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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Vierter Theil): In welchen eingeführt/ erwogen und abgehandelt werden/ allerhand Historische/ Physicalische/ Mathematische auch andere Merckwürdige Seltzamkeiten/ Welche in der Menschen Lebens-Lauff/ am Himmel/ in der Lufft/ im Meer und hin und wieder auff Erden sich jemahlen begeben und eräugnet haben: Allen Liebhabern dieser Curiositäten auffgesetzt/ aus den bewehrtesten Scribenten zusammen getragen/ in offendlichen Druck verfertiget/ und mit vielen Kupffern gezieret — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von VViering, 1689 [VD17 12:109610N]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67102#0817

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72.9

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glatt und bequem/sie lecket es nach den Haarens
daß das Thier yon ferne scheinet / als wann es
mit Leim überzogen / und also leicht mag eiuge-
schlucket werden. Wann nun der Raub also zu-
bereitet vor ihr gcstrecket lieget/ fasset sie erst den
Kopff in chren Schlund / und beginnet starck zu
saugen/unan sich zu ziehen/biß sie das gantze zer-
malmte Thier in den Leib geschoben. Nach-
dem nun das Thier groß/bringet sie wohl 2 Tage
damit zu. Wann es endlich in den Magen liegt/
wird die Schlange so unbehWich undauffge-
schwollen davon / daß sie nicht weiter streiten/ ja
sich von der Stelle bewegen kan. Und solcher-
gestalt wird sie alsdann von den Bauren umbge,
bracht / indem sie dieselbe mit einem Strick umb
den Halß erwürgen / oder auch wohl mit Knüt-
teln erschlagen. Wann sie todk/pflegt man sie
in Stücke zu zerschneiden/ und wird das Fleisch
in die Städte zu kauff gebracht / alws es von den
Leutenalseine leckere Speise gar willig auffge-
kauffk wird. Den Kopff allein werffen Ke htn-
weg/welcher nicht zu essen taugt/ sondern schäd-
lich ist. Dann man sagt / daß an den Schlan-
gen-Zähnen kleine Bläßlein sind voll GifftS/wel-
ches durch den Biß in das Bluth/ un mit demsel-
ben zu dem Hertzen hinauff dringet/ und selbiges
ersticket. Ich will zwar/sagMoS. cieyer, sol-
ches nicht läugnen / aber ich glaube das aus eige-
ner Erfahrung / daß auch die Zähne selber nicht
ohne Gisst sind. Dann als ich ein Schlangen-
Gerippe zu recht machen wolte / und deßwegen
das Fleisch von demKopffimWaffer übermFeu-
er mit ungelöschtem Kalch abkochen ließ/war ei-
ner von meinen Dienern geschäfftig/ das Fleisch
abzuräumen/verletzte sich aber an einem spitzige«
Zahn in einem Finger/ daraufffolgte bald eine
grosse Geschwulst / Er,tzündung/continuirliches
Fieber/und gar ein Rasen/ welche ^mxromsta
nicht eher auffhörete/biß man durch denSchlan-
genstein / den die Jesuiten in Orient zu machen
pfiegen/allen Gisst ausgezogen..'
Uu»lr Die

M N derMoluecischen InsulÄmboinn/hat ei-
W ne solche Schlange eine schwangere Frau
emgesogen.Ich sage mit Fieiß/eingesoge/als wo-
durch Ne Arth und Weise angedeutet Wird da-
durch diese grosse Schlangen ave und jede Thie-
rs durch Saugen in sich ziehen/welches also zuge-
het: Wann die Schlange hungerig ist / stellet
sie allen Thieren nach / deren sie sich mit einem
Sprung oder Biß bemächtigen kan. Wann sie
nun ein Thier erhaschet hat / schleusst sie sich etli-
che mahl umb dessen Leib/ und zwar so feste / daß
ihm die Knochen davon zerschmettert werden.
Ist das gefangene Thier groß/ daß sie es nicht al-
siUodten kan/so überwirfst sie sich >o offt und lang
mit demselben/ biß sie endlich mit dem Schwantz
einen Baum erreichet/ denselben umbzingelt sie /
und hält sich daran/umb dem Thier so dann mit
grsfferm Nachdruck zu zusetzen. Solcherge-
stalt heisset sie das Thier in die Nase/und benimt
ihm die Lasst oder den Athem/locket zugleich auch
das Bluth heraus. Auff diese Weise hat eine un-
geheure Schlange in dem Königreich äracsn,
so an Bengale stöst/nahe bey einem Strohm/el-
, Zen sehr grossen wilden Uhk-Ochsen angegriffen/
. imd zu alle*r Anschauer höchster Verwunderung/
erwürget. Die Leute haben auff einen guten
Canon-Schuß davon / gar eigentlich hören kön-
nen/ wiedemOchsendieKnochenim Leibezer-
knirschet und zerstücket sind.
Man muß sich aber zum höchsten verwundern/
öaß eine solche Schlangeein so ungc-mein grosses
Thier gantz unzerriffen/und nicht zerstücket/wie
die L öwen/Tyger oder Hunde zu thun pflegen/ in
den Leib schieben kan/da doch ihre Kähle ziemlich
enge anzusehen ist. Aber hier ist zu wissen / ob
gleich die Kahle eng / so kan sie sich doch sehr wett
aussdähnen / wann sie demnach ein Thier getöd-
let/ und demselben alle Gebeine des Leibeszer-
malmet/daß es als ein Schlund oder Strund/ ja
wie eine unförmliche klsüa da lieget / so dähnet
sie es erstlich milder Zungen aus / und macht es
mit ihren glfftigen Speichel zum Einschlucke«
 
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