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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Vierter Theil): In welchen eingeführt/ erwogen und abgehandelt werden/ allerhand Historische/ Physicalische/ Mathematische auch andere Merckwürdige Seltzamkeiten/ Welche in der Menschen Lebens-Lauff/ am Himmel/ in der Lufft/ im Meer und hin und wieder auff Erden sich jemahlen begeben und eräugnet haben: Allen Liebhabern dieser Curiositäten auffgesetzt/ aus den bewehrtesten Scribenten zusammen getragen/ in offendlichen Druck verfertiget/ und mit vielen Kupffern gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von VViering, 1689 [VD17 12:109610N]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67102#0390

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44. Luk los ». 245

Die listig-angestelte Flucht.

ZK A dem Siamge Elch Zelt zu selu be-
düncket/sich wieder in fteyer Lufft zu sehen/
Mete er sich unpäßlltch/und gebärdete sich / als
wäre er von einem Fieber befallen/ ntmbt eiuen
von seinenDienern/ welcher etnMolMund ihm
vomMogo! zugeordnetwar/gtbt thm8«vgr und
§ir»Ker- Wein zu trkncken/das er gantz voll wird.
Es ist aber 8-0x3 ein grünes Kraut/ welches die
Indianer mit Wasser kochen/den Safft daraus
trucken und trincken / das machet sehr truncken/
-aß sie in den Schlaff fallen/und von ihnen selber
nicht wissen/sonderlich/wann der starckeNlLffer-
Wein dazu kombt. Hem solchergestalt besoffe-
nen Diener last er seine Kleider anziehen / den
Tulpandauffden Kvpff setzen/und auff sein/des
Siawagi Bette legen/ gleich wie er vor etlichen
Lagen selber gelegen/und von derWacht gesehen
worden. Hierauff last er der vor demGemache
stehenden Wacht ansageu / daß heute sein böser
Tag sey / Oeßwegen er nicht gerne jemand umb
sich leiden möchte. Er aber setzet sich in einen
Korb/ läffet oben auffFrüchte legen / und ohne
Deckel durch zween Dienern heraus tragen / die
Soldaten/ so des Frucht austragens gewohnt /
liessen sie etliche Schritte passiven / müssen aber
doch niedersetzen/und rieffen sie denOfficier her-
bey/damit ohne dessen Vorwissen nichts hinaus
gekrag? würde.Wei! nun dieser offlma! derglet-
chenKörbe mitFrüchen hinaus tragesehen/hatte

er keine argeGedancken drauff/und ließ siepas-
siren/absonderltch/weil er durch die Thür / so ein
wenig offen gelassen ward / den Siawagi ver-
meintlich auffsein Bette und in seinen Kleidern
liegen sahe/bey welchem noch r Diener / die dem
Schlaffenden die Fliegen wehrt?.
Eine halbe Stunde hernach/fast gegen Abend
kam ein Amarau mit einem Mahometanischen
Doctor den Siawagi zu besuchen/und zu sehen /
wie ihm in der Kranckdett zu Helffen: Der eine
Diener aber wincket/sie.folten zurück bleiben/er
Siawagi schliesse/sie möchten lieber umb eine
Stunde wieder kommen. Unterdessen schlichen
sich die Diener auch / einer nach dem andern
weg/ und liessen den truncken Mohren allein lie-
gen. Als er nun die Nacht hindurch geschlaf-
fen/und auffden Morgen wieder erwacht/siehet
er/daßer seinesHerren Kleidan hatte/fragteal«
s0 die Wacht/ob sein Herr etwann bey dem Mo-
gul wäre/meinent/die übrigen Diener/als seine
Cammeraden / hätten ihm zum Possen seines
Herren Kleid im Schlaffe angelegt. AberSia«
wagi war davon gestrichen/und durch das näch-
ste Thor zur Stadt hinaus getragen worden/
woselbst er alsobald etliche schnelle Pferde vor
sich gefunden/ die ihm sein Sohn zu gesand/ auff
denen er augenblicklich nach seiner Armee gerit-
ten. Auslachenswerth, ist nun.

Der betrogene und gehonte xtogoi.

O bald dem Mogol des Siawagi Flucht
kund worden, jst er sehr erschrocken / und
hm etliche tausend Mann hinter ihm her gesand/
den entflogenen Vogel wieder iw den Käfftg zu
hohlen/aber vergebens, dann er war albereit mit
einer allzustarcken SLlveZurräi umbgeben. Der'
Mogolschicktedemnach zum andernmahl einen
Amarau zu ihm/lässet ihm sagen/ daß er sich M-

wnndere/warumb Siawagi flüchtig wordsn/da
er es doch sehr gut mit ihm im Sinn gehabt/waii
er nur noch 8 Tage geblteben/hekke ihm die drit-
te Stelle eingeräumt / und der ander Amarau
an einem andern Orth Gouverneur werden
sosien/er solte nur wieder kommen/ihm solle/wie
gedacht. / wohl begegnet werden. Aber der
Fuchs war zu alt / und schon einmahl im Netze
Uu .gewesen/
 
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