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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Vierter Theil): In welchen eingeführt/ erwogen und abgehandelt werden/ allerhand Historische/ Physicalische/ Mathematische auch andere Merckwürdige Seltzamkeiten/ Welche in der Menschen Lebens-Lauff/ am Himmel/ in der Lufft/ im Meer und hin und wieder auff Erden sich jemahlen begeben und eräugnet haben: Allen Liebhabern dieser Curiositäten auffgesetzt/ aus den bewehrtesten Scribenten zusammen getragen/ in offendlichen Druck verfertiget/ und mit vielen Kupffern gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von VViering, 1689 [VD17 12:109610N]

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https://doi.org/10.11588/diglit.67102#0490

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^0.55 erntvZL. 4z;
Die Oontinvätion diestr Materie.

S fährst unser angezogener Autor in sei-
nem angefangeuen Discvurs ferner fort /
und bearbeitet sich gewaltig/uns etwas einzubil-
den/daswiruicht glauben.
Wir sehen / spricht er/im Winter die Seulen/
Marmor und Tempel - Wände unauffhörlich
schwitzen und Tropffen faken lassen / welches ja
geschehet / wann die Lufft sich in Wasser reürl-
vrrr. Eben dieser ^uror spricht an einem an,
dernOrthe/daß auff den Spitzen der Bergen al-
wege Dünste schwebe«/ voller Thaues/ und daß
solche jedesmahl inWasser resvlvirt werden/wel-
ches/ wann es aus allen Orthen zusammen flies-
set/ein Bächlein/Hernach einen Fluß und endlich
gar einen Strohm machen/aber svlchenGelehr-
ttn muß man fast gezwungmer Weise antwor-
km/und ihnen wiedersprechen.
Ich sage demnach/ daß ihre Hypockesis von
Veränderung und Verwechselung der Elemen-
ten schon veraltet/ falsch befunden/ und mit der
gesunden Vernunfft gar nicht überein komme.
Dann GOtt der Allmächtige hat die Lufft er-
schaffen/daß sie Lufft bleibe/und nicht zu Wasser
werde. Er hat das Wasser geschaffen / daß es
Wasser / und nicht Lufft sey/ und also muß man
such vondenübrigenElementen schliessen.Gott
hat in dem 8ykemate der Welt die Elemen-
ten vereinbahret/aber nicht verworren/cochu»
Xlt, non cookuaäit,sondern hat gewolt/daß ein
jedes vor sich in setnemWesen seyn solte.Ich bin
dessen gewiß/ gleich wie kein Gemüth noch Ver-
nunfft so göttlich tst/die eine Substantz erschaffen
möge/also ist such^in Gemüth noch Verstand
so subtil / welcher bewetje / daß das Wasser in
Lufft/ dteLuft tnFeuer/oder dieses in jene etc.ver-
wandelt werde.Daß aber andere wollen behaup-
ten/ der zerschmoltzene Schnee falle durch die
Erde oder Felsen-Ritzen in die unterirrdischen
Wasser-Behälter/ darauff ist leicht zu antwor-
ten : Dann gesetzt; daß das Wasser solcherge-
Tom. VI

! stakt kn Tropffen sich verfamle / und zusammen
fliesse in einen Bach/ so folget daraus doch noch
> nicht/daß die Elementen verändert werden/ viel
weniger daß von sorhanenTropffen dieuntcrkrv-
dische abscheuliche grosse und unergründliche
H/Llropliflscia angefüllet werden.Jch geste-
he jwar/daß an der Bühne des unterirrdischen
Wasser-Behälters Düüste auffstekgen / sich in
Tropffenzerlassen/ und also wieder herab fallen/
daß aber aus sothanenTropffen eine folcheMen-
ge Brunnen und Flüsse / ja gantze Ströhrno
entstehen solten/solches wird durchaus nicht ge-
standen.
Es erfordert warlich nicht eine geringe Zeit/
daß solchergestalt etliche Ohmen Wasser sotten
zusammen lleiWireQ , und solches von den
Wasser-Behältern zu gedencken oderzn ttLtuira
wäre gantz ungereimbt und wieder dieVernunft.
Das grosse Meer durchstreicht die Erd-Kugel
biß in die unterste hinein / mitabscheu-
lichem Entsetzen/und hat Gott sein sonderbahreS
Merck dabey. Zu dem ist ja auch durch die Er-
fahrung bekant/daß der Himmel nicht stets reg-
net/ noch aklemahl der SchnLe auffden Bergen
zerschmeltzet/vielmehr beyWint-er Tagen zuEyß
gefrieret / wo soll dann das Wasser vor sotahne
im Winter Herkommen ? Also hleibts
wohl dabey/daß durch die unauffhörliche Bewe-
gung dasMeer sich in denAbgrund sencket/den-
selben anfüllet/ und sein Wasser hernach wieder
daraus empfanget. Solche Einsenckung aber/
beschiehet entweder durch ungezwungenen na-
türlichen Lauff/ oder durch äusserliche Gewalt:
Dann so einGang auff demAbgrund desMeers
ist / fallet das Wasser sreywillig und vor sich sel-
ber hinein ; Befinden sich aber sokhaneBange
an den Ufern/ so wird das Wasser durch die un-
gestüme See oder Meer-Wellen hinein geworf-
fen.
Ggg Dee
 
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