No. 89
K.SLIl'ioislS cUKIVSL
705
Die schändliche Ven-ähterey.
Der vonGotterhalteneKönigi
.AN Je Nahmen dleser jungen Grafferr von
Gaurte waren Jan und Alexander / wel-
che oenTodt t hres hlngerichtetenVatters in dem
innersten ihres Hertzens empfanden, unddeßwe-
gen auffRache bedachtwaren / wie dann solche
Sucht den Grandesvon Schottland angeerbet
zuscheinet. Solchem nach verbunden ße sichln
dem Bluth ihres unschuldigen Königs ihreHän-
dem waschen. Alexander kam darauff gantz
vemüthkg zu dem Könige Jacobs / und sprach:
Allergnädtgster Herr/ das Glück hat einen Man
in meine Hände gegeben/ den ich zu Perth ver-
wahre/dleser weiß den Orth / da ein ungemeiner
Schatz vergraben lieget / davon ich auch etliche
rareStücke gesehen/und weil eine solchenSchatz
niemand anders als der König selber/mit Recht
besitzen kan / offerire denselben Eu. König!. M.
ich von gantzemHertzen/dieselbe hiermit aller um
tertähnigst bittend / mit mir zu kommen/und der
würckltchen Aushebung dieser ungemeinenKost-
bahrkekt selber bey zu wohnen. Der König wu-
sie eine gute Zeitnicht/wessen er sich hieranff re,
solvireu solte/endltchaber / nachdem er diesen
Mann nach seiner eigenen Redlichkeit abgemes-
sen/ sagte er ihm zu / wann er nur einige Stunde
in seiner Jacht-Lust vertrieben / nach Perth zu
ihm zu komme« / wohin er sich voraus verfügen
könte. Am folgenden Morgen umb io Uhr rit-
te der Könige mit seinen Leuten auff die Jacht/
und nachdem ihm dteksum einen ansehnlichen
HirschM Beute gegeben/ gedachte erdemsel-
den das Geweih zu vergülden durch den verspro-
chenen Schatz / zu welchem Ende er sich gerades
Wegs nachPmhverfügeke/von wentgenLeuten
seines Hoff-Adels begleitet / die auch allerdings
unbewehrt waren / und nur ein Iägerhorn mit
sich führeten. Wie er an dem zur Verrähterey
bestimbten Orth / nehmlich zu Penhanlangete/
bewillkommne ihn)sn (-»urie mit den allerde-
mühttgsten Versicherungen / und entschuldigte
sich/daß er bey so unvermuthlich schleuniger An-
kunfft des Königs nicht Mittel finden könte/Se.
Majestät gebührlich zu bewirten. Er hatte zwar
40. Edelleute zu seiner Seiten / aber der König
machte gar keine verdächtige ketlexion darauff/
sondern Hoffete den bedeuteten Schatz forder-
sambstzu sehen. Nachdem sie endlich ein klei-
nes Frühstück mit einander genossen/ hinterließ
der König seine mitgebrachte getreue Leute bey
lLv6surie, und gieng selber mit ZUex-mäse
Sauris fort / den Schatz zu besichtigen. Aber
wohin gelangete
L i^exLnäer führete ihn durch einen langen
bedeckten Gang / dessen Thüre er hinter
sich zu schloß/und von dannen lahmen sie durch
noch; anderere Kammern in kleines Gemach/
in welchem der König wieder allesVermuhten
einen entsetzlichen geharnischten Mann fand.
Worauff er seine Leichtgläubigkeit/ wiewohl
zu späth/begunte zu bereuen. ^lexanäer legte
die Larve der Höffigkeit itzo auff einmahl ab/
und sprach gantz vermessen zum König: Die-
ser isis / König sacob, der euch den Schatz zei-
gen soll. Zog damit seinen Dolch / und setzte
Lom. IV,
ihn an des Königs Kahle/so gantz ungewaffnet
war. Wie diesem Potentaten / der ohne dem
von Natur/aus gewissen Ursachen/die bald fol-
gen werden / kein blosses Gewehr sehen kunte/
müsse zu Muhte gewesen seyn / kan ein jedes»
leicht bey ihm selber ermesse», ^lexan^
sprach damahls weiter: Gedencket ihr nicht
des Mords / den ihr an meinem Vater began-
gen habt? Mein Freund / repUcirte der hoch-
beängstete König / das ist was seltzames / das
mir hier wiederfahret. Ich habe solches nie-
mahlen umb euch veMuldet. Ist eurem Va-
K.SLIl'ioislS cUKIVSL
705
Die schändliche Ven-ähterey.
