DOI Artikel:
Lüttgen, Hans Heinz: Gestaltung einer Etagen-Wohnung: die Wohnung des Malers F. Kronenberg
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10702#0343
INNEN-DEKORATION
323
ARCHITEKT HANS HEINZ LÜTTGEN-KÖLN BÜCHERKASTEN IN GRAU KIEFERNHOLZ
GESTALTUNG EINER ETAGEN-WOHNUNG
DIE WOHNUNG DES MALERS F. KRONENBERG
Mit dem Begriff »Etagen-Wohnung« in einem Zinshaus Farb-Angabe und Stoffwahlfür die Räume werden fast aus-
verbindet sich eine vage Vorstellung von »Sparen- schließlich gemeinsam getroffen. Das hat etwas für sich,
wollen« — Übernahme von Konfektions-Eleganz und Ver- — denn — sollte später irgend etwas kritisch abgelehnt
zieht auf Einleben. Verkehrt wäre nun, diese unange- werden, so war es natürlich stets der Andere! .
nehm sich ausprägenden Imponderabilien zu sogenannter ★
Charakterisierung herauszuarbeiten, und somit der Ten- Halle und Wohnzimmer erhielten Böden in feinem
denz: »ein Griff, ein Bett«, Vorspanndienste zu leisten. grauen Velours. Die Wände wurden in braun Uni-Ton
Genehmigen wir einige lächerliche Dinge, ordnen störende beklebt, die Decken in blassem, braunen Gold behan-
Elemente irgendwie ein, und — sind uns im Anfang einer delt. Für das Holzwerk wurde graubraunes Kiefernholz
sanften Vergewaltigung bewußt. Raumfolge und Dirnen- gewählt. Für die Bezüge der Sessel fand sich verschie-
sionierung sind vorhanden und nur durch sekundäre Kunst- denes Material: Roßhaarstoff, Cretonne und Tuch. Die
griffe zu steigern. Der schöpferische Prozeß einer Raum- Farben tönten sich von gelbem Braun über mattes Kupfer-
gestaltung aus dem Grundriß eigener Intuition ist hier un- rot, bis zu Schwarz. Zwei Sessel in blauweißem und
möglich. Proportionen von Fenstern und Türen müssen rotweißem Leinen bringen eine etwas fremde und äußerst
übernommen werden und eine gewisse Abwägung der lustige Note.. In die Halle habe ich einen Kamin mit offe-
dekorativen Elemente tritt notwendig in den Vorder- ner Feuerung eingebaut. Material: weißer Putz, geölter
grund... Wenn all diese Dinge den Auftraggeber nicht ein Travertin. Der Beischlag des Kamins wie der Feuerbock
wenig in unlustig rechnerisch-kleinliche Stimmung ge- ist aus geschliffenem Eisen mit Messing-Kuppeln. Das
bracht haben (— so manches Anzubringende bleibt später Rauchblech und auch der Brennholz-Kessel sind, ebenso
beim Auszug zurück —), so kann der Architekt mit dem wie die Shanghai-Leuchter, aus hellem Messing.. Von
geringsten an Einengung anfangen. Die Arbeit beginnt. der Decke hängen die selbst gefertigten Schiffe meines
* Freundes aus den vergangenen Knabenjahren und bringen
Wir: mein Auftraggeber und ich, sind Freunde. Wir in die Ruhe des Raumes die Erinnerung an Träume von
werden uns gemeinsam ärgern, freuen, beschimpfen, und roten und fremden Menschen und phantastische Weite. .
klar zu machen versuchen, daß er als Maler, und ich als Das Speisezimmer, nicht ganz glücklich in der Ab-
Architekt kümmerliche Vertreter sind. Und eines Tages messung, erhielt eine Bespannung von Cretonne in grau-
dann, ein wenig grollend und beglückt, die Hand reichen . violetten Tönen auf Grauweiß. Möbel in Makassar-Eben-
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ARCHITEKT HANS HEINZ LÜTTGEN-KÖLN BÜCHERKASTEN IN GRAU KIEFERNHOLZ
GESTALTUNG EINER ETAGEN-WOHNUNG
DIE WOHNUNG DES MALERS F. KRONENBERG
Mit dem Begriff »Etagen-Wohnung« in einem Zinshaus Farb-Angabe und Stoffwahlfür die Räume werden fast aus-
verbindet sich eine vage Vorstellung von »Sparen- schließlich gemeinsam getroffen. Das hat etwas für sich,
wollen« — Übernahme von Konfektions-Eleganz und Ver- — denn — sollte später irgend etwas kritisch abgelehnt
zieht auf Einleben. Verkehrt wäre nun, diese unange- werden, so war es natürlich stets der Andere! .
nehm sich ausprägenden Imponderabilien zu sogenannter ★
Charakterisierung herauszuarbeiten, und somit der Ten- Halle und Wohnzimmer erhielten Böden in feinem
denz: »ein Griff, ein Bett«, Vorspanndienste zu leisten. grauen Velours. Die Wände wurden in braun Uni-Ton
Genehmigen wir einige lächerliche Dinge, ordnen störende beklebt, die Decken in blassem, braunen Gold behan-
Elemente irgendwie ein, und — sind uns im Anfang einer delt. Für das Holzwerk wurde graubraunes Kiefernholz
sanften Vergewaltigung bewußt. Raumfolge und Dirnen- gewählt. Für die Bezüge der Sessel fand sich verschie-
sionierung sind vorhanden und nur durch sekundäre Kunst- denes Material: Roßhaarstoff, Cretonne und Tuch. Die
griffe zu steigern. Der schöpferische Prozeß einer Raum- Farben tönten sich von gelbem Braun über mattes Kupfer-
gestaltung aus dem Grundriß eigener Intuition ist hier un- rot, bis zu Schwarz. Zwei Sessel in blauweißem und
möglich. Proportionen von Fenstern und Türen müssen rotweißem Leinen bringen eine etwas fremde und äußerst
übernommen werden und eine gewisse Abwägung der lustige Note.. In die Halle habe ich einen Kamin mit offe-
dekorativen Elemente tritt notwendig in den Vorder- ner Feuerung eingebaut. Material: weißer Putz, geölter
grund... Wenn all diese Dinge den Auftraggeber nicht ein Travertin. Der Beischlag des Kamins wie der Feuerbock
wenig in unlustig rechnerisch-kleinliche Stimmung ge- ist aus geschliffenem Eisen mit Messing-Kuppeln. Das
bracht haben (— so manches Anzubringende bleibt später Rauchblech und auch der Brennholz-Kessel sind, ebenso
beim Auszug zurück —), so kann der Architekt mit dem wie die Shanghai-Leuchter, aus hellem Messing.. Von
geringsten an Einengung anfangen. Die Arbeit beginnt. der Decke hängen die selbst gefertigten Schiffe meines
* Freundes aus den vergangenen Knabenjahren und bringen
Wir: mein Auftraggeber und ich, sind Freunde. Wir in die Ruhe des Raumes die Erinnerung an Träume von
werden uns gemeinsam ärgern, freuen, beschimpfen, und roten und fremden Menschen und phantastische Weite. .
klar zu machen versuchen, daß er als Maler, und ich als Das Speisezimmer, nicht ganz glücklich in der Ab-
Architekt kümmerliche Vertreter sind. Und eines Tages messung, erhielt eine Bespannung von Cretonne in grau-
dann, ein wenig grollend und beglückt, die Hand reichen . violetten Tönen auf Grauweiß. Möbel in Makassar-Eben-