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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 14. Oktober)
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Nr.SSl

mel, während der Führer an den Ehrenkom-
pagnien vorbei an das Grabmal tritt. Wie-
der heben sich die Hände zum Gruss der Fah-
nen, die jetzt mit einer Ehrenkompagnie ein-
marschieren. Dann klingt ein Choral auf,
und unter leisem Trommelwirbel wird der
Sarg Hindenburgs, während sich die Häupter
entblößen, von Offizieren des Heeres, der
Flieger und der Marins aus dem Turm
herausgetragen. Zwei Generäle der Wehr-
macht, ein Fliegergeneral und ein Admiral
mit gezogenem Degen, umgeben den Sarg
als Ehrenwache. Unter stetem Trommelwir-
bel wird er bis zum Haupteingang getragen,
und hier hier auf eine mit Tännengrün ge-
schmückte Bahre gelegt. Der Sarg ist bedeckt
von einer riesigen Reichskriegsflägge. Dar-
auf liegen Helm Und Degen des Feldmar-
schalls. Den Marschallstab trägt ein General-
stabsoffizier dem Sarge voran.
Langsam wird der Sarg dann an den
präsentierenden Ehrenkompagnien vorbei zur
Gruft getragen und vor der Gruft auf ein
Blumenbett gesetzt.
Der M-gottes-lMst
Dann spricht
Feldvischof Dr. Dohrmann.
Er stellte feiner Predigt die Textworte vor-
aus: „Glaubet an Gott, so werdet Ihr sicher
sein, und glaubet seinen Propheten, so wer-
det Ihr Glück haben." Daß der Glaube an
den lebendigen Gott, fuhr der Feldbischof
fort, das Herzstück im Leben des verewigten
Feldmarschalls war, ist über jedem Zweifel
erhaben. Das Wort vom BetenundAr-
beiten, das täglich vor ihm auf seinem
Schreibtisch stand, ist das Schlüsselwort für
sein Wesen und sein Wirken. Aus dieser
Gemeinschaft mit Gott erwuchs ihm
jene Sicherheit der Ueberzeugung, jene Frei-
heit den Menschen gegenüber, dass ihm der
Beifall der Welt nicht das massgebende war
Aus dem Glauben, der vor Gott in Demut
und Gehorsam sich beugt, erstand ihm ebenso
das sichere Pflichtgefühl wie das feine Fin-
gerspitzengefühl für das, was sein mutz. Aus
diesem Glauben gewann er seine Geduld mit
den Menschen, die Stellung zu den schwierig-
sten Dingen, zu den sichersten Entscheidungen,
zu der sicheren Führung unseres Heeres und
Volkes. In dieser Sicherheit und Ruhe war
die Feldschlacht wohl geborgen.
, Im Licht des Christenglaubens, in dem
sein kleines „ich" vor dem gewaltigen „du"
des persönlichen lebendigen Gottes stand,
will sein Wort verstanden sein: Vis zu mei-
nem letzten Atemzuge wird die Wiedergeburt
Deutschlands meine einzige Sorge und der
Inhalt meines Bangens und Betens sein
Der Feldherr wußte, wiedergevoren
werden können Menschen nur von oben
her durch Gottes Wort und Gottes Sohn
und Gottes Geist. Die Wiedergeburt
eines Menschen und eines Volkes ist
ein Enadsuakt Gottes.
Wo Gottes Wort uns ins Gewissen spricht,
Gottes Liebe durch den Kreuzestod Jesr
ihren gewaltigen Ausdruck gefunden hat. un-
ser Herz ergreift, da werden wir Menschen
wkedergeboren, umgewandelt, erneuert. Frei-
lich, man kann auch zu diesem Eotteswort
„nein" sagen, man kann sich dem Willen Got-
tes verschliessen, man kann die Propheten
Gottes verwerfen, man kann sich von Jesus
Christus bewusst abwenden. Darum war es
das Bangen und das Beten des Feldmar-
schalls, dass dies in unserem Volk nicht ge-
schehe. Darum ist es eine seiner letzten ern-
stesten Sorgen gewesen,
daß Christus, wie ihn Gottes ewiges
Wort «ns vor die Augen malt, unserem
Volke gepredigt werde und erhalten
bleibe.
Dünn der Verewigte wollte sein Leben lang
nichts anderes als unseres Volkes Sicherheit
und unseres Vaterlandes Glüch
Auf diesem Felsengrund des Christenglau-
ben steht ohne Wanken die Besinnung, auf
die alles ankommt: nämlich dass wir restlos
einer für den anderen da sind. Wo dieser
Geist der Kraft und der Liebe und der Zucht
in einem Volke und in einer Wehrmacht
lebendig ist, da ist die Sicherheit, da ist das
Glück. Der Feldmarschall von Hindenburg
und der Führer unseres Volkes haben in
jenen folgenreichen Tagen des Jahres 1933
en Weg beschritten, der unser Volk heraus-
führen soll aus der Zerrissenheit, der Ar-
beitslosigkeit, der Ehrlosigkeit, der Wehr-
losigkeit, hinein in eine neue Zeit.
So sei diese Gruft geweiht zum Grabmal
für den toten Helden, zum Denkmal
deutscher Soldatentrsue, zum Mahnmal
für Deutschlands Volk und Wehrmacht.
DisMAtzunginrrr Gruft
Der Feldbischof hat geendet. Die Ehren-
ksmpagnien präsentieren das Gewehr. Die
Fahnen werden erhoben und das Deutsch-
landlied tönt auf. Während der Klänge der
Rationalhymne marschieren die Fahnen der
drei Hindenburgregimenter zur Gruft. Sie
nehmen Aufstellung auf dem Wege, der zwi-
schen den mächtigen Steinzungen, die den
Grufteinganq flankieren, zu der Grabkammer
führt. Es stnd Fahnen des dritten Garde-
regiments zu Fuss, des Oldenburgischen In-
fanterieregiments Nr. 91 und des zweiten
Masurischen Infanterieregiments Nr. 147,
des Infanterieregiments Generalfeldmar-
schall pW Hindenburg« Nachdem die Regi-

