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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 14. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43256#0025
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Heidelberg, den 3. Oktober 1935.
Kaslanlenzeit!
Jetzt ist die Kastanienzeit. Die stachelige Ku-
N w grüner Hülle läßt die braune glänzende
glicht dem Gefängnis los. Und -so oft
N Windstoß um die Baumkronen führt,
llyuttelt er reife Kastanien aus dem abster-
-gtz " Laubdach auf den vergilbten Wiesen-
> Die Mädel und Buben reißen sich um die
Mn glänzenden Kastanien und sammeln sie
n Schürzen und Hosentaschen; bis diese ganz
Mfullt sind. Das ist ein Jubel unter den Klei-
,^ll. Jeder will die größeren Kastanien ha-
sn. Die einen vollführen mit den Kastanien
Ille kleine Schlacht und es gibt manchen
?Wchrei, wenn die kleine Kastanienkugel
-chft. Die Friedlichen schnitzeln an den brau-
en Bällen herum und bohren Löcher in ihren
Much Dann werden Schnüre durchgezogen,
Mten geschlungen und um den Hals gehängt.
Aeder andere Buben machen ein ganzes Ge-
,M*r aus den Kastanien und der Schnur,
ll^nnen ein und treiben das zweifüßige Ge-
?llnn mit Würfen aus der Hosentasche im
salopp. Die kleinen Mädchen hingegen sitzen
Uammen und basteln aus den Kastanien
«ovbchen und andere niedliche Sachen. So
sie all unseren Kleinen als Spielzeug hoch
wWommen, genau so wie die Schusser (Rib-
"llg), Kreisel und Drachen.
8ur „Woche des deutschen Buches"
Ein Aufruf Dr. Goebbels'
^vichsminister Dr. Goebbels erläßt zur
"Woche des deutschen Buches" folgenden Ans-
ruif:
.Die „Woche des deutschen Buches 1935" wird
"ch Blick des gesamten Volkes erneut auf eines
i^Ner wichtigsten Kulturgüter lenken. Sie hat
/ sich zur besonderen Aufgabe gemacht, dem
Arbeiter der Faust die Werte zu er-
Mi-eßen, die aus Rasse und Scholle geboren
M deutschen Buch Gestalt geworden sind.
Das gute Buch ist aus dem Volke gekommen;
» -dem Volke zurückzugeben, ist Pflicht aller,
am Aufbau der Volksgemeinschaft mithel-
i^ll. Darum ist jeder deutsche Volksgenosse auf-
Arusen, zu seinem Teil dazu beizutrag-en, daß
gute Buch wahrhaft äußerer und innerer
Aitz des Volkes in allen seinen Schichten
^»d. Dr. G o-ebb els.
StelmkaleMr für Dktobrr
sind fällig am:
10. 35: Lohnsteuer für 16. bis 60. 9., begw.
1- bis 30. 9. 35. Bei Kleinbetrieben Lo-Hn-
i steuer für das 3. Kalendervierteljahr.
10- 10. 35: Vorauszahlung der Umsatzsteuer für
September, bezw. 3. Kalendervierteljahr.
0- 10. 35: Tilgungsraten auf Ehestandsdarle-
hen.
10. 35: Vorauszahlung auf die Grund- und
Gewerbesteuer und Landeskirchensteuer, 3.
Viertel 1935.
10. 35: Lohnsteuer für 1. bis 15. 10. 35, so-
fern der einbehaltene Gesamtbetrag 200.—
AM. übersteigt.
Außerdem Abschlußzahlung auf die Umsatz-,
Körperschafts-, Einkommen- und Kirchen-
steuer innerhalb eines Monats nach Zustel-
lang der Steuerbescheide.
An die Zahlung wird erinnert. Zahlungs-
^rsiiumnis hat den Einzug im Nachnahmewege
"er durch zwangsweise Beitreibung, die Erhe-
Ung des Säumniszuschlags und die Aufnahme
ll die Liste der säumigen Steuerzahler zur Folge.
Bargeldlose Zahlung unter Angabe der
^steuernummer ist dringend erwünscht.
Am letzten Werktag des Monats ist die Finanz-
este -geschlossen, auch für Kraftfahrzeugsteuer.
öuWlmg zum BvrbrrritungGienjt
das Höhere Lehramt an Handelsschulen.
-Auf 1. November 1938 wird eine be-
-Mänkte Zahl von Diplom-Handelslehrern
ll den Vorbereitungsdienst für das Höhere
^hraint an Handelsschulen ausgenommen.
Zulassungsbedingungen und die Angabe
"r,bei der Bewerbung einzureichenden Nach-
alle sind aus den 88 1 und 3 der Verord-
Mg des Staatsministeriums vom 28. März
lOM (Amtsblatt 1930. Nr. 10, Seite 47) zu
Ziehen.
- Das gemäß 8 3 vorzulegende amtsärztliche
Mgnis muß sich hinsichtlich des Zustandes
Lunge auf eine vorhergegangene Rönt-
genuntersuchung stützen.
.. Zum Nachweis der arischen Abstammung
ll die ausführliche Geburtsurkunde des Be-
Mrbers und die Eeburts- und Heiratsur-
llnde der Eltern (unter Angabe des Ve-
ellntnisses) hierher vorzulegen.
Ferner sind den Gesuchen um Zulassung
Mebenenfalls eine Bescheinigung über die
Zugehörigkeit zur NSDAP, oder einer ihrer
Gliederungen mit genauer Angabe des Ein-
Mtstages und der dort ausgeübten Tätig-
et und das Arbeitsdienstpflichtheft beizu-
>"gen.
. Gesuche um Aufnahme in den Vorberei-
Mgsdienst sind innerhalb 14 Tagen Oan das
Ministerium einzureichen.

