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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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179 Nekrolog. — Kunstunterricht und Kunstpflsge. — Personalnnchrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. 180

kation darf zuglsich auf dis erste Lieferung der kürzlich er-
schienenen zweiten, stark vermehrten und verbesserten Auf-
lage des wissenschaftlichen vorzüglichen Handbuches der ge-
sammten Thonwaarenindustris von Bruno Kerl (Braun-
schweig, C. A. Schwetschke u. Sohn. 1878) empfehlend hin-
gewiesen werden. l-. v. I).

Nömische Kunstzuftände im Zeitalter dcs Augustus be-
handelt eines der letzterschiensnen Hefte aus dsr Sammlung
gemeinverständlicher wissenschaftlicherVorträge, herausgegeben
von Virchow und Holtzendorf. Der Verfasser Or. Rud.
Menge bekundet eine gründliche Kenntniß auf dsm Gebiet
dsr antiken Kunstgeschichte und eine anschauliche und inter-
essante Darstellungsweise.

Von der Biographie Christian Rauch's von Fr. und
Karl Eggers ist soeben die zweite Hälfte des zweiten Bandes
erschienen. (Berlin, Karl Duncker). Dieselbe behandelt den
Zeitraum von 1819 bis 183l).

Nekrolog.

L. Ednarv Hcrdtlc, Zeichncr nnd Modelleur, starb
am Herzschlag den 10. November 1878 in Stuttgart.
Er war daselbst am 16. December 1821 geboren, be-
suchte die dortige Gewerbeschnle (das jetzige Poly-
techniknm), wo er zu den Schülern des trefflichen
Bildhauers Conrad Weitbrecht gehörte, und übernahm
spätcr als Zeichner und Modelleur in dem Silber-
waarengeschäft von Bruckmann in Heilbronn dieselbe
Stelle, die auch jener jahrelang inne gehabt hatte.
1847 wurde cr Lehrer derZeichenschule in Schwäbisch-
Hall, wo er u. A. anch die Wiederherstellung des alten
Hochaltars !n der Michaeliskirche veranlaßte. Jm
Auftrag der Württembergischen Rcgierung besuchte er
die Weltausstellungen in London 1851 und Paris 1855
und erhielt auf der letzteren für seine industrielleu
Zeichnungcn die Medaille 2. Klasse. Seit 1867 wirlte
er als Lehrer an der Centralstelle für Gewerbe und
Handel in seiner Vaterstadt, wo er dem offenen Zeichen-
saal und der Modellsammlnng vorstand. Jn Folge
seiner erfolgreichen Thätigkeit wurde er dann auch
nach und nach zum Visitator des Zeichen - Unter-
richtS aller Landesschulen, zum Mitglied der Ministerial-
Kommission für die Staatssammlung vaterländischer
Kunst- und Alterthumsdenkmale und der Kommission
fiir die gewerblichen Fortbildungsschulen ernannt. Er
bcschäftigte sich vorzugsweise mit der Bearbeitung des
Flachornaments, besonders für Vorlagen zu Originalen
für Ünterrichtszwecke, und die Werke, die er in dieser
Beziehung gcschaffen, haben iiberall ehrende Aner-
kcnnung gesunden. So ist sein „Wandtasel-Vorlagen-
Werk für den Elementar-Unterricht im Freihand-
zeichnen, sechzig Tafeln schwarzc Umrisse und vierund-
zwanzig Blätter in Farbendruck mit Textheft" in sechs
Auflagen erschicnen nnd in mehr als zweitausendfünf-
hundcrt Schulen des Jn- und Auslandes, selbst iu Japan,
eingeführt. Die Königl. Sächsische Negierung ließ einen
AuSzug desselben anfertigen, der cbenfalls in etiva
tausend Schnlen in Sachsen erfolgreich benutzt wird.
Das vorzügliche Werk ist glcich fünf anderen seiner ver-
dienstvollen Zeichnungswerke im Verlag von W. Nitzschke
in Stnttgart erschienen. Jm Ganzen hatWerdtle elf
derartige Werke herauSgegeben, die ihm auf verschie-
denen Jndustrie-Ausstellnngen, n. A. in Wien 1873
und Philadelphia 1876, goldenc Medaillen und andere
Auszeichnungen eintrugen. Der König von Württem-
berg ehrte seine hervorragenden Berdienste durch die

