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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0039

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Vermischte Nachrichten.

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mißt etwa 15 Fuß. Auch die Status des Fürsten Kaunitz,
welche den mittleren Theil der Basis an der Frontseite
schmücken wird, steht im Modell bereits vollendet da. An
der Statue des Fürsten Wenzel Liechtenstein, des Negene-
rators der österreichischen Artilleris unter Maria Theresia,
wird gearbeitet. Die Modelle zu diesen kleineren (übrigens
immer noch 10 Fuß hohen) Figuren werden, wie üblich, in
Thon ausgeführt, die der Reitsrstatuen und der Hauptsigur
dagegen glsich in Gpps aufgebaut. Baron Hasenauer ent-
wirft soeben die größeren Planzeichnungen für den architek-
tonischen Theil des Denkmals.

L. Jn der Stistskirche zu Stuttgart ist nunmehr das
eine der beiven Chorfenster, welche noch des malerischen
Schmucks entbehrtsn, mit einem von I. Scherer in Mün-
chen ausgeführten Glasgemälde versehen. Die Komposition
dssselben'rührt von dem Direktor der Stuttgarter Kunstschuls,
Bernhard von Nehsr her, dessen großer sorgfältig ausgs-
führter Karton zu dem Vollendetesten gehört, was er je ge-
schaffen. Die bereits vollendetsn Fsnstsr sind bekanntlich
ebenfalls nach Neher's Entwürfen von Scherer geschmückt
worden. Sie zeigen über der Orgel David mit musicirenden
Engeln und im Chor die Geburt Christi, die Kreuzigung
und die Grablegung, die Auferstehung und die Ausgießung
des h. Geistes, die Pfingstpredigt und die Bekehrung Pauli,
denen sich auf dem fünften Fenster eine ergreifende Darstellung
des jüngsten Gerichts anreiht. Jm oberen Theil derselben
thront Ghristus als Wsltenrichtsr auf einer Wolke, von Jo-
hannes dem Täufer und den Aposteln umgeben. llebsr ihm
erscheinen drei Cngsl, von hohsr Schönheit, mit den Marter-
werkzeugen, während unter ihm zwei Engel in dis Posaunen
des Gerichtes ftoßen. Etwas tiefer sitzt die srhabene Gestalt
eines Engels mit dem nufgeschlagenen Buch des Lebens.
Und nun beginnen die Scenen der Auferstehung. Die edle
gerüstete Figur des Erzengels Michael scheidet die nieder-
stürzenden Perdammten von den aufwärtsschwebenden Be-
gnadigten. Beide Gruppen sind fein und geistvoll charak-
terisirt. Untsr den Unseligen sehen wir die Vertreter der
hauptsächlichsten Laster: Stolz, Ueppigkeit, Neid, Geiz und
Trägheit, und bei den Seligsn ist die Sanftmuth als Quelle
vieler andsren Tugenden in dsn Vordergrund gerückt. Eine
Gestalt, die fich mühsam unter der schwercn Platte des
Grabss hervorwindet, und andsre Auferstehende bilden den
Abschluß des Bildes, in dessen Predella dann noch das
Glsichniß von den klugen und thörichten Jungfrauen zur
Darstellung gelangt. Je schwieriger es war, eine so gewal-
tige und umfangreiche.Schilderung in die ungünstige lange
und schmale Form eines Kirchsnfensters zu zwängen, je höher
erscheint auch das Vsrdienst Neher's. Möchte das Werk,
das von einem ungenannten Kunstfreunde geschenkt worden,
doch dazu Vsranlassung geben, den greisen Künstler nun
auch noch zu beauftragen, das letzts Chorfenstsr ebenfalls
zu fchmücken! Als Gegenstand hierfür war von vornherein
das neue Jerusalem und die Anbetung des triumphirenden
Lammes in Aussicht genommen, dis als versöbnendes Ende
den ganzen Cyklus zum Abschluß bringen würde.

Kirchliche Nestaurationsarbeitcu in Köln. Die Köln.
Zeitg. berichtet: Bei der durch die Zeitverhältnisse bedingten
geringen Bauthätigkeit für Rechnung dsr Privaten ist es für
die Bauhandwerker recht fühlbar, daß auch öffentliche Neu-
bauten nur in verschwindender Zahl in Angriff genommen
werden. Um so erfreulicher ist es, daß die Bestrebungen,
unsere in architektonischer Beziehung hervorragsnden Kirchen
stilgerecht wieder herzustellen und auszuschmücken, mit Eifer
fortgesetzt werden, wodurch wenigstens sin Theil der Bau-
handwerker Arbeit und Unterhalt findst. Es verdisnt alle
Anerkennung, daß die betreffenden Vorständs keine Mühe
und keine Opfer schsuen, die alten Baudenkmale so herstellen
zu lassen, wis sie ursprünglich gewesen sind oder geplant
waren. Freilich müsfen dazu häufig nicht nur Zuschüsse
Seitens der Stadt, fondern auch im Wege einer Kirchen-
steuer die Beiträge der Pfarrgsnossen in Anspruch genommsn
werden. Jn der Kirche St. Martin, deren äußere Restau-
ration unter Leitung des Herrn Baumeisters Nagelschmidt
glüülich zu Ende geführt worden ist, find die Arbeiten zur
inneren Ausschmückung bis auf die beiden Seitenschiffs voll-
endet. Es wird dann noch die Beschaffung einss neuen
Hauptaltars, einer Orgel und der gemalten Fenster im Lang-