Die Rede MMolirris

mentsfahnen Aufstellung genommen haben
und dem Deutschlandlied das Horst-Wessel--
Lied gefolgt ist. erklingt der Parademarsch
des dritten Garde-Regiments zu Futz, und
die ausserhalb des Denkmals aufgestellte Sa-
lutbatterie feuert 21 Schutz Ehrensalut.
Bei den Hellen Klängen des Parademar-
sches und dem dumpfen Dröhnen der Kano-
nenschüsse heben die Offiziere den Sarg wie-
der an, um ihn langsamen Schrittes in die
Gruft zu tragen. Vorweg schreitet der Chef
des Eeneralstabes des 1. Armeekorps, Oberst
Hollidt, der den Marstallstab des Eeneral-
feldmarschalls trägt. Den Sarg begleitet eine
Ehrenwache, zwei Generale des Heeres, ein
General der Luftwaffe und ein Admiral.
Langsam verschwindet der Sarg den Blicken
der ihm mit zum Gruss erhobener Hand nach-
sehenden Trauergemeinde. Langsam, Schritt
für Schritt, geht es hinein in die Gruft und
dort wird der Sarg niedergesetzt. Vier
Stabsoffiziere treten als Ehrenwache auf.
Die Salutschüsse und die Musik sind ver-

