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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 38.1927

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Wenzel, Alfred: Ingenieur und Künstler: der Künstler schafft über die Technik hinaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0307

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INNEN-DEK ORATIO N 287

führende Mechanisierung des Lebens« sehen zu müssen, offenbar werden zu lassen: das bedeutet eben: Künst-
Es hieße einen Weg zurückgehen, wollte man diese funk- 1er sein. Es handelt sich da nicht mehr um »Zwecke
tional gestaltende Standardisierung, mit der schon sehr viel und Nützlichkeiten«, sondern um Sinn und Wert. Das
erreicht ist, ablehnen; es wäre vollends schlimm, wollte man ist das Wesen aller Künste. Und wenn man vom Ar-
das »Künstlerische« nun darin erblicken, diese existenten chitektonischen das abzieht, was ihm durch seine enge
Dinge zu »verkleiden«. Nein, das alles ist schätzens- Verquickung eine unklare Deutung eintragen kann,
werte Errungenschaft; und der Künstler kann sich freuen, das Wohntechnische, dann zeigt es sich in freier
im modernen Ingenieur ein Ausdrucks-Bewußtsein er- Gelöstheit, — in reiner Ausdrucks-Bestimmung dem
wachen zu sehen, das eine gemeinsame Basis schafft. Musikalischen gleichgestellt: Raum, der hier zum
Wenn wir trotzdem sagen, daß hier der eine Weg Tönen gebracht wird, erscheint dort zur Form gestaltet,
aufhört: der des Ingenieurs, und ein anderer anhebt: der Dahin strebt alle wahre »Bau-Kunst«: auch im
des Künstlers, wenn wir also damit dem Künstler Wohnhause. Alles Technische ist selbstverständliche
über den Ingenieur hinaus Bedeutung zusprechen, Apparatur, erfüllt Zwecke und ist notwendig; man soll
so liegt der Grund dafür darin: daß wohl der letztere, sie nicht beheben oder umhüllen wollen. Aber alles
frei von allem Unnötigen, durch Kalkül zu »Ergeb- Wesentliche: der Gesamt-Raum —das Haus—, und
nissen« gelangt, der Künstler aber — freilich nur der seine Räume, ihre Aufeinanderfolge, ihr Verhältnis zu-
wahre — in einem weiteren und tieferen Sinne zur Ge- einander, Weite und Enge, Höhe und Tiefe, ihr Licht
stalt kommt: es handelt sich nicht mehr um »Kalkül«, und ihre Schatten, ihre Farbe und ihr Klang, und alles
sondern um das, woraus alle Kunst immer fließt: die das, was in diesen Räumen leben — nicht bloß stehen —
Intuition: jene tiefinnerste Erfassung eines Seins, soll, mit einem Worte: alles, was einem Hause die be-
das — über die Beschränkung des Eng-Zeitlichen hinaus— glückende »Atmosphäre« verleiht, kann nur vom
von ewigen und ewig-organisierenden Kräften durch- Künstler gebildet werden, der die Technik und das
strömt wird. Diese Kräfte, die Quellen alles Organischen Technische nicht mißachtet, aber mit ihrer Hilfe und
sind, nicht nur zu fühlen, sondern durch Gestaltung über sie hinaus schafft. . . Architekt Alfred wenzel.

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PROFESSOR EDUARD PFEIFFER-MÜNCHEN. AUFGANG ZUM TEEHAUS MIT ARKADEN UND TERRASSE
 
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