! schiff und den Seitenschiffen zur gänzlichen Fertigstellung er-
i übrigen, wozu indesfen dis nicht unerheblichen Mittel noch
^ zu beschaffen find. — Das großs Mosaik-Medaillon vor dem
Chor der Kirche St. Maria im Capitol geht seiner Vollen-
dung entgsgen, so daß zur gänzlichsn Fertigstellung des Fuß-
bodens — ein solcher ist in so reicher Ausstattung in keiner
andsren der hiesigen Kirchen zu finden — nur noch die
Ausführung der Fläche im Chor erübrigt. Die Beschaffung
eines stilgerechtsn Hauptaltars dürfts dis ganze Arbeit zum
Abschlutz bringen. Die Kirche St. Sevsrin bedarf einer
durchgreifenden baulichen Herstellung. Schon seit Jahren hat
sich das Bedürfniß dazu fühlbar gemachch allein die Höhe
der Kosten und der Mangel der erforderlichen Fonds haben
davon abgehalten. Nunmehr ist, wie wir vernehmen, von
dem Herrn Architekten Franz Schmitz ein vollständiges Re-
staurationsprojekt ausgearbeitet worden, welches sich der An-
erkennung von Fachmännern erfreut. Es ist beabsichtigt,
die Arbeiten bald beginnen zu lassen; zu diesem Zwecke sind
die beiden Chorthürme bereits eingerüstet. Wie die reftau-
rirte Kirchs St. Cunibert am nördlichen, so wird die Kirche
St. Severin künftig am südlichen Ende das Panorama der
Stadt auf der Rheinseite würdig abschließen. Jn der Kirche
St. Mauritius, welche seit ihrsr Erbauung des inneren
Schmuckes entbehrte, find die Malereien bis auf die Seiten-
schiffe vollendet. Dieser in einfacher und gefälliger Weiss
gehaltene Schmuck wirkt in Verbindung mit den künstlerisch
ausgeführten sarbigen Fenstsrn in dem hohen Raume recht
wohlthuend. — Die Restaurationsarbeitsn an der Kirche
St. Aposteln machen, namentlich wenn man die Schwierig-
keiten der Ausführung berücksichtigt, erfreuliche Fortschritte;
dis Ostseite mit dem Thürmchsn wird in wenigen Wochen
vollendet sein. Hoffentlich werden die iin nächsten Jahre
wieder aufzunehmenden Arbeiten nicht durch Schwisrigkeiten
in der Befchaffung dsr allerdings sehr bedeutenden'Geld-
beträge unterbrochen wsrden. — Die Erneuerung des hsrr-
lichen Kuppeldaches dsr Kirche St. Gereon wird rüstig be-
trieben, so daß, wenn die Witterung noch eine Zeit lang
günstig bleibt, das Bauwerk gegen die Einflüsse des Winters
gsfichert sein wird. — Wir hätten noch eines Kirchleins zu
bedenken, welches zwar weder in architektonischer noch in
künftlsrischsr Beziehung von Bedeutung ist, das aber in seinem
jetzigen verwahrlosten Zustande keinsswegs der Stadt zur
Zi'erde gsreicht — wir meinen die Allerheiligen-Kapelle am
Eigslstein. Nach Nisderlegung des alten Conventgebäudes
gleicht dieselbe mehr einer Ruine als einem Gotteshause.
Auf die zahllosen Fremden, welche nuf der dicht vorbeifüh-
renden Eisenbahn in unsere Studt hineinfahrsn, muß die
Kapelle in ihrem jetzigen Zustande einen traurigen Eindruck
machen.

U. Die Vcrhandlungen der archäologischcn Sektion ver
diesjährigen Philologen-Versammlung in Jena boten einige
auch für dis Leser dieses Blattes interessante Momente dar.
Die Sektion hielt drei Sitzungen, von denen die erste der Kon-
stituirung gewidmet war; zum Präsidenten wurde Herr Pro-
fsssor Or. Gaedechens aus Jena gewählt. Jn der zweiten
Versammlung legte derselbe zunächst eine durch Steindruck
vervielfältigts Zeichnung des Dsckels einsr Pyxis aus dem
bekannten Privatmuseum des Herrn Philemon in Athen vor
und bssprach dieselbe. Sodann machte Herr Prof. Bursian
außerordentlich interessante Mittheilungen über die Funde
in Dodona. Es ist das Verdienst des Herrn Carap anos,
daß die Stslle dieses uralten Orakels nunmehr, nachdem
Heinrich Barth und Kiepert schon das Richtige vermuthet
hatten, endgültig festgesstzt ist. Sie liegt am östlichen Fuße
des bis zu einer Höhe von 2000 Meter uber die Mseres-
fläche sich erhebenden Olytsika-Gebirges. Es findsn fich
dort die Spuren einer Akropolis, eines noch gut srhaltenen
Theaters und ein großer viereckiger Bezirk, die Stätte des
Heiligthums- Jnnerhalb dieses ist zunächst der eigentliche
Tempsl zu bemerken, der in die drei Theile prcnmos, esllu
und oxistlioäomos zerfällt und in drei Schiffe getheilt ist,
durch Säulenreihen, von denen fich nicht mehr bestimmen
läßt, welcher Ordnung sie angehörten. Außen war der
Tsmpel nicht mit Säulen geschmückt. Außerdsm find zu er-
kennen die Reste von einem Gymnasium, einsm Prytaneum
und zwsi Korridoren, welche wahrscheinlich zur Aufbewahrung
derjenigen Weihgeschenke dienten, die dem Wettsr nicht aus-.
 
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