Rom, 2. Okt. Der faschistische General-
appell, seit langem erwartet, dann aber immer
wieder vertagt, ist nun Tatsache geworden. Um
15.30 Uhr vernimmt man plötzlich durch den
brausenden Mittagsverkehr der Großstadt von
ferne her das dünne Heulen einer entfernten
Sirene. Der Ton geht noch im Straßenlärm
beinahe verloren. Aber unmittelbar darauf
setzen überall ringsum größere und stärkere
Sirenen ein, die den Alarm aufnehmen und
wvitertragen. Aufhorchend bleiben überall die
Menschen stehen, sie zweifeln noch eine Se-
kunde lang. Dann aber gibt es keinen Zwei-
fel mehr. Jetzt haben auch die Glocken der Kir-
chen eingesetzt. Immer stürmischer und an-
haltender wird der mahnende Ruf. In den be-
lebten Verkehrsstraßen schließen sich die Läden,
da Inhaber und Verkäufer sich sofort für den
Generalappell bereitmachen müssen. Ueberall
sieht man Menschen nach Hause eilen, die
schnellstens ihre Uniform anlegen wollen, um
sich auf den großen Plätzen Roms und vor den
Dienstgebäuden der Faschistischen Partei einzu-
finden. Auf allen Ministerien und den großen
öffentlichen Bauten sieht man Menfchenmassen
strömen. Ueberall in der Stadt werden auf den
Dächern und vor den Fenstern Fahnen gehißt.
Es herrscht eine allgemeine starke Spannung
und Erwartung. Was wird dieser General-
alarm, die sogenannte „Adinata", wohl brin-
gen? Und das Heulen der Sirenen dauert im-
mer noch fort.

und einzigartigen Volkskundgebung teilneh-
men, ist der Aufmarsch rechtzeitig und in vol-
ler Ordnung abgeschlossen. Kurz vor 18.15
Uhr trifft Parteisekretär Starace in Beglei-
tung des Parteidirektoriums auf der Piazza
Venezia ein und begibt sich sofort in den
gleichnamigen Palazzo zu Mussolini. Wie alle
großen Plätze ist auch die Piazza Venezia
durch riesige Scheinwerfer taghell erleuchtet.
Aus dem Nationaldenkmal brennen wie an
großen nationalen Gedenktagen Hunderte von
Fackeln. Der weite Platz kann die Menschen
kaum fassen. Die unmittelbare Umgebung der
Piazza Venezia ist ausschließlich den Forma-
tionen der Partei und der Miliz, sowie der
Wehrmacht Vorbehalten.
Die Menge wiederholt immer wieder im
Sprechchor de« Ruf: Duce! Duce! Duce!
Auf den Straßen sieht man fast nur noch ge-
schlossene Formationen marschieren. Nur Aus-
länder stehen vereinsamt oder in kleinen Grup-
pen auf den Bürgersteigen und sehen neugie-
rig dem eindrucksvollen Schauspiel zu. Am
Nordtor der Stadt, auf der Piazza del Po-
Polo stehen ebenfalls unter taghellen Schein-
werferlicht Zehntausende von Schwarzhemden,
Balilla und Avanguardisten sowie weibliche
Formationen. Ein eigenartiges Bild bietet
der Petersplatz, der selbst, soweit er

AWrmtiils Mbilmachung in
AbrWien stündlich zu kmartrn
Addis Abeba, 2. Okt. Die Italiener sollen,
wie hier mitgeteilt wird, in dem von ihnen be-
setzten Gebiet eine Eroßkampfbasis aufbauen.
50 MO Mann von Eingeborenentruppen seien in
Marsch gesetzt worden, um Unterstände und
Straßen anzulegen. Die Wasserverhältnisse sind
ausserordentlich schwierig. Abessinische Truppen
haben, wie von abessinischer Seite erklärt wird
bisher keine Gegenaktion unternommen. Die all-
gemeine Mobilmachung in Abessinien wird
stündlich erwartet.

