Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

DOI Artikel:
Vom Christmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0059

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
115

Vom Christmorkt.

116

selbst kein schöneS Buch, und es uiacht wegen der
vielen zusammcngekniffnen Proben aus älteren Hand-
nnd Druckschriften in den verschiedensten Formaten
einen unbehaglichen Eindruck, dem nur zu steuern ge-
wesen wäre, wenn die Verleger sich entschlossen hätten,
die Blätter grvßeren Formates zn einem Atlas zn ver-
einigen; es leidet anch, da es zwei Fliegen mit einer
Klappe zn treffen sucht, an einem gewisscn DualismnS,
bei welchem we-
der die Ge-
schichte der Lite-
ratur noch die
Geschichte der
Kunst in ihrer
Beziehung zu der
Bücherausstat-
tung zu ihrem
vollen Rechte
kommen konnte.

Trvtz alledem hat
derGedanke, von
demderVerfasser
ausgegangen,
cine gewisse Be-
rechtigung, und
der Fleiß, den er
auf Herbeischaf-
fung des An-
schauungsmate-
rials verwendet,
ebenso wie die
Sorgfalt, mit
welcher die Fac-
similereproduk-
tion der Origi-
nale in Holz-
schnitt und Licht-
druck durchge-
führt worden ist,
verdient und er-
klärt die Aner-
kennung, die das
Unternehmen in so reichem Maße gesnude».

Bezeichnend für das erwachende knnstlerische An-
standsgefühl sind die immer mchr zn Tage tretenden
Bestrebnngen, das Bnch in seiner ganzen änßern Er-
scheinung zu individnalisiren. Die erstcn Stadien der
künstgewerblichen Reforniation anf dem Felde der Tppo-
graphie, die sich niit der Wiedcreinfiihrnng von Kopf-
leisten, Schlußstücken, Jnitialen alter Meister ankiindigtc,
nnd, unklar über ihre Ziele, sich in der Wahl der
Mittel nicht selten vergriff, smd glncklich überwunden.
Die ästhctische Erkenntniß, daß das Bnch, wie es von

einem einheitlichen Gedanken zusammengehalten wird,
so auch in Form und Zierrat ein geschlosseneS Wesen
darstellen muß, also keine Musterkarte von allerhand
Stilproben zum Besten geben darf, ist so weit erstarkt,
daß eigentliche Prachtwerke, die mit der Prätention
vornehmer Originalität anftreten, eine ebenso große
Scheu vor dem Erborgten zeigen, wie sie fashionable
Häuser vor Leihbibliotheksbänden oder vor der Aller-

weltswaare der
Möbelmagazine
hegen oder doch
hegen sollten.

Die Erzeug-
nisse der illustrir-
ten Presse, die
mit ihrem statt-
lichen Formate
und ihreni fest-
lichen Gewande
vorzugsweisedas
Salonbedürfniß
in's Auge fassen
und mehr zum
Aufliegen anf vf-
fener Tafel als
zum Einsperren
in die Fächer deS
Bibliothek-
schrankes be-
stiinmt sind, wer-
den mehr und
mehr eine Speci-
alität desStutt-
garter Ver-
lagshandels. Jn
erster Neihe ha-
ben wir hier des
von Gevrg
Ebers, dem be-
kanntenAegypto-
logen und Ro-
manschriststeller,
herausgegebencn Werkes „Aegypten in Wort nnd
Bild", Stnttgart, Ed. Hallberger, zu gedenken. Das
illnstrirte cthnographische Prachtwerk, welches in seiner
reichen Ausstattnng mit großcn nnd kleinen Jllustratio-
nen, seinen Dimensionen nach zwischen Quart und Folio
schwankend, vor wenigen Jahren zum ersten Male in
Stuttgart auftrat und, vom Glück begiinstigt, znr Nach-
eifernng anfforderte, hat in diesem neuesten Unternehmen
der Verlagshandlung von „Ueber Land und Meer"
die Stnfe höchstcr Volleiidnng erreicht. Wohl niemals
ist eine solche Fülle von knnstlerischen Kräften zur

Garten cmf dem Wege nach Hcliopolis.

Aus Ebers, Aegvpten. Verlag von C'd. Hallberger.
 
Annotationen