Erntedankfest tm greis
Heidelberg
Den Auftakt zum d-iesjähvi-gen Ernte-
dankfest bilden, wie wir der „Volksgemein-
schaft" entnehmen, die Feiern am Samstag
abend, die um 20.30 Uhr in allen Orten sta-tt-
find-en. Auch in Heide k -b e r g findet sich zu
dieser Zeit -die Bevölkerung auf dem Univer-
st täts Platz ein, wo OrtsbauerNf-ührer
Gamber sprechen wird, daneben werden
Sprechchöre und Lieder der HI, JV, BdM
und BdMJ diese Feier verschönern.
Am Sonntag aber heißt für alle Städter die
Parole „Hinaus aufs L -an d".
Besondere Feiern, bei denen um 1 Uhr
nachmittags die Führerrede übertragen wird,
finden an folgenden Orten statt:
Dossenheim, Heiligkreuzsteinach, Bammental,
Meckesheim, Schönbrunn, Eberüach, Leimen,
Sandhausen, Kirchheim, Eppelheim und Wieb-
lingen.
Die V-Msgeno-sfen aus Heidelberg werden
aufgefordert, die Erntddankf-sstorte wie folgt zu
besuchen:
Aus den Ortsgruppenbereichen: N-eu-enh-eim,
Münchhof, Han-dschuhsheim und Ziegelhauf-en,
d-a-s Fest in Dofs -enhei m.
Aus Altenbach, Lampenheim, Mt-neudorf,
Wilhslmsfeld, Brombach und Heddesbach das-
jenige in Heiligkreuzsteinach.
Die Einwohner aus Gauangelloch, Gaiberg
Ochsenbach, Wäldhi-lsbach, Müsenbach und Nek-
kargemünd begeben sich nach Bammental,
diejenigen aus Lob-enfeld, Wal-dwimmersbach,
Mönchzell, Mauer und Spechba-ch nach Mel-
ke s h e i m.
Die Orte Haag, -Schwanheim, All-smühl -und
Moo-sbruam feiern das Fest in Sch önbrunn^-
Pleubersb-ach, Rockenau, Neckarwbmmersbach
und Friödrichsdorf nähmen an dem Fest in
Eb e rb -a ch teil. Für Nußloch und Maisbach
ist ein Erntedankfest inLeimen angösetzt, für
St. Ilgen in San -dhau s e n, für Rohrbach
und die Wsftstadt (West l und West II) in
Kirchheim, für den Pfaffengrund und Alt-
stadt I und II inEPPelheim für Bergheim
und Mittelstadt Wieblingen.
Die Staidtteilsb-ewohner H-eideWergs werden
sich geschloffen nach den bestimmten Orten be-
geben.

