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dnms nichk immer gliicklich verwirlrlicht. Manchmal
fiihrte sie zn groteslren Miszverhältnissen, nament-
lich im .hause Corbusier, in dem die die Wohn-
räiline verbindenden Durchgangsräume zu Schläu-
chen von der Enge der Gänge eineS D-Zugswagens
geworden sind.
l!n das Gebiet der Verbilligung gehört auch der
Verzicht auf daS nicht unbedingt Notwendige der
'Ausstnllniig der Wohiiungen. Man hat mit Nechk
gesagt: Wichlig ist vor allem, zu beachten, was
nicht da isk. Durch den Einbau von Wandschrän-
lren — hier sah inan vorkreffliche Lösungen — wird
der Möbelbedarf wesenklich verringerk. Dann fehlt
alles Nur-Verschönernde: die Tapeten — die Wände
sind einfach, farbig oder auch weisz getllncht und es
fehlk selbst eine die Wandfläche und Deckenfläche
trennende Zierlinie —, es fehlen üie Parlrektböden
und fask inimer auch die Teppiche — die Fuhböden
hatlen meisk einfarbigen Linolbelag —, es fehlen
ferner die PortiSren der Türen, die Ilebervorhänge,
sa ofk selbfk die Vorhnnge an den Fenstern, die
Lichklrronen der elelrkrischen Zlminerbeleuchlung, die
Verlrleidung der Heizlrörper, fast immer auch die
Vilder an den Wänden und die Ziinmerblumen.
Verschwunden ist auch, Gokt sei danlr, der unsere
Mohnungen heute noch anfüllende Krieslrrams der
vom weiblichen Geschlechk vielfach so zärklich ge-
liebken und behiikeken niedllchen Hausgreuel. Ge-
segnet sei der frische Wind, der diesen Plunder
wegfegke! Die Möbel sind glakt, nichk mehr auf
Nahmen und Fiillung genrbeikek, sondern mik Sperr-
holzplatlen zusammengebaut. Der Schleiflack splelt
bei der Vollendung eine grosze Rolle.
Dlese Vereinfachung, diefer Verzicht auf das
nicht unbedingk Notwendige bel den Äusmahen und
der Ausstakkung der Näume hak noch einen weite-
ren Gervinn, den die Aesucher nach meiner Mahr-
nehmung in der Aegel sofort erkrannken. Die
Hausfrau wird vonder Fron unnöti-
ger Hausarbeik erlösk. Mit Verskändnis
und Veifall wurden von diesem Gesichkspunlrt aus
nainenklich auch die reizenden, reinlichen Kiichen be-
krachtek, die in den melsken Zäusern vorzüglich ein-
gekeilt und ausgestakket sind.
Ein weikerer leitender GesichksMilrt war sodann,
der Sehnsuchk n a ch Luft i^s/d Licht Genüge
zu kun, die dem jungen GeschleclKwon heuke geradezu
im Vluk skeckt. Deshalb die groszen Fenskeröffnun-
gcn — oft sind ganze Wandflächen zu Glaswänden
gcworden —, die den Häusern autzen und innen
mik das neuarkige Gepräge geben. Die einzige Aus-
nahme, daS lrleine Aehrenshaus mit Fenstern in
den heuke noch üblichen Ausmaszen, empfindet man
daneben sofork als veraltek, weil lichkarm — so rasch
gervöhnt man sich an die hellen und darum weit-
räumlgen Wohnungen. , . ,
Freilich ging man da und dork iiber das für unser
Klima Taugliche hinaus, besonders im Haus Lor-
busier, das 'Minkers wahrscheinlich nlchk einmal am
Genfer See angenehm zu bewohnen ist. So mujz
wohl erst das Vewohnen der Häuser erweisen, wie
weik mnn in unserer Zone in'deir'Äusmaszen der
Fensterslächen gchen liann. Dem Lufk- und Licht-
hunger lrommen nuch die von den Wohnraumen so
leicht zugängllchen Haus- und Garkenkerrassen und
die Dackgärken enkgegen, die fask immer reizvoll
ausgestalket sind.
