Vom mechanischen und chemischen Steindruck.
191
mechanischen Sinne zu drucken, wurde nachweislich schon
vom Geistlichen Rath Simon Schmidt 1787 versucht; er
benutzte einen Stein, auf welchem die Schrift hoch geätzt
war und druckte davon im Sinne des Hochdruckes.
Alois Senefelder (geb. in Prag 1771, gest. 1834)
begann seine Versuche, die von ihm componirten Theaterstücke
selbst zu.drucken, erst nach 1791; er wollte zu diesem Zwecke
zuerst Lettern vertieft in Stahl stechen, diese Matrizen dann
in Leisten von Birnbaumholz einschlagen, aber nicht nach
der Länge des Holzes, sondern in die sogenannte Hirnseite,
da würden die Buchstaben sich erhaben, so wie die gegossenen
Lettern eines Buchdrucksatzes, darstellen und wie ein Holz-
schnitt abzudrucken sein. „Eine von Buchsbaumholz schön
gepresste Tabakdose brachte mich auf diesen Gedanken, und
einige Versuche zeigten mir die Möglichkeit der Ausführung“,
sagt Senefelder selbst in seinem Buche. 1818. S. 4.
Später kam er auf den Einfall, eine mit den gewöhnlichen
Buchdruckerlettern gesetzte Seite in eine weiche Erde einzu-
drücken und diesen vertieften Eindruck auf ein, mit fliessendem
Siegelwachs bedecktes Brettchen als erhaben, wie eine in Holz
geschnittene Zeile oder Tafel stereotypisch1) wiederzugeben.
Die Anschaffung der nöthigen Vorrichtungen und Lettern
war jedoch für Senefelder zu kostspielig und er fasste einen
neuen Plan, welcher ihm leichter ausführbar schien.
Senefelder nahm Kupferplatten, welche mit einem
Aetzgrund überzogen waren und radirte die Schrift verkehrt
hinein, ätzte mit Scheidewasser und liess die Platten beim
Kupferdrucker abdrucken.
Das Einzige, was ihm jetzt noch Schwierigkeiten verur-
sachte, war, dass er die beim verkehrten Schreiben (Radiren)
gemachten Fehler nicht zu verbessern wusste, da ihm die
Vortheile der Kupferstecher, besonders der Deckfirniss der-
selben, ganz unbekannt waren. Er deckte die fehlerhaften
Stellen mit einem in geschmolzenes Wachs getauchten Pinsel,
was ihm aber auch nicht genügte und da seine bisherigen
Proben mit diesem Druckverfahren zu seiner Befriedigung
ausfielen, so suchte er standhaft auch dieses Hinderniss aus
dem Wege zu räumen.
Senefelder hatte von seinen Studentenjahren her mehrere
chemische Kenntnisse und wusste, dass sich die meisten
1) Senefelder kannte diesen Namen damals selbst noch nicht,
Engelmann schreibt 1840, S. 7: Senefelder verfiel auf diese Weise
auf die Kunst des Stereotypendrucks, welche noch nicht erfunden
war, oder von der wenigstens er noch nichts wusste.
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mechanischen Sinne zu drucken, wurde nachweislich schon
vom Geistlichen Rath Simon Schmidt 1787 versucht; er
benutzte einen Stein, auf welchem die Schrift hoch geätzt
war und druckte davon im Sinne des Hochdruckes.
Alois Senefelder (geb. in Prag 1771, gest. 1834)
begann seine Versuche, die von ihm componirten Theaterstücke
selbst zu.drucken, erst nach 1791; er wollte zu diesem Zwecke
zuerst Lettern vertieft in Stahl stechen, diese Matrizen dann
in Leisten von Birnbaumholz einschlagen, aber nicht nach
der Länge des Holzes, sondern in die sogenannte Hirnseite,
da würden die Buchstaben sich erhaben, so wie die gegossenen
Lettern eines Buchdrucksatzes, darstellen und wie ein Holz-
schnitt abzudrucken sein. „Eine von Buchsbaumholz schön
gepresste Tabakdose brachte mich auf diesen Gedanken, und
einige Versuche zeigten mir die Möglichkeit der Ausführung“,
sagt Senefelder selbst in seinem Buche. 1818. S. 4.
Später kam er auf den Einfall, eine mit den gewöhnlichen
Buchdruckerlettern gesetzte Seite in eine weiche Erde einzu-
drücken und diesen vertieften Eindruck auf ein, mit fliessendem
Siegelwachs bedecktes Brettchen als erhaben, wie eine in Holz
geschnittene Zeile oder Tafel stereotypisch1) wiederzugeben.
Die Anschaffung der nöthigen Vorrichtungen und Lettern
war jedoch für Senefelder zu kostspielig und er fasste einen
neuen Plan, welcher ihm leichter ausführbar schien.
Senefelder nahm Kupferplatten, welche mit einem
Aetzgrund überzogen waren und radirte die Schrift verkehrt
hinein, ätzte mit Scheidewasser und liess die Platten beim
Kupferdrucker abdrucken.
Das Einzige, was ihm jetzt noch Schwierigkeiten verur-
sachte, war, dass er die beim verkehrten Schreiben (Radiren)
gemachten Fehler nicht zu verbessern wusste, da ihm die
Vortheile der Kupferstecher, besonders der Deckfirniss der-
selben, ganz unbekannt waren. Er deckte die fehlerhaften
Stellen mit einem in geschmolzenes Wachs getauchten Pinsel,
was ihm aber auch nicht genügte und da seine bisherigen
Proben mit diesem Druckverfahren zu seiner Befriedigung
ausfielen, so suchte er standhaft auch dieses Hinderniss aus
dem Wege zu räumen.
Senefelder hatte von seinen Studentenjahren her mehrere
chemische Kenntnisse und wusste, dass sich die meisten
1) Senefelder kannte diesen Namen damals selbst noch nicht,
Engelmann schreibt 1840, S. 7: Senefelder verfiel auf diese Weise
auf die Kunst des Stereotypendrucks, welche noch nicht erfunden
war, oder von der wenigstens er noch nichts wusste.