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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Vierter Theil): In welchen eingeführt/ erwogen und abgehandelt werden/ allerhand Historische/ Physicalische/ Mathematische auch andere Merckwürdige Seltzamkeiten/ Welche in der Menschen Lebens-Lauff/ am Himmel/ in der Lufft/ im Meer und hin und wieder auff Erden sich jemahlen begeben und eräugnet haben: Allen Liebhabern dieser Curiositäten auffgesetzt/ aus den bewehrtesten Scribenten zusammen getragen/ in offendlichen Druck verfertiget/ und mit vielen Kupffern gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von VViering, 1689 [VD17 12:109610N]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67102#0825

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No.r>; kLLX'rionss 6u»los«. 7j7

Der weissagende Narr.

^°) N dem Spanischen Hofe hat es allezeit
Lb kurtzweilige Nahte und Stocknarren/die
aus der Barbarey gebracht werden / und sich da»
hey vor Warsager ausgeben. Es begab sich eins»
mahls/daß ein solcher Hoff-Narr an der Köaigl-
Taffel sitzen sähe Rugonern komeslnpsni-
«m damahligen PäbstlichenAmbaffadeur: ker,
recurn elnrFranctseanerMünch/und denkroro-
ootsrium 8Loa6rLtem» Da sagte er unter an»
dernkurtzweiligen Schwenckenzum KönigePhl-
lkppo- Du weist nicht/ mit wem du issest? Als
der König fragte / warum er solches sagte? aut»
wortete er: Darum / weil du mit drey Päbsten
issest: und als er dieses sagte/ gieriger und klo»
pfete dem Loaesrnpsmo auff die Gchulter/Her-
«ach gieng er hinunter an die Taffel / und klopfe-
te auch keretlum also/ endlich gieng er zur Sei-
ten/und klopfete auch den 8kooör»t»m, als den
dritten/und zeiget also an die Ordnung ihrer Er-

höhung/ wie sie hernach erfolget ist/ welches da-
mahl gar wohl ist angemercket worden, esje-
rur pskt. r. ekroaologise novevLNL.
Als ^»ao 1564. die Pest am Rhein hefftig
grassirte / da geschähe es mit vielen zu Basel/
die da sturben/daß sie in ihrer heffkigsten Kranck«
heit/und etliche St undenzuvor/ehe sie den Geist
auffgaben/ einen von ihren Verwandten/ Nach»
bahrn oder Freunden mit Nahmen und Zunah-
men rteffen. Der solcher Gestalt geruffen wor»
den/ward bald kranck/und thät dergleichen/ und
solch fordern erstreckete sich auff den dritten oder
vlerdten/und alsofort weiter: Also daß man hat
gesagt / die Krancken wären Gottes Stadt-
Knechte/welche diejenigen muffen vorladen / s-
die Göttliche Vorsehung / in Person zu erschel-
nen/bestimmet hetke, 2vv'm§.
lidr. 4.

Der behende Dieb.

dieser Materie gehöret folgendes
sM Exempel. Zu Leuneburg in Preussen
war ein sehr behender Dieb / der einem ein
Pferd stehlen kunte/ wie fürsichtig er auch war.
Nun hatte ein Dorff-Prediger ein schönes
Roß/welches er demFischmeister zuAngerburg
verkaufft hatte/es war aber noch nicht geliefert.
Der Dieb wettet / er wolle dieses Pferd auch
siehlen/und hernachsein Diebs-Handwerck an-
geben; Aber der Prediger erfuhr es / ließ es
demnach also verwahren und verschliessen / daß
er nicht dazu kommen kunte. Da er abereins-
mahls mit dem Pferd in die Stadt ritte. Kam
der Dieb auch in Bettlers Kleidern mit 2 Krü-
cken in die Herberge / alda zu betteln. Da er
nun merckete/daß der Pfarrer bald wieder auff-
sitzen wolte/nach Hauß zu kehren/machet er sich
vorher auff das Feld / wirfst die Krücken auff
einen Baum / legt sich darunter/ und erwartet
lom iv. N

des Priesters getrost. Dieser ksmbt wohl bs-
zecht bald hernach/ findet ihn alda liegen / und
sagt: Bruder auff! auff! dieNacht kombt her«
bey/ gehe zu Leuten/ die Wölffe möchten dich
sonst diese Nacht zerreissen. Der Dieb sprach:
Ach lieber Herr / es waren jetzt böse Buben al-
hier/welche mir meine Krücken auff den Baum
geworffen / nun muß ich alhier sterben und ver-
derben / dann ohne Krücken kan ich gar nicht
fbrtkommen. Der Prediger erbarmet sich sei-
ner/ springt vom Pferd / gibt ihm dessen Zügel
in die Hand/ffolches zu halten/ ziehet den Reit-
Rock aus/ legt ihn auffden Sattel / und steiget
also auffden Baum / dem vermeinten Bettler
die Krücken wieder herab zu langen. Dieser
aber nicht faul/springt behende anff das Pferd/
rennet davon / wirst? die Bettlers Kleider ab/
zeucht dagegen des Priesters Reit-Rock an/
und. last denselben zu Fuß nach Hause gehen.
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