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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 281 - Nr. 290 (2. Dezember - 12. Dezember)
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denn dein

die weiße
er gebückt
bleibt dec

LErsDMM«»«
k o m s v V e r t r i e b llret
(Nachdruck verboten.)

X Der Lichtbildervortrag „Aus der Arbeit
des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfiir-
sorge", der beute Donnerstag, abends 20.15
Uhr im Hörsaal 13 der neuen Universität
stattfindet, wird einleitend Entstehung. Ziele
und Entwicklung des Volksbundes darstsllen.
Der Hauptteil des Vortrages wird zeigen,
wie durch den Volksbund an allen ehemali-
gen Fronten und in Uebersee unseren Gefal-
lenen in deutschem Geiste Ruhestätten berei-
tet und Mahnmale gebaut werden, die bis in
die fernste Zeit von ihrem Heldenmut kün-
den sollen. Im besonderen wird Nachdruck
auf dis hohe künstlerische und kulturpolitische
Bedeutung dieses Werkes gelegt, wobei auch
die Leistungen der anderen Völker in der
Kriegsgräbergestaltung vorgeführt werden,

um das spezifisch Deutsche der Volksbundar-
beit um so klarer erkennen zu lassen. Ausnah-
men aus der Kriegszeit sind in den Vortrag
eingeführt, der zum Schluß auf die Bedeu-
tung dieses Werkes für die Erziehung der
deutschen Jugend hinweist und das ganze
deutsche Volk zur Mitarbeit an den noch zu
lösenden Aufgaben aufruft.
X Wmterwetter. Der Königstuhl meldete
heute morgen Frühreif bei einem Grad unter
Null.
X Keine Nachnahme-Postpakete «ach ita-
lienischen Kolonie«. Dis italienische Post-
verwaltung läßt von sogleich an Nachnah-
men auf Postniketen aus dem Ausland, mit-
hin auch aus Deutschland, nach den italieni-
schen Kolonien vorläufig nicht mebr zu.
X Postverkehr mit Nikara-ma. Die Post-
verwaltung von Nikaragua läßt die Ermä-
für die von den Verlegern oder deren Be-
auftragten unmittelbar ^.piN..s.l. ,,
gen und Zeitschriften und für Bücher, Druck-
hefte und Musiknoten nicht mehr zu. Solche
Sendungen unterliegen daher im Verkehr
mit Nikaragua in beiden Richtungen fortan
der vollen zwischenstaatlichen Drucksachenge-
bühr.
X Leere Bierflaschen. Die Brauereien
wenden sich im Einvernehmen mit der In-
dustrie- und Handelskammer Karlsruhe mit
folgender Warnung an die Öffentlich-

keit: In die Bierflasche gehört nur Bier und
die Bierflasche bleibt immer unveräußer-
liches Eigentum des Lieferanten, selbst
wenn ein Pfand dafür hinterlegt wird.
ten durch einen wuchtigen Schlag auf den
Hinterkopf, dem Siß des Gehirns, betäubt
werden,' erst dann darf der Hals durchschnit-
X Rektor Vollhsrbst 70 Jahre alt. Am
morgigen Freitag feiert der durch seine Lehr-
tätigkeit tn weiten Kreisen bekannte Rektor
i. R. Vollherhst, Schrödevstraße 14, seinen
70. Geburtstag. Von seinen Amtskollegen als
aufrechter Charakter hoch geschätzt, durch feine
verständnisvolle Leitung als Rektor der Mönch-
Hofschule in bester Erinnerung, von dem großen
Kreis derer, die ihm in den Fahren seines
Wirkens zu Füßen saßen, als «in Meister der
Pädagogik verehrt, schaut Rektor Bollherbst
zurück an seinem Ehrentage auf ein Leben reich
gesegneter Arbeit im Dienste seines Volkes
und Vaterlandes. Wir gratulieren!
X Erwischt. Ein junger Manin aus Kirch-
heim. der gestern abend in der Gegend des
Schlosses Frauen in unsittlicher Weise be-
lästigte, wurde in der Nacht festgenommen
und in das Gefängnis eingeliefert. Der Fest-
oenommene ist dringend verdächtig, ähnliche
Handlungen in den letzten Wochen beim
Schlotz-Wolfsbrunnenweg begangen zu haben.

