Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Vierter Theil): In welchen eingeführt/ erwogen und abgehandelt werden/ allerhand Historische/ Physicalische/ Mathematische auch andere Merckwürdige Seltzamkeiten/ Welche in der Menschen Lebens-Lauff/ am Himmel/ in der Lufft/ im Meer und hin und wieder auff Erden sich jemahlen begeben und eräugnet haben: Allen Liebhabern dieser Curiositäten auffgesetzt/ aus den bewehrtesten Scribenten zusammen getragen/ in offendlichen Druck verfertiget/ und mit vielen Kupffern gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von VViering, 1689 [VD17 12:109610N]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67102#0120

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
kerLnouxs eukiosL, 97

Die wunderbahre Erlösung.

MV Jemand hatte dieses Mord-Stück gese-
Uv hm. Der Orth war abwegig / und von
der Landstrassen entfernt ; die Grube ziemlich
liess / darumb die Frau / nachdem sie von dem
schweren Fall/von denStich'en und Wunden sich
wiederum in etwas erholt/von keinemMenschen
kunke gehört werden / wie heffrig sie auch schrie
und Ismentirte. Wem hatte es sollen zu Oh-
ren kommen / in einer solchen Gegend/ da nie-
mand wohnete/auch kein Mensch wandelte? Al-
so hat die Armselige sich müde geschrien / doch
endlich zur Ruhe geben/ undalda/ in solcher be-
trübten verlassenen Wohnung allein bleiben
müssen/ in welcher sie gantzer zwey und siebenßig
Lage / nemlich vom vecembris, biß an den
22 Hornungs- Tag auch verharret.
Zuletzt ist dahin ein armer Bauersmann/Na-
mens älbsiä», gekommen/ einen Sparges-Sa-
lat zu sammlen; und indem er einen und andren
Stengel abbrechen wolle/welcher hart am Ran-
de derHölen gestanden; ist ungefähr ein kleiner
Erdkloß in die Grube hinunter gefallen. Hierauf
ermuntert sich die armeVerlaffene/und schreyet:
Wer ist droben? Das Baurlein entsetzt sich an-
fangs einwenig/über die Stimme/ermannet sich
doch endlich / und rufft wieder entgegen: Wer
bist du vtelmehr/der drunten ist ? Verstehet hier-
nechst/ aus ihren/ wiewohl etwas verwirreten/
und übel formirten Reden / das Unglück / so ihr
wiederfahren/ und verspricht ihrer flehentlichen
Bitte / daß sie möchte durch seine Beförderung
errettet werden/treulich nachzuleben/ gehet auch
darauffgerades Weges nach der SladMbs.cka
zu/und zeigt es der Obrigkeit des Orths an.
Diese/durch eine so seltzame Zeitung bewogen/
hatalsofort einigeMannschafft / nebenst andrer
Zubehvrung dahin abgeferkigt / und die Frau
heraus ziehen lassen : Die im Gesicht sehr ein-
gefallen/ mager/ dürr und bleich sähe; doch noch
ziemlich gehen kunte. Ihre Kleider waren der-
massen vermodert und erwürbet / daß sie rissen/
Lom. IV.

wenn mannur ein wenig daran zoch. Gefragt/
wie sie dahinein gekommen? erzchlete sie den
gantzen Verlaust. Und als man forschete / was
ihre Speise und Unterhalt gewesen ? womit fit
die Wunden geheilet hätte ? antwortete sie vor
mänklglichen/und betheurteeydlich/sie hätte mit
nichts anders / als gar wenigem Regenwaffer/
so in der Gruben noch hinterstellig gewesen/ ihre
Wunden etliche mahl ge^aschen/auch in demsel-
btgen Wasser ihren Schleper oder Kopfs- Tuch
genctzet/Md daraus jemahlen ein wenig gesogen/
im übrigen sonst nichts/ weder zu beissen noch zu
brechen gehabt/wedergeffen nochgetruncken/in-
nerhalb den 72 Tagen / die sie in solcher wüsten
und verzweistelten Behausung zugebracht.
Allen diesen Hande! hat man so/wie er sich zu-
getragen/öffentlich auffgezeichnet/ und die Ur-
kund davon in der Stadt/ wohlverMhrlich aust-
zuheben befohlen.
Eine solche gäntzliche Speise- Enthaltung da
etliche Menschen gar im geringsten nichts genies-
sen/ auch nicht einmahl ein Tröpfflein Wassers/
muß nohtwendig durch übernatürliche Hülste
allein bestehen. Wo aber einige natürliche / ob
gleich gar geringe Mittel als Wasser und einige
Feuchtigkeit von dem Fastenden genossen wer-
den; da bedient sich die übernatürliche Hülste
solcher natürlichen Dinge etlicher massen / zue
Erquickung und Labung deß Menschen. Wie,
wol solche Labung dennoch ihm keine rechte Nah-
rung geben kau / und also die übernatürliche Ur-
fach dennoch das meiste hiebey thua muß/ohnan-
gesehen sie mit einiger natürlichen sich vieGicht/
denn und wenn vereinigen mag Daher ich mir
nicht wohl einbilden kan/daß eine einige so lange
Fasten vollkömmltch/und allein in-der Natur ih-
renUnterhalt finde.Im übrige ist es nicht zu laug-
nen / daß bey sothanen Fällen die Natur manch-
mal Nüht leidet/un daß bald hie bald da sonder-
bchre LxtrsvsALvtzen desfals zu hören und zu
vernehmen sind.
N Die
 
Annotationen