All die angeführten Gesichtspunlrke wirlren sich
nakttrlich auch in der ästhetischen Erschei-
n u n g der einzelnen Aäuser und der ganzen Siede-
lung aus. Von manchen Seiten wurde bestrikten,
dcch die hier am Werke gewesenen Baumeister
lrünstlerische Absichten verfolgk hätken. Es wurde
darauf hingewiesen, diese Zäuser wären nach den
eigenen Worken der Ärheber nichts als Wohn-
maschinen, und man nannke sie nüchterne Zweck-
bauten.
Mer so sprichk, hak dlese Baumeister nichk ver-
standen. Wohl lag Ihnen das sachlich Zweckhafte
zunächst am Aerzen. Billig sollte ja das Bauen,
grsund das Äohnen, und die Mohnräume selbst
sollten vor allein schlicht, einsach und praktisch sein.
Man ging auch der Maschinenarbeit nichk aus dem
Wege, sondern nahm sie überall da zu Hilfe, wo sie
wirkliche Vorteile bieket und machte sie so höheren
menschsichen Zwecken dienstbar.
Doch bamit erschöpfte sich die Vaugesinnung der
Merkbundsiedelung nicht.
Wer guken Willens war und nichk ganz und gar
in konservakiven Anschauungen verskrikt war, mußke
nach dem ersten befremdenden Eindruck, ben die
Aackkheik der Wänbe autzen und innen und die
seltsame Nüchternheit mancher Ausskakkungsskücke
bewirkke, bei genauerem Zusehen anerkennen, wie
ernst es diesen Künstlern — es sind wirkliche Künst-
ler und nichk nur Techniker — war, eine neue
Schönheik aus den Bedingungen neuer Vau-
stofse, neuer Technilren, neuer Zwecke und nament-
iich aus einem neuen SInn des Wohnens und Le-
bens überhaupt, aus dem neuenLebensgefühl
einer jungen Menschheit heraus zu geskalken.
Wenn wir richkig sehen, so mllssen wir feskskellen:
Dieses neue Lebensgesllhl, durchaus diesseitig ein-
gestellk, ersehnt vor allem Kraft, Gesundheit und
Schönheit und ist darin dem Lebensgefühl der alken
Griechen verwandk, das in diesen Dingen die höch-
sten Gaben der Gökker verehrke. Der kiefste und
nachhaltigske Eindruck, den mir die guken Teile der
Siedelung hinterlieszen, isk der: in diesen von Luft
und Licht umspülken und durchspülten Wohnungen
können sich krafkvolle, gesunde Menschen enkwickeln.
Und diese Wohnungen geben auch den passenden
äuszeren Nahmen für eine skraffe, sportgestählke,
sonnengebräunke Menschenschönheit.
Nun hat sich unser Auge auch an der knappen,
klaren, zweckgebundenen Formengebung der Er-
zeugnisse der Maschlnenkechnik geschulk.
Die neue Schönheit des Bauens flieht, wie wir sehen,
grundsählich jeden Schmuck der um seiner selbsk willen
da isk. Sie enkhüllk sich in der strengen Rhykh-
mik wohl abgewogener Formverhält-
nisse im groszen Aufbau und im Einzelnen. AlS
einzige Zukak In der schönheiklichen Gestalkung wird
die Farbe verwendek, die bei den meisken Häusern
ein wichtiger Fakkor der Stimmung isk.