„Heidelberger Bolksblatt" — Donnerstag, den 5. Dezember 1S88

58)
„Bist du krank, mein Sohn? Davon hat
man mir nichts gemeldet. Setze dich auf jenen
Stuhl. So. Deine Glieder zittern ja wie im
Fieber. Es ist. wohl besser, daß du das Lager
hütest, wenn du so siech bist."
Der andere nickt. Er sitzt schlaff und matt
und kann den Kopf kaum heben.
„Da mich Euer Hochwürden riefen, wollte
ich gerne kommen Mir sitzt es schon lange
/böse im Gebein. Es ist wohl die feuchte, kühle
Herbstliut, die Gicht und Zipperlein schafft."
„So nimm dir eine warme Decke mehr,
mein Sohn als vorgeschrieben ist Ich hatte
dich rufen lassen, weil mir zu Ohren kam, daß
du die Wtldensteinerin als Here angegeben.
Und ein solches Vermuten hat sich als unwahr
erwiesen, wie ja auch anzunehmen ist. Und
daß Ihr grausam verfahren seid nut dem
armen, unschuldigen Weib."
„Das war nicht meine Schuld, Hochwürden
Der Fridinger Rat bat es also gehandhabt.
Auch ich habe zur Milde geraten und zum
Abwarten. Aber die weltlichen Gerichte haben
es immer gar eilig bei solchen Hexenvrozessen
Irren ist menschlich. Hochwürden. Und mein
Eifer war kür Gottes Reich und die Kirche
Groß und klar sehen die Auaen des greisen
Propstes zu dem anderen hinüber.
„Im Reiche unseres Gottes regiert die
Liebe. Und die Kirche als seine höchste Diene-
rin hat diese Liebe auf ihr Panier geschrieben.
Weil wir Jesu Nachfolger sein wollen, weiter
nichts. Wo aber Haß und Grausamkeit regie-
ren, ist Jesus nicht. Wenn ich mit Menschen-
und mit Engelzungen redete und hätte der
Liehe nicht, so wäre ich nichts. Siehe, mein

Es ist nicht nach meinem Sinn, daß man
Heren aufspürt im deutschen Land. Es wird
viel Mißbrauch getrieben damit. Und wo
bleibt dis Liebe zum Nächsten, die Liebe zum
Sünder ofi so hartem Urteil?
Er seufzt und steht langsam auf. Tritt vor
das große, hölzerne Kruzifix, das über seinem
Betpult hängt. Die gefalteten Hände hebt e*
voll Inbrunst, und in seinen Augen sind Trä-
nen.
,.Acb Herr, was tun sie alles in deinem Na-
men! Es ist dein Name auf ihren Lippen, aber
chre Seelen kennen dich nicht. Sie nennen sich
deine Jünger und vergessen das Wort: Daran
wird jedermann erkennen, daß ihr meine
Jünger seid, so ihr Lieb« untereinander ha-
bet!" —
Als es dunkelt, steigt Bruder Bichtul' den
verschwiegenen Waldpfad hinauf zur Weren-
maq. Er geht fest und aufrecht, und von seiner
Gicbt ist nichts mehr zu spüren. Er hat den
Kopf lauschend gehoben und greift oft nach
dem Messer unter der Kutte.
Denn ob er es sich auch nicht «ingesteben
mag, es ist ihm beute unheimlich im Wald.
Es ist nicht die späte Stunde noch der Herbst-
wmd der in den kahlen Baumkronen singt
Ist er nicht hundertmal schon so geschlichen
bei Nacht und Nebel, ohne sich zu fürchten?
Ja, bat ein Bruder Bichtulf überhaupt jemals
Furcht aekannt? Was ist das nur heute mit
ihm, daß er sich alle zehn Schritte umsehen
muß oder lauschend stehen bleibt?
Immer und immer ist es ihm, als ob er
verfolgt würde. Als ob es raschelte im Laub
oder ein Zweiglein knackte im Weg. Er hörte
es ganz deutlich und ärgert sich darüber. Und
wenn er lauschend stehenbleibt, ist alles wie-
der still.
Er murmelt einen Fluch zwischen den Zäh-
nen und schreitet schneller ans. Vor ihm hebe«
sich schon die schroffen Mauern der Weren-
wag. Pater Bichtulf hat Wichtiges zu bespre-
chen mit Herrn Josias.
*
Es ist am nächsten Tage. Benedikta hat eben

