Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0030

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
57

Kunstliteratur, — Sammlungen und Ausstellungen, — Vermischte Nachrichten,

58

und Zeitschriften, Gebetbiichcr, Märchen- und Gedicht-
sammlungen, Volks- und Jugendschriften gsben davon
überall Zeugniß, Aber nicht nur in eigenen Schöpfungen
hat er sein Talent bethätigt, sondern als geschickter
Lithograph und Meister in der Aetzkünst erprobte er
dasselbe auch in der Verdielsältigung von Werken an-
derer Künstler, die in ihnr stets einen verständnißvollen
Jnterpreten fanden, Mehrere Jahre hindurch leitete
er sogar die verschiedenen Ateliers dex oben erwähnten
lithographischen Anstalt von Arnz u, Comp, und viele
bedeutende Werke, die aus derselben hervorgingen, ver-
danken hauptsächlich ihm ihr gutes Gelingen, Auch
das große Rheinwerk von Caspar Scheuren wurde von
ihm auf Stein übertragen, wie denn Scheuren über-
haupt am liebsten ihm die Vervielfältigung seiner Ar-
beiten anvertraute. Sonderland war bis zn den letzten
Tagen seines Lebens mit seltener Rüstigkeit des Kvrpers
und des Geistes thätig, Jmmer heiter und guten
Humors, erfreute er sich allseitiger Beliebtheit, Mit
hervorragenden gesellschaftlichen Talenten begabt, war
er in früheren Jahren ein gesuchter und stets will-
kommener Gast in allen Kreisen und seine Taschen-
spielerkünste, worin er mit Bosco wetteiferte, verschafften
ihm noch ein ganz eigenartiges Jnteresse, Später aber
beschränkte er sich auf den Umgang mit wenigen Freun-
den und war sogar aus dein Künstlerverein „Malkasten"
als Mitglied ausgetreten, nachdem er denselbcn schon
jahrelang nicht mehr besucht hatte, — Sein ganzes
Wesen hatte etwas Gewinnendes, Lebhafte Augen
blickten wohlwollend aus dem Antlitz hervor, desien
frische Farbe durch dcn dicken weißen Schnurrbart und
weißes Haupthaar noch blühender erschien, Gang und
Haltung waren stattlich und elegant, fast militärisch,
was er vielleicht von seinem Vater, der Offizier ge-
wesen, ererbt hatte. Sonderland war vermählt mit
einer Tochter eines preußischen Husarenobersten Mar-
schall von Sulicky, die frühzeitig starb, nachdem sie ihm
zwei Kinder geboren, von denen der Sohn Fritz jetzt
zu den beliebtesten Düsseldorfer Genremalern gehvrt.

Moritz Blanckarts,

Aunstliteratur.

O. Zur Kostüm- und Waffcnkundc, Das seinerzeit von
uns besprochene Werk von Gustav Freiherrn von Suttner:
„Der Helm von seinem Ursprunge bis gegen die Mitte des
siebzehnten Jahrhunderts, namentlich dessen Hauptformen
in Deutschland, Frankreich und England" (Wien, C, Gsrold's
Sohn 1878, gr, 4») liegt nun in acht Lieferungen fertig vor.
Der Jnhalt der ersten drei Hefte ivurde bereits angegeben;
Heft 4 bringt Helmformen des 14. und 15,, Heft 5 und 6
solche des 15,, und Heft 7 und 8 des 15,, 16, und 17, Jahr-
hunderts, Das Ganze bietet einen schätzenswerthen, Beitrag
zur Geschichte des Kostüms, speziell der Rüstung im Mittel-
alter und wird Fachmännern wie Laien in allen einschlägigen
Fragen ein erwünschter und verlässiger Führer sein.

Sammlungen und Ausstellungen.

lss Der österreichische Kuiistvcrein hat am 12, Oktober
seine Säle ivieder geöffnet und in der ersten Ausstellung
der Saison eine Anzahl intsressanter Bilder vorgeführt, Das
Bessere ist zwar zumeist Bekanntes, aber immer sind uns
Bilder eines Kurzbauer, Lossow, Vautier und Spitzwsg will-
kommene Gäste, Mit dem neuesten Werks von Gabriel M ax
hat der Verein kein sonderliches Glück gemacht, Das Bild,
dessen Vorzügs im Einzelnen, im Kolorit, in der Stimmung

