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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 13.1915

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Heft 4
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Waldmann, Emil: Krieg und Schlacht in der Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4714#0168

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ALBRECHT DÜRER, BELAGERUNG EINER STADT. HOLZSCHNITT, LINKE HÄLFTE

BERLIN, KUPFERSTICHKABINET

KRIEG UND SCHLACHT IN DER KUNST

VON

EMIL WA L D M A N N

II

Das hat Tintorctto begriffen, als er seine Einnahme
Parmas malte. Er kannte Tizians Komposition
genau (die im Jahre 1577 verbrannte), denn er hatte
Ja in demselben Saale gemalt. Wir finden die gleichen
Versatzstücke hier wie dort, den Kampf auf der
brücke, rechts die ruhigen Scharen der Angreifer,
hnks das Knäuel der Gegner, den verkürzt liegen-
den Akt und die Gruppe des Fcldherrn mit seinem
Knappen. Aber sie ist hier über das ganze Bild
gewachsen, vom unteren bis zum oberen Rande
nnd nimmt ein Drittel der Bildseite ein. Das ist ein
echtes Barockmotiv, dieses Herumreisen der Propor-
tionen, durch das allein der Akzent in die Kompo-
sition kommt; dieses Gegeneinanderstellen von

(Schluss)
grosser Einzelheit und verwogender Masse. Barock
ist auch die Umschaltung der malerischen Einzel-
efFekte. Bei Tizian ist der „Held" der Träger des
malerisch so anziehenden Spiels der sich im Panzer
spiegelnden Reflexe und der Knappe nur Beiwerk —,
beimBarockmeister wird dieser Effekt auf die Neben-
figur verschoben, der Knappe ist hier der Träger der
Wirkung.

Es ist gewiss kein Zufall, dass erst das Barock
die glücklichste Formel Pur das Schlachtenbild fand.
Das wahre Element dieses Stils ist Kampfund Un-
ruhe, mächtige Aufregung und schrille Dissonanz.
Dass hier erst ein Anfang ist und kein Ende, zeigt
die Steigerung, deren das Motiv unter Tintorettos

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