Ob allerdings der Verzichk aus das Schmllckende
nicht zu weit gekrieben wurüe, darllber kann man
skreiken. Es hat ja auch den Anschein, als ob die
AuSstellungsleikung das guke Aild als Wandschmuck
grundsählich verpöne mlt Ausnahme jener konskruk-
tivistischen Nichkung, die nichk hedermanns Geschmack
ist und zu sein braucht. 2ch glaube, dah nach der
jehk skatkfindenden radikalen Neinlgungskur, die
dnms nichk immer gliicklich verwirlrlicht. Manchmal
fiihrte sie zn groteslren Miszverhältnissen, nament-
lich im .hause Corbusier, in dem die die Wohn-
räiline verbindenden Durchgangsräume zu Schläu-
chen von der Enge der Gänge eineS D-Zugswagens
geworden sind.
l!n das Gebiet der Verbilligung gehört auch der
Verzicht auf daS nicht unbedingt Notwendige der
'Ausstnllniig der Wohiiungen. Man hat mit Nechk
gesagt: Wichlig ist vor allem, zu beachten, was
nicht da isk. Durch den Einbau von Wandschrän-
lren — hier sah inan vorkreffliche Lösungen — wird
der Möbelbedarf wesenklich verringerk. Dann fehlt
alles Nur-Verschönernde: die Tapeten — die Wände
sind einfach, farbig oder auch weisz getllncht und es
fehlk selbst eine die Wandfläche und Deckenfläche
trennende Zierlinie —, es fehlen üie Parlrektböden
und fask inimer auch die Teppiche — die Fuhböden
hatlen meisk einfarbigen Linolbelag —, es fehlen
ferner die PortiSren der Türen, die Ilebervorhänge,
sa ofk selbfk die Vorhnnge an den Fenstern, die
Lichklrronen der elelrkrischen Zlminerbeleuchlung, die
Verlrleidung der Heizlrörper, fast immer auch die
Vilder an den Wänden und die Ziinmerblumen.
Verschwunden ist auch, Gokt sei danlr, der unsere
Mohnungen heute noch anfüllende Krieslrrams der
vom weiblichen Geschlechk vielfach so zärklich ge-
liebken und behiikeken niedllchen Hausgreuel. Ge-
segnet sei der frische Wind, der diesen Plunder
wegfegke! Die Möbel sind glakt, nichk mehr auf
Nahmen und Fiillung genrbeikek, sondern mik Sperr-
holzplatlen zusammengebaut. Der Schleiflack splelt
bei der Vollendung eine grosze Rolle.
Dlese Vereinfachung, diefer Verzicht auf das
nicht unbedingk Notwendige bel den Äusmahen und
der Ausstakkung der Näume hak noch einen weite-
ren Gervinn, den die Aesucher nach meiner Mahr-
nehmung in der Aegel sofort erkrannken. Die
Hausfrau wird vonder Fron unnöti-
ger Hausarbeik erlösk. Mit Verskändnis
und Veifall wurden von diesem Gesichkspunlrt aus
nainenklich auch die reizenden, reinlichen Kiichen be-
krachtek, die in den melsken Zäusern vorzüglich ein-
gekeilt und ausgestakket sind.
Ein weikerer leitender GesichksMilrt war sodann,
der Sehnsuchk n a ch Luft i^s/d Licht Genüge
zu kun, die dem jungen GeschleclKwon heuke geradezu
im Vluk skeckt. Deshalb die groszen Fenskeröffnun-
gcn — oft sind ganze Wandflächen zu Glaswänden
gcworden —, die den Häusern autzen und innen
mik das neuarkige Gepräge geben. Die einzige Aus-
nahme, daS lrleine Aehrenshaus mit Fenstern in
den heuke noch üblichen Ausmaszen, empfindet man
daneben sofork als veraltek, weil lichkarm — so rasch
gervöhnt man sich an die hellen und darum weit-
räumlgen Wohnungen. , . ,
Freilich ging man da und dork iiber das für unser
Klima Taugliche hinaus, besonders im Haus Lor-
busier, das 'Minkers wahrscheinlich nlchk einmal am
Genfer See angenehm zu bewohnen ist. So mujz
wohl erst das Vewohnen der Häuser erweisen, wie
weik mnn in unserer Zone in'deir'Äusmaszen der
Fensterslächen gchen liann. Dem Lufk- und Licht-
hunger lrommen nuch die von den Wohnraumen so
leicht zugängllchen Haus- und Garkenkerrassen und
die Dackgärken enkgegen, die fask immer reizvoll
ausgestalket sind.