Rom, 2. Okt. „Die feierliche Stunde in der
Geschichte des Vaterlandes bricht an", so begann
Mussolini beim Generalappell der faschistischen
Partei am Mittwoch abend seiner immer wieder
von rauschendem Beifall unterbrochene Rede an
das italienische Volk. „20 Millionen Italiener
sind in diesem Augenblick auf allen Plätzen Ita-
liens bei der gewaltigsten Volkskundgebung ver-
sammelt, die die Geschichte Roms kennt. 20 Mil-
lionen, ein Herz, ein einziger entschlossener
Wille! Diese Kundgebung will besagen, daß Ita-
lien und der Faschismus ein und dasselbe stnd
und bleiben werden. Nur Köpfe, die kindischen
Einbildungen nachgehen oder in schlimmster Un-
kenntnis dahinleben, können das Gegenteil
glauben.
Sie wissen nicht, was das faschistische Italien
von 1938 ist.
Seit vielen Wochen läuft das Rad der Ge-
schichte unter dem Antrieb unseres ruhigen und
festen Entschlusses auf das Ziel zu. In diesen
letzten Stunden ist das Tempo noch rascher und
geradezu unaufhaltbar geworden. Es ist nicht
nur ein Heer, das seinen Zielen entgegenmar-
schiert, es sind 44 Millionen Italiener, die ge-
schlossen und gemeinsam mit diesem Heer mar-
schieren, während man versucht, gegen sie die
schwärzeste Ungerechtigkeit zu begehen und uns
den Platz an der Sonne zu nehmen.
Als im Jahre 1915 Italien sein Schicksal mit
dem der Alliierten verband, wieviel Schreie der
Bewunderung, wieviel Versprechungen! Als man
jedoch nach dem gemeinsamen Sieg, zu dem Ita-
lien mit 670 000 Toten, einer Million Verwun-
deten und 400 000 Kriegsverstümelten beigetra-
gen hat, am Verhandlungstisch eines erbärm-
lichen Friedens zusammenkam, da fielen für Ita-
lien nur die Brosamen einer großen, von ande-
ren Staaten stammenden Kolonialbeute ab.
13 Jahre habe» wir geduldig gewartet,
während um uns herum ein immer stär-
kerer Ring geschlossen wurde, mit dem
man unsere iiberquellende Lebenskraft
ersticken will. Mit Abessinien haben wir
49 Jahre lang ruhig gewartet. Jetzt ists
genug!
Anstatt das gerechte Recht Italiens anzuerken-
nen, wagt man im Völkerbund von. S anktio -
nen zu sprechen. Bis zum Beweis des Gegen-
teils weigere ich mich zu glauben, daß das
französische Volk sich Sanktionen gegen
Italien anschließen könne. Die 6000 Italiener,
die beim Sturmangriff bei Bligny den Helden-
tod starben und sogar vom Feind bewundert
wurden, würden sich im Grabe dagegen aufbäu-
men. Bis zum Beweis des Gegenteils weigere
ich mich auch zu glauben, daß das englische