nicht Lsstrittsn werden sollen, läßt trotzdem im Ganzen kalt,
Entschädigte uns bei der h, Cäcilie noch die liebevolle Durch-
führung sür den Mangel seslischen Gehaltes, so ist bei dem
neuen Ciemälde auch in disser Hinsicht nichts Anßerordent-
liches zu rühmen, Abgesehen von der etwas sonderlichen
Komposition — wem würde es einfallsn, diesen trübseligsn
„Fliegenden Holländer" für Tannhäuser nnd das nackte
Weib für die Frau Venus zu halten, weiin nicht der Katalog
Rich, Wagner's Verse dazu anführte — hat der Künstle'r
dur'chans nicht mit jener Pietät gearbeitet, welche man bei
Max gewohnt ist; und dazu kommen auffallsnde Verzeich-
nnngen an der weiblichsn Gestalt, Es ist ein Verhängniß,
daß der Künstler mit seinen größeren Gemälden stets die
geringeren Erfolge erzielt, — Von Prof, Hans Makart ist
eine „Nubische Fämilie" ausgestellt, ein halbfertiges Oelbild,
welches den Virtuosen der'Malerei trefflich charakterisirt;
die Schattenseiten solcher Bravour treten freilich gleich da-
neben in desselben Künstlers Bilde „Pappenheim nach der
Schlacht bei Lützen" markant hervor, Hugo Kaufmann
hat sich mit einer Suits von Federzeichnüngen unter dem
Titel „Spießbürger und Bagabnnden" eingestsllt, Die reiz-,
vollen Blütter siüd voll des köstlichsten.humors und dürfen
an charakterscharfer Auffassnng ihres Gleichen suchen, Unter
den ausgestellten Handzeichnungen gebührt zunächst Lossow's
Rococobildchen die Palme; doch dürsen auch Passini, Vautier,
F, A, Kaulbach nnd Beyschlag nicht ungenannt bleiben,
„Das Märchsn von dsr Wasserfse Undine" hat in L, Bode
sinen Jllustrator gefunden, der mit viel Glück den Bahnen
Schwind's folgt, Die Komposition ist ebenso poesie- wie
stilvoll, die Ausführung korrekt und bei ganz schlichtem Vor-
trage von anmuthigster Wirkung, Anch Liszen-Mayer hat
in seinen Cartons zu „Dornröschen und Rothkäppchen" dem
Märchen ein paar zartduftige Blätter gewidmet, — Schließlich
noch die srfreuliche Nachricht, daß ' dis Räume des öster-
reichischen Kunstvereins in Folge einer. durchgreifenden Restau-
ration in bsdeutendem Maße an Freundlichkeit und Licht
gewonnen haben und daß jetzt wemgstens für die besseren
Bilder entsprechende Plätze vorhanden sind, Jn den rück-
wärtigen Sälen waltet freilich noch immer, besonderS an
trübsn Herbsttagen, ein unerforschbares Dunkel.

Vermischte Nachrichten.

bl, v. L, Das ncue Thcatcr in Augsburg hat durch dis
am 21, Oktober vollendete Aufstellung der 'Metnllgruppen
auf den Stylobaten der Hauplsayade den Abschluß seiner
künstlerischen Ausschmückung erhalten, Der Wisner Bild-
haner I. Friedl hat mit diesem Werke eine schwierige Anf-
gabe glänzend gelöst, Dis graziöse Bewegung beider Musen,
der der Dichtkunst, welche'mit aufwärts gerichtetem Auge
dis Fackel in glühender Begeisterung schwingt, und der der
Musik, welche, die Lyra vorhaltend, 'das Haupt in dem sie er-
füllenden Nhythmus anmuthsvoll über die rechte Schulter
nsigt, gibt den ganzen Eindruck der Helikonischsn Jungfrauen,
die mtt dem bei einer jsden sich erhebenden Pegasus den
schönen Beruf des Banes verkünden, dsn sie krönen, Die
sichers breits Formenbehandlung läßt dis Gruppen auf der
nicht geringen Höhe in den schönsten Linien erscheinen; das
Größenverhältniß ist glücklich berechnet, Ein schönes Maß
von antikemJdealismüs, mit heiterem Realismus gepnart, dsr
besonders dem Pegasus zu Statten koinmt, erzeugt den besten
Einklang der Skulptnren mit dem Stile des Gebäudss.
Schade, daß nur die westliche Seite des Theaterplatzes die
unbeschränkte Betrachtung gewährt; denn gegen Osten beein-
trächtigen die zu nahen Häuserreihen den Änblick der Muse
der Musik. Bleibt noch ein kleiner Tadel übrig, so trifft
er dis zu dunkle Farbe, welche den aus der Münchener Erz-
gießerei hervorgegangenen Zinkguß deckt. Ein hellerer Ton
ivürde die plastischen Formen durch die Schatten mehr her-
vortreten lassen und das Silhousttenartige mindern, Wenn
die Abendsonns mit wärmerem Lichte den dunklen Ton über-
windet, sieht man momentan die Wirkung, die für den
ganzen Tag erreicht sein sollte, Doch wäre hier leichter ab-
zuhelfen, als bei unseren berühmtsn Brunnen auf der Haupt-
straße, welche die smaragdgrüne Patina ihrer Figuren durch
die Gasausströmung der 'Steinkohlenheizung allmälig ein-
büßten und bald so' schwarz wie dis späteren Bronzegüsse
 
Annotationen