Nom WtiOM MO
Das schönste Fest des Jahres steht wieder vor
der Tür; jede Frau und Mutter ist schon einige
Wochen vorher damit beschäftigt, diese Feiertage
ihrem Gatten und den Kindern recht freundlich
und gemütlich zu gestalten. Sind auch die Vor-
bereitungen und die Heimlichkeiten mit den Ge-
schenken jedes Jahr immer wieder dieselben, io
bereiten sie sich doch beiden Teilen stets große
Freude. Aufgabe der Hausfrau ist es nun, die
Wohnung etwas festlich einzurichten.
Schon an den Adventssonntagen werden in
sehr vielen Häusern die Tische mit Tannengrün
'und Lichtern geschmückt. Eine schöne Sitte, die
jetzt sicher überall gepflegt wird.
Verfügt man nicht über das Mittel, sich einen
Heinen Adventskranz zu kaufen, so kann der
Obst, und auch der Kaffeetisch mit etwas Phan-
tasie hübsch geschmückt und verziert werden: Ein
paar Tannenzweige werden rund um eine Obst-
schale gelegt (auf dem Kaffeetisch um den Ku-
chenteller), an den einzelnen Tellern ebenfalls
Zweige, dazwischen je einen Tannenzapfen, die
man sich selbst vom Walde sammeln kann. Einige
Lichter sind schnell beschafft, welche dann auf den
Adventstisch gestellt werden können. An jedem
Adventssonntag wird immer ein Licht mehr an-
gesteckt.
Sehr wirkungsvoll ist der „festliche Advents-
tisch", wo ein schöner Adventskranz, der in der
Mitte in Form einer Obschale kunstvoll zusam-
mengefügt und mit silbernen Bändern umwun-
den ist. Em schöner Schmuck auf dem Mittags-
tisch.
An Weihnachten kann man es sich ähnlich ein-
richten, indem man das Blümchen in die Mitte
des Zimmers stellt; dadurch erzielt man sogar
im ganzen Zimmer pinen festlichen Eindruck.
Will man noch etwas mehr ausgeben, so können
einige Christrosen um das Bäumchen gruppiert
werden.

Er war für neue Sachlichkeit. Er räumt«
auf.
Erst m't den Bildern an den Wänden. „Sie
hemmen ungestörten Ablauf der Gedanken.
Fort mit ihnen!"
„Aber doch nicht diese?" wagte sie und zeigte
auf zwei klein« Bilder. Eins tvar er selbst aus
Mutters Knien. Auf dem andern waren er und
sie im Kahn in ihrer Brautzeit.
„Erinnerungen, die beschweren, Liebe! Unsere
Zeit verlangt nach Ellenbogenfreiheit. Set so
gut und räume sie weg:"
Sie seufzte, und sie räumte weg.
Dann kamen Bücher an di« Reihe: „Die
Schränke Platzen, alles schleppt man mit, die
Losung ist: Entlastung all« Vierteljahre." Und
er begann das Ueberlebte, wie er sagte, aus.
den Bücherreihen auszupicken.
„Sie schlug eins der Bücher auf: „Das ist
die erste Lesefibel deiner Jugend — sieh doch:
Der Igel."
„Igel stechen — sei so gut und räume es
wog."
Sie seufzte, und sie räumte weg.
Danach ging es über den Schreibtisch. „Wer
heut« sein« Zeit will meistern, der muß einen
blanken Schreibtisch haben — fort mit diesen
Kinkerlitzchen!"
„Aber das ist doch das alte Tintenzeug, in
das die Feder deines Vaters tauchte?"
„Federn! — Schreibmaschinen herrschen
heute, räume es weg!"
Sie seufzte, und sie räumte weg.
Er, inzwischen, meisterte die Zeit. Sie war
seinem Schaffen wohlgefällig. Sein« Bücher
wurden weit im Land gelesen. Er wurde im-