Der vonGotterhalteneKönigi
.AN Je Nahmen dleser jungen Grafferr von
Gaurte waren Jan und Alexander / wel-
che oenTodt t hres hlngerichtetenVatters in dem
innersten ihres Hertzens empfanden, unddeßwe-
gen auffRache bedachtwaren / wie dann solche
Sucht den Grandesvon Schottland angeerbet
zuscheinet. Solchem nach verbunden ße sichln
dem Bluth ihres unschuldigen Königs ihreHän-
dem waschen. Alexander kam darauff gantz
vemüthkg zu dem Könige Jacobs / und sprach:
Allergnädtgster Herr/ das Glück hat einen Man
in meine Hände gegeben/ den ich zu Perth ver-
wahre/dleser weiß den Orth / da ein ungemeiner
Schatz vergraben lieget / davon ich auch etliche
rareStücke gesehen/und weil eine solchenSchatz
niemand anders als der König selber/mit Recht
besitzen kan / offerire denselben Eu. König!. M.
ich von gantzemHertzen/dieselbe hiermit aller um
tertähnigst bittend / mit mir zu kommen/und der
würckltchen Aushebung dieser ungemeinenKost-
bahrkekt selber bey zu wohnen. Der König wu-
sie eine gute Zeitnicht/wessen er sich hieranff re,
solvireu solte/endltchaber / nachdem er diesen
Mann nach seiner eigenen Redlichkeit abgemes-
sen/ sagte er ihm zu / wann er nur einige Stunde
in seiner Jacht-Lust vertrieben / nach Perth zu
ihm zu komme« / wohin er sich voraus verfügen
könte. Am folgenden Morgen umb io Uhr rit-
te der Könige mit seinen Leuten auff die Jacht/
und nachdem ihm dteksum einen ansehnlichen
HirschM Beute gegeben/ gedachte erdemsel-
den das Geweih zu vergülden durch den verspro-
chenen Schatz / zu welchem Ende er sich gerades
Wegs nachPmhverfügeke/von wentgenLeuten
seines Hoff-Adels begleitet / die auch allerdings
unbewehrt waren / und nur ein Iägerhorn mit
sich führeten. Wie er an dem zur Verrähterey
bestimbten Orth / nehmlich zu Penhanlangete/
bewillkommne ihn)sn (-»urie mit den allerde-
mühttgsten Versicherungen / und entschuldigte
sich/daß er bey so unvermuthlich schleuniger An-
kunfft des Königs nicht Mittel finden könte/Se.
Majestät gebührlich zu bewirten. Er hatte zwar
40. Edelleute zu seiner Seiten / aber der König
machte gar keine verdächtige ketlexion darauff/
sondern Hoffete den bedeuteten Schatz forder-
sambstzu sehen. Nachdem sie endlich ein klei-
nes Frühstück mit einander genossen/ hinterließ
der König seine mitgebrachte getreue Leute bey
lLv6surie, und gieng selber mit ZUex-mäse
Sauris fort / den Schatz zu besichtigen. Aber
wohin gelangete
L i^exLnäer führete ihn durch einen langen
bedeckten Gang / dessen Thüre er hinter
sich zu schloß/und von dannen lahmen sie durch
noch; anderere Kammern in kleines Gemach/
in welchem der König wieder allesVermuhten
einen entsetzlichen geharnischten Mann fand.
Worauff er seine Leichtgläubigkeit/ wiewohl
zu späth/begunte zu bereuen. ^lexanäer legte
die Larve der Höffigkeit itzo auff einmahl ab/
und sprach gantz vermessen zum König: Die-
ser isis / König sacob, der euch den Schatz zei-
gen soll. Zog damit seinen Dolch / und setzte
Lom. IV,
ihn an des Königs Kahle/so gantz ungewaffnet
war. Wie diesem Potentaten / der ohne dem
von Natur/aus gewissen Ursachen/die bald fol-
gen werden / kein blosses Gewehr sehen kunte/
müsse zu Muhte gewesen seyn / kan ein jedes»
leicht bey ihm selber ermesse», ^lexan^
sprach damahls weiter: Gedencket ihr nicht
des Mords / den ihr an meinem Vater began-
gen habt? Mein Freund / repUcirte der hoch-
beängstete König / das ist was seltzames / das
mir hier wiederfahret. Ich habe solches nie-
mahlen umb euch veMuldet. Ist eurem Va-