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Die Gartenkunst — 42.1929

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Valentien, Otto: Hängende Gärten
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https://doi.org/10.11588/diglit.59006#0065

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Torpfeilern wachsen Agaven und Euphorbien, dekorativer
als die schönste Plastik.
Tem die gute ästhetische Wirkung des flachen Daches
noch nicht klar geworden ist, der fahre an die Riviera.
Er vergleiche hier einen alten unberührten Ort mit einer
neuen Ansiedlung. Die meist aus dem Norden zuge-
wanderten neuen Bewohner bringen alle hundert Formen
und Variationen des steilen Daches mit. Der Weg ist
also ein umgekehrter wie bei uns und die Wirkung eine
für das steile Dach beschämende.
Daß die ursprüngliche gewachsene Schönheit des Landes
Zu gedeihen aufhörte, ist nicht verwunderlich. Der Fiem-
denverkehr hat nicht nur eine Menge fremder Menschen
ins Land gebracht, sondern auch die eigentlichen Be-
wohner ihren bodenständigen Berufen entfremdet. Ihr
Land ist das Eigentum fremder Menschen geworden und
ne selbst haben die Beziehung zur Landschaft verloren.
Die Wohnstätten der neuen Besitzer sind ebenlo land-
fremd wie sie selbst; überladen mit fremden Formelementen,
gekünstelt und unruhig in der Architektur. So sind auch
die Gärten, überladen mit Einzelheiten. Glasierte Vasen
und Balustraden, Teppichbeete, Ornamente aus buntem
Kies und ähnliches 1
Aber die Natur läßt sich nicht ins Handwerk pfuschen.
Sie formt sich überall ihre eigenen Geletze. Sie hält uns
schadlos und überzieht alle diele Geschmacklosigkeiten mit
ihrem Grün. Die Struktur, die sich als Skelett jedes Gar-
tens immer neu aus den jeweiligen Bodenverhältnisfen er-
gibt, das Gefüge der Mauern, TerrasTen und Treppen
machen, im Verein mit der südlichen Flora, diese Gärten
dennoch interessant und schön.
Die beigefügten Reiseskizzen sind in dem klimatisch am
meisten begünstigten Gebiet der Riviera aufgenommen.
Sie zeigen Beispiele aus dem besonders schönen Land-
strich zwischen Monako und Nizza, dem sogenannten
„Kleinen Afrika”. O. Valentien.

Auf Betonpfeilern vorgebauter Garten bei St. Jean




Aufgang zu einem Villengarten

Alte Kulturterrassen bei Eze
 
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