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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Vierter Theil): In welchen eingeführt/ erwogen und abgehandelt werden/ allerhand Historische/ Physicalische/ Mathematische auch andere Merckwürdige Seltzamkeiten/ Welche in der Menschen Lebens-Lauff/ am Himmel/ in der Lufft/ im Meer und hin und wieder auff Erden sich jemahlen begeben und eräugnet haben: Allen Liebhabern dieser Curiositäten auffgesetzt/ aus den bewehrtesten Scribenten zusammen getragen/ in offendlichen Druck verfertiget/ und mit vielen Kupffern gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von VViering, 1689 [VD17 12:109610N]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.67102#0622

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No.70 Ler.»rlotie5 0a»ios». 55z

Der gekünstelte Felß.

Jefer Felß/sogleichsam aus derErden her«
für sprang,hielte tu seiner Höhe mehr dann
2 Ki«ffter,oben darauffstunden dieSibyllen mit
einander zudem Endeversamlet/ damit sie von
der glückseelig bevorstehender Heyrak weissage«
ten/und tratten deßwegen auffgehetß der Götter
für dem König / und die Köatgi. Frau Mutter/
welchen sie/so bald sie vom Hügel herab gestiegk/
ein grosses Ballet zu Ehren tantzten. Das
auffwerts geflochtene Haar dienete ihnk vor eine
Haar,Hauben / umbgeben mit einem Lorbeer,
Strauch in d er Form einer Pyramiden / nebst

andernHaaren/Kämmen und Spiegeln / ümb
ihre Vorherschauung künfftiger Dinge zu be-
mercken. Ihre Röcke waren von Seyden/ und
nach uhralter ksoäe gemacht / mit güldene«
Borden eingefast/ und so lieblich als prächtig an
zu sehen. Nach vollendetem Reihen warffen sie
etngewickelte Blätter in die Lufft/darauff etliche
gedruckte Reimen an den König und die Körst-
. gln stunden. Hierauff kehrte der Felß wieder
an seinen Orth/von dannen er kommen war/ die
Sibyllen aber verfügten sich nach .den Hölen
unter demSerust-'^


Noch andere schöne Erstellungen.

Echst diesem sähe man einen neuen Auff,
zug/nehmlich einen dicken Wald von al«
lerley Frucht,tragenden Bäumen / und zu glei,
cher Zeit über dem Walde eine grosse ohne etni«
ge Enthaltung in der Lufft erhabene Wolcke:
in der Mitten aber die Morgenröthe mit einem
Silber-Stück angezogen / und mit Goldmnd
Setden-gestickken Blumen bedecket/ welche we-
gen derbenachbahrten brennenden Fackeln so
heU strahlete / daß zwischen ihr und des klem-
von» Mutter ein geringer unterschied zu sein
schiene. Dleistreute auff den Platz viel Blu-
menwerck/ und folgete ihr ein grosser Goldflam-
mender Wagen / mit stets gleichlauffendeu Rä-
dern / darauff die Sonne über den gantzen
Schau-Platzfuhr, undder Königin zu Ehren et,
liche Gedichte sang.
Nach diesem ward des l^iaervLiischen Tri,
umphs ein Anfang gemacht. Dann aus obbe,
schriebenem Wald tratt ein äLricsmsches
Mägdlein herfür in altfränckischem Habit / mit
einer Lauten in der Hand / eine Machlyensische
oder Ausontsche Jungfrau fürstellead / welches
Volck vor Alters an demSselnromäe ge-
wohnet/woselbst/ nach Einhelligkeit der Poeten/
1om.1V,

dsMioerv-L zum ersten mahl erschienen / und
von den Jungfer» selbiger Gegenden erzogen
worden. Dieses Mägdlein rühmbte vor an«
dern/ die ihr folgen solten/ den Kenig mit seine«
Kindern / und gteng nach beschlossenem Gesang
wieder davon.
Bald drauff kamen andere ueun/ln alter Afri-
kanischer/aber sehr kurtzer Tracht / auffgezogen/
damit solche im Tantzen keine Hinderung gebe.
Ihre Kleidung war theils aus rother/ theils aus
blauer Seiden gewürcket / und mit güldenen
Strichen überzogen. Jedwede trug eine«
Gold Klmnpen in der Hand/ auff dem Haupt
aber ein Burgundisches Netz mit silbernem und
purpurfarbigem Drat unterlegt / und oben drü-
ber einen auffstekgendeu Feder-Pusch / welches
den Jungfrauen besondere Anmuth gab. Sel,
bige tantzeten gegen dem König und der Köni,
gin tapfferherum/und bildeten jene k/rsckhea-
üscheIungfrauen für/welche derMmerveu ha«
ben ZährUch zu opffern pflegen- Als das Ksllee
zum Ende / entwischten sie in die Höhlen unter«
Schau Platz und verschwunden/daß man nichts
m ehr von ihnen sähe,
Zkxx Der
 
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