Verleihung des Professortitels, der großen goldenen
Medaille für Kunst und Wissenschaft und des Frie-
drichsordens, und der Kaiser von Oesterreich vcrlieh
ihm den Franz-Josef-Orden. Herdtle's Richtnng war
die klassische Renaissance, zu deren verständnißvoller
Kenntniß und Verbreitnng sein unermiidliches Schaffen
wesentlich beigetragen hat. Neben dieser Thätigkeit
als Lehrer, Zeichner, Autor und Beamter, schuf cr
auch immer noch plastische Arbeiten, unter denen sein,
nach deni Leben modellirtes Medaillonporträt von
Justinus Kerncr rühmcnd hervorzuheben ist. Dasielbe
hat eine iveite Berbreitung gefunden und gehört zu
den besten Bildnisien dieses Dichters. Herdtle war in
den lctzten Jahren mehrfach leidend, doch erfolgte sein
Tod ganz unerwartet. Er hinterläßt eine Wittwe und
zwei Kindcr. Seine beiden Brüder Gustav und Her-
mann leben als tüchtige Landschaftsmaler in Stutt-
gart; ein Sohn des letzteren ist der bekannte Architekt,
Professor Hermann Herdtle in Wien.

Auiistunterricht und Aunstpflege.

Dcr sraiizösischcii Kanimcr wurde vom Minister des
öffentlichen Unterrichts ein Gesetz-Entwurf über die Erhal-
tung der Kunstdenkmälsr vorgslegt, und zur Prüfung dieses
Projekts von der Kammer eine Kommission von zehn Mit-
gliedern ernannt.

jpersonalnachrichten.

Hans Makart wurds zum Professor einsr Spscialschule
sür Historienmalerei an der Wiensr Akadsmie der bildenden
Künste ernannt und wird seine Lehrthätigkeit dasslbst mit
Anfang Januar beginnen. — Prof. vr. Eugen Petsrsen,
dsr Verfasser des trefflichsn Buches über Phidias, wurde
von Dorpat an Benndorf's Stelle als Professor der klassischen
Archäologis an dis Universität Prag berufen. — Franz
Defrsggsr und Gabriel Max wurden zu Professoren an
der Akademie dsr Künste zu München ernannt.

5ammlungen und Ausstellungen.

ss Oesterreichischcr Kunstvercin. Jn der Mitts Dscember
sröffneten neuen Ausstellung begegnen uns wieder mehrere
Bildsr von M. Zichy und seiner Schülerin Mary. Schon
bei Gelegenheit der Collectivausstellung frühersr Arbeiten
des Künstlers wnrden an dieser Stelle dessen eigenartige
Darstellungsweiss und sein nicht minder eigenartiges Stosf-
gebist eingehsnd besprochen, soüaß wir das zur allgemsinen
Charaktsristik Zichy's damals Gesagte auch für heute gelten
lafsen können, zumal an dem, was er jetzt ausgestellt hat,
ksine sonderlich neuen Züge wahrzunehmen sind. ,,Das
Edelfräulein", „Der Jagdjunker", „Dsr letzte Besuch des
Arztes" sind Zeichnungen voll gesunden Humors und fsiner
Charakteristik, wenngleich der etwas süßliche Vortrag auf
die Dauer ermattend wirkt. Dagegen gehört das Aquarell
„Auf dem Friedhofe um Mitternacht" wieder zu jsner
Sammlung von Schauer- und Spukgeschichten, zu denen sich
Zichy's Phantasie mit derselben Vorliebe hinneigt, wie zu
Allegorien und politischen Tendenzbildern. Auch der Fanst
ist unter seinen Stift gerathen, aber es ist kein deutscher
Faust mehr^ in den zwanzig Federzeichnungsn - sie sind
übrigens mit bewundsrungswürdiger Leichtigkeit hinge-
schrieben — ist das Ernste zn genrsmäßig, das Dämonische,
Teuflischs zu fratzenhaft behandelt, um üns befriedigen zu
können. — Das Hauptwerk aber, das uns der Künstler diss-
mal vorführt, ist, obwohl der Hauptsaal hinreichend Licht
besitzt, dsn Tag über sorgfältig mit Vorhüngen verhüllt und
nur Abends bei künstlicher Beleuchtung und gegen feparates
Eintrittsgeld zu sehen. Es ist das für die Pariser Aus-
stsllung bestimmt geweseneKolossalgsmäldei „DieWaffen des
Dämons der Verwüstung", welches bekanntlich seines poli-
tischen Jnhaltes wegen auf Einsprache der sranzöfischen Aus-
 
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