die Mutter betreut und ihr die
den Hände verbunden. Hat ihr das,
ein wenig in die Sonne gerückt
Herbstlaub im großen Tonkrug aufs
llestE. , -..„Met"'
Der Vater ist mit dem Bischof z«
ten zum Propst Wolfrad, wo sie
bereden haben Denn morgen in auo
gottsirübe will er wieder aufbreche»
Stuttgart. Und auch der Bischof
w'll in seinem Schutze nach Norden r«i '
Langsam ist Benedikta hinübergeoo"^^«!
die Burqkapelle Vor dem kleinen
sie in tiefer Andacht und bittet den
lobten, das Leben Ingos zu behüten P
Gefahr. Em unendlicher Frieden nww
in diesem stillen Raum, und sie
Mareens gedenken, als sie in tiefster
not und Betrübnis vor dem Veichtstud
und all ibr Gnges Menschenleid n>
vor Gottes Thron. ^s,
Heute ist Gr« Seel« voll Dank und 3
Heute singt sie Lied um Lied in 'breM '
und schickt hundert liebende Gedan E
Norden, wo di« Kriegsbörner blasen n
Schwerter klingen. '
Als sie aus der Kapelle tritt,
ein Reiter in langsamem Trab über ^de
brücke. Er reitet guer über den duMX
auf sie zu, und nun erkennt sie iw -s tzrst
schein Herrn Josias von der Werenw
will sie erschrecken aber dann kommt
Erkenntnis, daß sie ihn ja gern ollem
möchte, und daß es heut« "morgen gni «
würbe. Auf seine höfliche Frage n« /
Eltern, sagt sie schlicht:
„Es ist der Vater zum Kloster
abgeritten, Herr Josias. Und die
krank in ihrer Kemnat«. Aber wenn
wenig in der Halle verweilen wollt,
es nimmer lange währen, bis der Bun
kommt."
(Fortsetzung folgt.)

Für Freitag: Bei zeitweise W
westlichen Winden vovübergsheitd stw
wölkung und einzelne Schnee- und ist»
später wieder ausheiternd, Dernperatii
über wenig über 0 Grab, Nachtfrost-
(Wetterbericht des Reichsmelter -
Ausgabeort Stuttgart--
WnMMaB
vom 4. (5.) Dezember 1935t
Heidelberg 270 (275).
Kunst unri
" Ein neues Studienfach. Die Ü^^rsü
Leipzig hat mit Semesterbeginn .
deutsche Hochschule eine psycholMs°»s Xhe"
tsrologische Schulung für alle Stuv -
des höheren Lehramts eingeführt. -vur -^
Abkehr von der reinen Leistungsbew«
bei der Beurteilung des Schülers ^ »jii
Notwendigkeit einer gründlichen Sch»:»
der Eharakterbeurteilung auf der
Leitung der Lehrgänge hat der
Vertreter der angewandten Psychow»
Deutschland. Professor Felix KrucgeO
derzeitige Rektor, persönlich übernimm

KMMLkM MmMWlMgt"
Donnerstag, den 5. Dezember, 20 Uhr,
der neuen Universität: Vortrag Dr- p -
über ,.V o l k s b u nd d e u t s ch e r K r ,
gräberfürsorg e". ZB*
Samstag, den 7. Dezember, 20 Uhr, "
Neuenheim": Bausparer-Versammluns-
*
Märchen-Rachmittag in der Städt.
Am Sonntag, den 8. Dezember, 18 Uhr-
Stadtbiüliothekar Zink beliebte
Geschichten zu Farbenlichtbildern »Id Luck
ähnitten. Kinder in Begleitung
haben Zutritt. Um Uebersüllung zu »em M
werden Karten zu 10 Rpfg. ab heute aus» A»
— In Vorbereitung für Januar:
nossa vom 25. bis 27. Januar 1077 (Wah .^jcht»
Dichtung — Volksbildung) Vortrag uv
bildern von Georg Zink. ,
Stiidt. Theater. Zum letzten Mal uu j^eil
Irma von Drygalskis Drama »Znr s, W'
Gewalt" gespielt. Sicherlich werden v ,
delberger die letzte Gelegenheit zum -
ser Vorstellung wahrnehmen (Stammpla»' M
i2). - Für Freitag ist wiederum die P/E
bayerische Moritat „Die Pfing» .Ijiik
vorgesehen (Stammplatzmiete L iV?,
Sonntag ist dieses urgelungene Spiet z
nen Preisen auf dem Spielplan gell»
den. Am Samsag ist für alle Freu»
deutscher Tanzkunst ein besonderer FEsA),,! D"
Wigman und ihre Tanzgruppe
nur ein einmaliges Gastspiel ermöguan
besorge sich jeder baldigst Eintrittskarte -
Heidelberger Lichtspieltheater.
Capitol: ..Der Vogelhändler". - Mst'
Gloria: „Heldentum und Todeskampe
rer „Emden"."
Kammerlicht: „Polizeicmto 99 .
Odeon: „Der Außenseiter". - „.p',
Schl 0 ßlicht: „Eine Nacht an der Do
FilmbühneLeimen: „Ich lrebe au<-
Frausn".