All die angeführten Gesichtspunlrke wirlren sich
nakttrlich auch in der ästhetischen Erschei-
n u n g der einzelnen Aäuser und der ganzen Siede-
lung aus. Von manchen Seiten wurde bestrikten,
dcch die hier am Werke gewesenen Baumeister
lrünstlerische Absichten verfolgk hätken. Es wurde
darauf hingewiesen, diese Zäuser wären nach den
eigenen Worken der Ärheber nichts als Wohn-
maschinen, und man nannke sie nüchterne Zweck-
bauten.
Mer so sprichk, hak dlese Baumeister nichk ver-
standen. Wohl lag Ihnen das sachlich Zweckhafte
zunächst am Aerzen. Billig sollte ja das Bauen,
grsund das Äohnen, und die Mohnräume selbst
sollten vor allein schlicht, einsach und praktisch sein.
Man ging auch der Maschinenarbeit nichk aus dem
Wege, sondern nahm sie überall da zu Hilfe, wo sie
wirkliche Vorteile bieket und machte sie so höheren
menschsichen Zwecken dienstbar.
Doch bamit erschöpfte sich die Vaugesinnung der
Merkbundsiedelung nicht.
Wer guken Willens war und nichk ganz und gar
in konservakiven Anschauungen verskrikt war, mußke
nach dem ersten befremdenden Eindruck, ben die
Aackkheik der Wänbe autzen und innen und die
seltsame Nüchternheit mancher Ausskakkungsskücke
bewirkke, bei genauerem Zusehen anerkennen, wie
ernst es diesen Künstlern — es sind wirkliche Künst-
ler und nichk nur Techniker — war, eine neue
Schönheik aus den Bedingungen neuer Vau-
stofse, neuer Technilren, neuer Zwecke und nament-
iich aus einem neuen SInn des Wohnens und Le-
bens überhaupt, aus dem neuenLebensgefühl
einer jungen Menschheit heraus zu geskalken.
Wenn wir richkig sehen, so mllssen wir feskskellen:
Dieses neue Lebensgesllhl, durchaus diesseitig ein-
gestellk, ersehnt vor allem Kraft, Gesundheit und
Schönheit und ist darin dem Lebensgefühl der alken
Griechen verwandk, das in diesen Dingen die höch-
sten Gaben der Gökker verehrke. Der kiefste und
nachhaltigske Eindruck, den mir die guken Teile der
Siedelung hinterlieszen, isk der: in diesen von Luft
und Licht umspülken und durchspülten Wohnungen
können sich krafkvolle, gesunde Menschen enkwickeln.
Und diese Wohnungen geben auch den passenden
äuszeren Nahmen für eine skraffe, sportgestählke,
sonnengebräunke Menschenschönheit.
Nun hat sich unser Auge auch an der knappen,
klaren, zweckgebundenen Formengebung der Er-
zeugnisse der Maschlnenkechnik geschulk.
Die neue Schönheit des Bauens flieht, wie wir sehen,
grundsählich jeden Schmuck der um seiner selbsk willen
da isk. Sie enkhüllk sich in der strengen Rhykh-
mik wohl abgewogener Formverhält-
nisse im groszen Aufbau und im Einzelnen. AlS
einzige Zukak In der schönheiklichen Gestalkung wird
die Farbe verwendek, die bei den meisken Häusern
ein wichtiger Fakkor der Stimmung isk.
Ob allerdings der Verzichk aus das Schmllckende
nicht zu weit gekrieben wurüe, darllber kann man
skreiken. Es hat ja auch den Anschein, als ob die
AuSstellungsleikung das guke Aild als Wandschmuck
grundsählich verpöne mlt Ausnahme jener konskruk-
tivistischen Nichkung, die nichk hedermanns Geschmack
ist und zu sein braucht. 2ch glaube, dah nach der
jehk skatkfindenden radikalen Neinlgungskur, die