Langs Wrndr im Kerbst
Herb-stabende haben -ihre besonderen Reize. Der
lange Winterabend mit -seiner Steigerung häus-
licher und öffentlicher Geselligkeit bereitet sich
vor, -sommerliche Erinnerungen klingen nach.
Der Herbst ist der Mittler zwischen Sommer und
Winter, er verbindet zwei Extreme und hat, wie
sein Gegenstück, der Frühling, von jsd-em dieser
beiden etwas.
Die Tage sind kurz geworden. Künstliches
Licht beherrscht schon die Straßen der Stadt, ehe
noch die Arbeit des Tages ihr Ende erreicht h-at.
Und auf dem Lande, wo naturgemäß die Arbeit
mehr als in der Stadt vom Tag -abhängt, wo zu-
mindest die Außenarbeiten mit Beginn der Dun-
kelheit abgebrochen werden müssen, läutet es
früher Feierabend.
Herbstabende sind Zwitter, sind nicht halb,
nicht ganz. Länger als in anderen Jahreszeiten
kämpfen Licht und Dunkel um -die Herrschaft.
Stunden vergehen, ehe -der erste Abend-schatten
sich zu nächtlichem Dunkel vergrößert hat. Und
in diesem Zwitterzustand, in diesem zeitlich aus-
gedehnten Ringen zwischen Licht und Nacht, lie-
gen die "geheimsten Schönheiten herbstlichen
Seins. In -der Stadt zwar merkt man wenig
davon, denn -die beim ersten Dämmer ausflam-
mends Lichtfülle vernichtet den Zauber des
Abends. Man mutz auf -dem Lande sein, um den
Herbstabend richtig genießen zu können, muß an
einem klaren Herbstabend den verlöschenden Tag
-belauschen können, oder erleben, wie die wallen-
den Herbstnebel gegen Licht und Helligkeit strei-
ten. Wie schön ist doch ein Herbstabend, wenn
nach Sonnenuntergang die Kartoffelfeuer auf-
glühen und von fern her gedämpfte Stimmen
ländliches Leben künden, wenn im Dorfe die Al-
ten vor dem Hanse sitzen und letztes Tageslicht
zum Zeitungs-lefen oder zu nachbarlichem Ge-
spräch ausnutzen.
Der Herbst ist schön und wohltuend, aber man
mutz ihn dort zu finden -wissen, wo er noch seine
alten Rechte hat. --v-

X Sonderzug nach München gesichert. Die
Reichsbahüdirektion Karlsruhe hat mit ihrem
Vorschlag, am ersten Wochen-ende i-m Oktober
z-um Schluß des Münchener Oktöb-erf-estes -einen
S-o-üd-evzug nach- München als Abschluß der
großen diesjährigen Sonderfahrten -verkehren
zu baffen, bei der OsffenMchkeit ein Interesse
von großem Ausmaß gefunden. Für den am 5
und 6. Oktober verkehrenden Zug hat sich so
starkes Interesse gefunden, daß am 1. Oktober
bereits rund 5 0 0 F a -h rkarten -v -e r-
kauf t waren. Diese -verteilen sich auf Karls-
ruhe und Umgegend mit etwas Heuiger, auf
Mannheim und Heidelberg mit etwas m-chr
als -die Hälfte der Totallziffer. Mit dieser Be-
setznngsziffer -ist die Führung des Sond-erzuges
gesichert.


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löerglieimer Ltrsüc 59/61 / Delclon 7151 u. 7152

Die sozialen Leistungen des MW.
nnd der ASB.
Die sozialen Leistungen Les WKW und der NW.