Nolk sein Blut vergießen und Europa auf den
Weg der Katastrophe bringen wolle, nm ein
afrikanisches Land zu verteidigen, das allgemein
als barbarisch und der Gemeinschaft der zivile-
sierten Völker unwürdig gebrandmarkt wirb.
Trotzdem dürfen wir aber nicht so tun, als ob
wir die Möglichkeiten in der nahen Zukunft nicht
sähen.
Auf Sanktionen wirtschaftlichen Charak-
ters werden wir mit Disziplin, Gleichmut
und Opfervereitschaft antworten. Auf
Sanktionen antworten wir mit militä-
rischen Massnahmen, aus Kriegshand-
lungen mit Kriegshandlungen.
Niemand täusche sich darüber, uns kleinzukrie-
gen, denn er wird einen harten Kampf bestehe«
müssen. Ein Volk, das eifersüchtig ist auf seiM^
Ehre und seinen Namen, kann und wird niemals
eine andere Haltung einnehmen.
Aber noch einmal sei es in der kategorischen
Weise und als eine heilige Verpflichtung wieder-
holt, die ich an diesem Abend vor allen Italie-
nern übernehme:
Wir werden alles mögliche tun, nm zu
vermeiden, dass der koloniale Konflikt
den Charakter und die Bedeutung eines
europäischen Konfliktes annimmt, wie
das mit Lachen jene hoffen, die für den
Untergang ihrer Zeiten Rache nehmen
möchten.
Wir gehören nicht zu ihnen. Noch nie hat das
italienische Volk die Stärke seines Geistes und
seines Charakters so bekundet wie in dieser ge-
schichtlichen Etappe. Gegen dieses Volk, dem die
Menschheit ihre größten Leistunaen verdankt, ge-
gen dieses Volk von Dichtern, Künstlern, Gelehr-
ten und Seefahrern wagt man von Sanktionen
zu sprechen.
„Darum Marsch!«
Italien von Vittorio Venetto und Italien von
der faschistischen Revolution, auf daß der Ruf
seiner bis aufs äußerste unerschütterlichen Ent-
schlossenheit gen Himmel steige und unsere Sol-
daten in Ostafrika erreiche, den Soldaten, die im
Begriff sind, in den Kampf zu gehen, ein Trost,
seinen Freunden ein Ansporn, den Feinden zur
Warnung. Das ist das Wort Italiens, das über
die Berge und über die Meere geht. Dieser Auf-
schrei ist ein Ruf der Gerechtigkeit und des Sie-
ges.
Die Rebe Mussolinis die einer inoffi-
ziellen K ri eg s e r k l ä r u ng a n Abes-
sinien gleichkam, war darüber hinaus Ant-
wort des Duce aut die englischen
Mi n i st e r ra ts b es ch lüsfe.
Am Schluß brachte die Menge Mussolini, -
der immer wieder von neuem auf dem Balkon
erscheinen mußte, nicht endenwollende Kund- '
gedungen dar.
Nach den Klängen des Giovinszza-Liedes
erklärte Parteisekretär Starace, der sich mit
dem Parteidirektorium an der Seite Mussoli-
nis befand, über den Rundfunk den General- >
appell für beendet. Langsam und geordnet wie'
der Aufmarsch, vollzog sich auch der Abmarsch.

Mffolim spricht: „Ätzt ist es genug!"
AlmMypM der GOmrMm-sn / Alles verlüßt -le AMltsstütte un- hört öle flammt WM m Dure
Ueberall BegMeruW un- Entschlossenheit rum Kampf

klungen, nur der Trommelwirbel dröhnt noch
leise über den Platz. Der Sarg ist niederge-
setzt, und jetzt ertönt das Lied vom Guten
Kameraden, während sich wieder Fahnen
und Feldzeichen zum Gruss senken.
Der Führer tritt in die Gruft,
gefolgt vom Reichskriegsminister, den Ober-
befehlshabern und den Angehörigen des
Feldmarschalls. Tiefes Schweigen liegt über
dem Ehrenhof; nur von den Türmen hört
man im Winde das Knattern der Fahnen.
Kränze werden in die Gruft getragen, Mi-
nuten vergehen. Dann kommen die Ange-
hörigen zurück. Der Führer verweilt noch
einige Minuten in stillem Gedenken allein
am Sarge. Dann steigt er entblössten Haup-
tes die Stufen herauf Ein Kommando er-
tönt, die Fahnenkompagnie setzt sich in
Marsch und verlässt den Ehrenhof. Dann
nimmt der Führer Abschied und begibt sich
mit seiner Begleitung ebenfalls aus dem
Denkmal.

