Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]: E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Vierter Theil): In welchen eingeführt/ erwogen und abgehandelt werden/ allerhand Historische/ Physicalische/ Mathematische auch andere Merckwürdige Seltzamkeiten/ Welche in der Menschen Lebens-Lauff/ am Himmel/ in der Lufft/ im Meer und hin und wieder auff Erden sich jemahlen begeben und eräugnet haben: Allen Liebhabern dieser Curiositäten auffgesetzt/ aus den bewehrtesten Scribenten zusammen getragen/ in offendlichen Druck verfertiget/ und mit vielen Kupffern gezieret (Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von VViering, 1689) [VD17 12:109610N]

Ko. 98

KrM'rlo^LS Cukiosx. 777

NochmehrverschwindendeBäche.

S will aberdiese Seltzamkeit bey vorer-
8K zehlten Exempel« noch nicht bewen-
den lasse« / dann der Bach Schmiecha / wel-
cher gegen dem Kloster Urspringen in Schwa-
ben herfür kombt/ verlieret sich/nach dem er ein
Stückwegs fsrtgelauffen / in einem Wiesen-
Grrrnd/daß man nichts mehr davon siehet. ke-
lix kaber lib. 2. »M. 8vev. c. 14. Ich Wil all-
hier nicht .anführe« die Meinung derer/ welche
fürgeben/ daßdie 4Ha«pt-Steöhme/ so aus
den Garten-Eden kommen/noch heute im We-
sen sollen seyn / wiewohl verborgen unter der
Erden hinlauffend/ anderweit / ferne davon

Wieder herfür kommen sollen. Es mag aber
der Paradiß anuoch in dieser Welt auff seinem
alten Matz stehe« / oder durch die SuudfluH
gäntzlich verwüstet seyn / so ist er doch heut ur
Tage dergestalt vor uns verborgen/daß wir kei-
ne Merckzerchen mehr davon übrig sehen / aus
welchen erhellen möchte/ wo er gestanden hette/
oder annoch stehet. Und stünde der Paradiß
gleich annoch / so hat doch aussekZweiffeldie
Sündfluth den Lauff und Ursprung desselben
Ströhmen dergestalt verstopfet/ daß manZar
mchts gewisses darüber urtheilen kan.

Die schreckliche Host.

AK S haben die Seefahrende Leute osst er-
W/ fahren müssen ein gewisses Ungewttter/
welches aus einer kleiner Wolcken erwächset/
dann es geschicht nicht selten auff der See / daß
hey stillem Wetter und gantz ruhiger See em
kleiner Dampffaus derselben auffsteiget/ lang-
licht-schmchl wieeinErmel oder Manns-Hose-
Davon sieden Nahmen bekommen d r Dampff
steiget höher auss/ und breitet sich in kurtzer Zeit
dergestalt auß einander/daß Himmel und Meer
mit Fünsternüß überzogen wird. Aisdan folgen
unglaublich starcke Winden uydsie/Seewirsst
HiMMel hohe Wellen auff. Xircker.munZ.
lubt. rom. i- lib. 4. Oivik. 2. csp. 5. kropot. 8»
Es geschicht auch wohl/daß unter dem schon ent-
standenen Ungewttter sich in der Lusst eine Hosen
sehen lassen/welche machen/daß die Sturmwin-
de und das Wüten der See anhält / als welche
hiedurch frische kl-rene, die Lufft zu bewegen/
überkommen- kollivg. Ze LU einem» psg» »7
Vligerü kiÄiscellsues p. 129. derFrantzösis-Herr
Ze 'rkevento ist auch in solchem Sturm-Wet-
ter/so von Hosen entsprungL/gewesen/rvas hat er
aber gesehen? Er spricht/«!- ein Calholischer/al»
lom VI.

so: Ich begunte alsobald zu lesen das Evangeli-
um Sc. Johannis/ wie man solches bey Endi-
gung der Meß zuthun pfleget/ auffdaß Gott uns
durch die Krafft des heiligen Evangelii von die»
ser Hose behüten wolle. Ein ungemeiner Schrö-
cke war unter dem Volck. Einer liess hier 1 der
ander dort- umb sein Merck zu verrichten / daß
in dergleichen Fälle« nöhtig ist. Alle unsere
Francken thäten nichts anders / als schreyen und
ftügen / ob niemand das Evangelium Et Jo,
Hanni S hette? Sie kamen auch zu mir. Ich
sprach/daß ich es gleich jetzo lese/ und also bähte»
sie mich / darin« fort zu fahren / welches ich ver-
sprach/als ein gutes Mittel/umb Gottes Schutz
über uns zu ziehen. Und warlich / ich hörete
nicht auffzu lesen / bevor alle Hosen wieder ver-
schwunden waren. Andere Leute bringen ei«
Messer in solcher Roth herbey mit einem schwar-
Stiel/umb die Hose zu schneiden.
Was sonsten von der Lesung dieses Evangelii
bey dergleichen Begebenheit zu halten / davon
läffet man das Urtheil einem jeden Verständi-
gen anheim gestekel seyn.
Bbbbb Als