Kia komaa »u» ckrutrcber VerA»aH»ak,t1
«casm»
Ljueliea-Verlag. külltß»brück-3a
Sohn, das soll unser Leitstern sein im Leben
und Tod."
„Ja, Hochwürden, aber wir sollen doch auch
den Satan bekämpfen, wo wir ihn treffen
und es ist mein« feste Neberzeugunq, daß dt?
Wtldensteinerin eine Hexe ist. Auch heule
noch."
„Mein Sohn, ich kenne die Wüdensteinerin
seit ihrer' Verheiratung mit Herrn Kristian
Ich kenn« sie besser als du. Ich mein« rast,
deine Augen sind jetzt durch Deine Krankheit
und dein Siechtum getrübt. Wenn du wieder
gesund bist, reden wir noch einmal in Ruhe
darüber. Jetzt lege dich schlafen,
Antlitz siebt schlecht aus,"
Pater Bichtulf neigt sich über
Hand des Greises. Dann schleicht
aus der Tür. In tiefem Smnen
Propst zurück.
Ihm ist Bruder Bichtulf immer ein Rät-
sel gewesen. Er hat ihm nie >0 nahe stehen
können wie alle den anderen Brüdern. Als
er vor vielen, mieten Jahren hier als Bet-
telmönch vor der Pforte stand und um Auf-
nahme bat, verweigerte er jede Auskunft über
sein vorheriges Leben. Bat nur um den Frie-
den des Klosters und ein Ruheplätzchen für
seine Seele. Die Brüder gingen ihm scheu aus
dem Wege, denn st« mißtrauten seinem schlei-
chenden Gang und seinen lauernden, schwar-
zen Augen, die es allweil vermieden, einem
gerade ins Gesicht zu sehen.
Ja, etliche meinten sogar, er wäre nie ein
Mönch gewesen und hätte noch keine Weihen
empfangen. Aber er war klug und wußte sich
bei seinen Vorgesetzten einzuschmeicheln.
Traurig schüttelt der greife Propst den
Kopf.

mer radikaler. Durch Traditionen stach sein
Federdegen durch, als wären es Federwßche:
„Spielraum, frei« Bahn!" Seine Feder stieß
am Ende durch die letzten Vorurteile, wie er
sie benannte, weit hinaus —- ins Leere.
„Totalerschöpfung", sagte der Arzt, „ver-
mutlich abgebrannt wie eine Kerze, die man
an zwei Enden angezündet hatte."
Ta lag er nun im Krankenhaus und starrte
auf di« Zimmerdecke. Jeden Tag kam seine
Frau. Still hielt sie seine Hand in ihrer, stun-
denlang. Dann ging sie wieder, wie sie kam,
mit einem scheuen Streicheln seiner unbewegten
Hände.
Einmal traf sie auf dem Gang einen neuen
Arzt. Im Vorbeigehen fing er ihre Frogeblicke
auf: „Ja, liebe Frau, Ihr Herr Gemahl hat,
statt zu gehen, lauter Spalten übersprungen.
Wenn man Brücken bauen könnte, über die er
langsam Fäden ans Vergangene knüpfen
könnte, ungestört für sich. . ."
Bon Stund an sing sie unterm Dach an zu
.räumen, bis sie es beisammen hatte In einem
alten Marktkvrb trug sie es in das Kranken-
haus und baute es an seinem. Fensterbrett auf.
Sie vermochte es, drei Wochen lang am
Krankenhaus vorüber-, statt hineinzugehen. In
der vierten kam der Arzt in ihre Wohnung,
strahlend, lachend: „Eine nette Frau, die sich
um ihren Mann nicht kümmert! Uebriyens m
einer Stunde kommt er selbst, gesundet. Ja,
liebe Frau, die neuen Zeiten flögen wie ein
überketztes Schwungrad aus den Fugen, wenn
die Frauen sie nnt kleinen Bildern, einer
Fibel, einem alten Tintenfaß mcht noch vor
der Katastrophe regulierten."
Fritz Müller, Partsnkirchen.

Seite *
eine Instanz geworden, an der kein Gläubi-
ger ohne Schaden vorübergehen können.
Nach reger Aussprache machte Hauptlehrcr
Weiß noch die Mitteilung, daß di« Ver-
einsbank nun auch für alle an erster Stelle
. stehend« Hypotheken Zinsermäßigung gewähre
und behandelte den letzten Punkt der Tages-
ordnung: „Festsetzung des Mitgliederbeitra-
ges". Seinem Vorschläge wurde entsprochen
und die Versammlung durch den Versamm
lungsleiter mit dem Sieg-Heil geschlossen.
N.
 
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