*
Nom, ll. Okt. Seit über einer Stunde hem
len fast ununterbrochen die Sirenen, läuten
die Glocken im ganzen Lande Sturm, auch
die Kirchenglocken stimmen mit ein. Den
mächtigen Auftakt gab die Glocke des Capi-
tols. Rasch fielen Hunderte von Glocken in
Rom und abertausende im Lande mit ein.
Der Eeneralappell der Partei und des in
ihren Verbänden organisierten Volkes hat
begonnen. Fünfzehn Millionen Italiener
haben die Arbeit verlassen, um der Welt
zu zeigen, dass das italienische Volk im
schweren aussenpolitischen Ringen geschlos-
sen hinter dem Duce steht.
In weniger als einer Stunde hat sich das
Strassenbild von Rom vollständig geändert.
Alle öffentlichen Gebäude sind illuminiert;
sämtliche Strassenfronten und Plätze sind
beflaggt, die Geschäfte geschloffen. Die Be-
völkerung wandert in grossen Strömen und
Massen den Hauptplätzen zu. Flugzeugstaf-
feln kreisen über der Stadt. Militär mar-
schiert in voller Kriegsausrüstung durch die
Strassen. Der Rundfunk, der bis zum Ab-
schluss der Kundgebung ausschliesslich für den
Eeneralappell arbeitet, gibt Anweisungen
bekannt und lässt in Strassen und Häusern
die Gesänae der faschistischen Revolution er-
tönen. Alle Strassenbahnen und Verkehrs-
mittel sind überfüllt. Kaum nach einer
Stunde beherrscht bereits das Schwarzhemd
das Strassenbild. Man steht faschistische
Miliz, Avanguardisten, und zahlreiche Ba-
lilla. Gerade den Jüngsten macht es sichtlich
Freude, an diesem geschichtlichen Ereignis
teilzunehmen. Ueberall sieht man Bilder
des Duce. Plakate werden angeschlagen,
auf denen Worte Mussolinis wiedergegeben
sind. So liest man z. V.:
„Ein Regime, das keine Episode, son-
dern eine Epoche darstellt, beugt sich
nicht übersattem Hochmut."
Auf der Piazza Venezia, wo die grösste
Kundgebung, voraussichtlich in Gegenwart
Mussolinis, stattfindet, erschienen gegen
17 Uhr die ersten geschlossenen Kolonnen der
faschistischen Miliz.
Der AufmarM in Rom
Rom, 2. Okt. Beim Hereinbrechen der
Nacht ist ganz Rom auf den Hauptplätzen im
Stadtinnern versammelt. Der Verkehr im
Innern der Stadt ist vollkommen stillgelegt.
Die Außenquartiere sind wie ausgestorben.
Obwohl Hunderttausende an dieser erstmaligen

von den Kolonnaden umschlossen ist, menschem
leer und still daliegt, während gegenüber del
Peterskirche die Häuser in vollstem Flaggen-
schmuck stehen und eine unübersehbare Meng*
wogt.
Aus dem ganzen Laude kommen Nachvichteck
über den vollkommen geordneteck
Verla ufd es Generalappells. Die erste Phase
der Sammlung in den Partei- und Verbands-
lokalen war überall um 17.15 Uhr Nbgeschlvff
sen. Die zweite Phase des geschloffenen ANff
Marsches hat begonnen. Äm Rundfunk hm
Staatssekretär Starace die Weisungen für
die zweite Phase erteilt. Danach muß der Auf-
marsch um 18.15 Uhr auf allen Plätzen des
ganzen Landes .auch im kleinsten Dorfe abge-
schlossen sein. Ununterbrochen kreisen zuM
Gruße des faschistischen Italiens und seiner
Schwarzhemden Flugzeugstaffeln über der
Stadt. Der Sprecher am Radio verkündet:
„Der Generalappell muß allen die Augen öff-
nen, auch denen, die sich in ihren Interessen
verletzt glauben und Italien den Weg versper-
ren wollen.
Das italienische Volk ist zu groß für sei«
kleines Land, und das ist sein einziger
Reichtum.
„Ganz Italien ist jetzt", so schließt der Spre-
cher, „in Erwartung der Worte Mussolinis."
 
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