Gedanken zur Gartengestaltung 1928
Es wird am derzeitigen Gartengestalten viel Kritik geübt,
mündlich und schriftlich, in Zeitungen und Büchern, bei
Zusammenkünften und Tagungen, und fast möchte einem
der Mut vergehen, statt „belser zu machen”, weiter mit
zu kritisieren. Sieht man jedoch diese Kritiken selbst
kritisch an, so kann man feststellen, daß die meisten nur
die Manier des jeweiligen Gestalters, d. h. seine besonde-
ren Eigentümlichkeiten, gewissermaßen seine Handschrift
betreffen und nicht das Gestalten an und für sich, mit
seinen allgemein gültigen Problemen. Dies einerseits.
Andererseits fordert einen der Abstand zwischen aus-
geführten Anlagen oder Abbildungen von solchen und
den vielen umlaufenden Theorien, Programmen und Er-
klärungen zum Nachdenken darüber auf, warum die
Praxis der Theorie nicht zu folgen vermag oder die
Theorie nicht imstande ist, sich vollwertig in Praxis um-
zusetzen.
Bei diesem kritischen Nachdenken wird einem vor allem
das sozusagen „spezialisierte” Talent unserer Kollegen auf-
fallen. Wir können ganz klar Gruppen solcher unter-
scheiden, die mehr, oft hauptsächlich glänzende Graphiker
darstellen, gegenüber dem großen Kreise derer, die über
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