** Vor Eröffnung des Winterhilfswerks
1935/36 fand gestern in Berlin im Reichs-
ministerium für Volksaufklärung und Pro-
paganda eine Reichspressekonferenz statt.
Da zur gleichen Zeit auch in allen Kreisen
und Ortsgruppen ebenfalls Pressebesprechun-
gen stattzufinden hatten, gab der Kreisamts-
leiter und Kreisbeauftragte für das Win-
terhilfswerk, Pg. Sommer, den Vertre-
tern der hiesigen Tageszeitungen über die
Arbeit und die Leistungen des letzten WHW
interessante Aufklärungen, die als Rückblick
über die Vergangenheit und zugleich als
Ausblick auf die Zukunft zu betrachten sind.
Durch das WHW. 1935/36 werden wieder
alle Personen unterstützt, die tatsächlich be-
dürftig sind. Dazu gehören Erwerbslose,
Wohlfahrtsempfänger, Kurz- und Notstands-
arbeiter, Klein- und Sozialrentner und Er-
werbstätige, deren Verdienst zur Deckung
der im Winter erhöhten Lebenshaltungs-
kosten nicht ausreicht. Kreisamtsleiter Som-
mer gab zunächst bekannt, daß im Gau Ba-
den 413 000 Personen (d. s. auf 1000 Ein-
wohner 171) unterstützt wurden, und dann
Aufschluß über die im Ea« Baden ein-
gegangenen Geldspenden.
Es gingen ein aus Opfer von Lohn und
Gehalt und laufenden Monatsspenden RM.
2143 263,58; Eintopfsp. RM. 1115365,66;
Spenden von Firmen, Organisationen und
Einzelpersonen RM. 902105,63; Reichs-
Geld-Sammellisten RM. 1186,69; WHW.-
Vüchsensammlung RM. 18 374,81; Reichs-
Straßensammlungen (Reinerlös) 238,436,17
Reichsmk.; Reichsveranstaltungen 165 380,98
Reichsmark; Eauveranstaltungen 50 697,98
Reichsmk., Eau-Straßensammlungen (Rein-
erlös) RM. 157 363,11; sonst. Sammlungen
und Spenden NM. 74 825,10; insgesamt
RM. 4 878 509,71. Die durch dis Büchsen-

sammlung eingegang. Summe von 18 374 81
Mark ist als gering zu bezeichnen, was dar-
auf zurückzuführen ist, daß die in den Ge-
schäften aufgestellten Büchse nmeistens zu
wenig Beachtung fanden. Bei den Samm-
lungen stand der
Kreis Heidelberg immer an erster Stelle,
wovon die Stadt Heidelberg den
Hauptteil aufbrachte, denn das Hinterland
der Stadt ist arm. Dafür steht der Kreis
mit 26,38 Proz. Bedürftigen auch an vorder-
ster Stelle. Ausgegeben wurden 56 372 Ztr.
Steinkohlen im Werte von 79 020,96 Mark,
70 444 Ztr. Briketts, die einen Wert von
72 796,40 RM. repräsentieren. Außerdem
wurden 30 700 Ztr. Kartoffel verabreicht.
Die Kopfzahl der Hilfsbedürftigen betrug
44 000. Aus diesen Zahlen geht hervor,
daß im Kreis Heidelberg gehalten wurde,
was unter der Devise „Keiner darf hungern,
keiner darf frieren" versprochen wurde.
Kreisamtsleiter Sommer zollte den Spen-
dern und Stmmlern Dank und machte dann
auch noch Ausführungen über die NS. Volks-
wohlfahrt, deren Hauptaufgabe in der Pflege
von erbbiologisch gesunden Kindern und
Müttern besteht, ist ihr doch die Durchfüh-
rung des Hilfswerkes von Mutter und Kind
übergeben. Besonders die
Kindererholung
wurde hier vom Frühjahr bis zum Herbst
auf eine breite Basis gestellt. Es wurden
562 Kinder durch Landverschickung betreut
und zwar in die Gaue Vaden, Kurhessen,
Westfalen Süd, Bayerische Ostmark, Bran-
denburg, Hannover, Sachsen, Koblenz. Durch-
schnittlich mußten pro Kopf hierfür 8 RM.
aufgewendet werden, wovon die Eltern zwei
Mark zu tragen hatten. Aus verschiedenen
Gauen waren 350 Kinder ausgenommen
 
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