Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0107

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
211

Sammlungen und Ausstellungen.

212

Photographie und Durchzeichnung vorlag, die alterthümliche
Bronzetafel. Er sprach über dis Gattung der getriebenen
Metallreliefs bei den Alten, die verschiedensn Ärten ihrer
Technik und ihrer Verwendung; er erläuterts dsn kunstge-
schichtlichen Werth des Denkmals, in welchem mun die fort-
schreitende Emancipation der griechischen Kunst von dsn
Vorbildern asiatischer Technik deutlich nachiveisen kann, so-
wohl in dsr Behandlung der Thierfiguren als auch in der
Darstellung heroischer Scenen. Namentlich erörterte er dis
Kentaurenjagd dss Herakles mit Vsrglsich einer Vase des
Berliner Museuins und der entsprechenden Darstellung auf
dem Kasten des Kypselos. Herr Mommsen legte eine vor
Kurzem in Rom gefundene, von der Gräfin Lovatelli heraus-
gsgebens Jnschrift einss röinischen Jockey vor, welcher in
seinem neunjährigen Rennleben 686 Male gelaufen war und
iin Ganzen die Summe von 1,558,346 Sesterzen (8üv,0ÜN
Mark) aus Staatsmitteln gewonnen hatte. Er bemerkte
ferner, daß durch diesen Fund in der berühmten Jnschrift
des Diokles eine analoge Angabe verständlich geworden sei,
wonach dieser mit Pius einen Gesammtgewinn von fast 3l>
Millionen Sesterzen (6 Millionen Mark) gemacht habe, und
erläuterte andere Einzelheiten dieses Denkmals. Herr
Hübner besprach im Anschluß an die bisher bekannten
sichsren Darstellungen von gsrmanischen Frauen und die
iveniger sicheren von germanischen Jünglingen in Werken der
antiken Kunst eine neuerdings bekannt gewordene Erzsta-
tuette, wslchs sich dem gleichen Kreise von Darstellunge»
anreiht und suchte Zeit und Bsdeutung dsrselben zu erläu-
tern. Von der Aufnahme der Umgegend von Athen, welche
die Centraldirektion des Deutschen Ärchäologischen Jnstituts
leitet, lagen zwei neue Blätter in Zeichnung vor, welche der
Vermessungs-Jnspektor im Großen Gsneralstabe, Herr Kau-
p er t, erlüuterte. Hieran schloß sich eine specielle Erläuterung
der nsuesten in architektonischer wie topographischer Beziehung
höchst werthvollen Ergsbnisse der Ausgrabungen zu Olympia,
welche durch Herrn Ädler auf dem zu dissem Zwscke ver-
vollständigten grotzen Situations-Plane gegeben wurden.
Zum Schluß machte dsr Vorsitzende noch sine Mittheilung
aus dem soeben eingegangenen Berichte des Herrn Furt-
wängler über die letzten Ergebnisse der Ausgrabungen von
Olympia! er bssprach dis Wichtigkeit der neu gefundenen
Bronzeinschriften und zeigte die Zeichnungen einer vorzüg-
lichen Bronzestatuette, sowie der bemalten Hochreliefs, welche
mehr auf ein Giebelfeld als auf einen Friss hinzudeutsi
scheinen.

Lammlungen und Ausstellungen.

« Ausstellung von Neiftskizzen und Anfnahmen in Bcrlin
Das unterzeichnete Komits sendet uns eben das Programi»
einer interessantsn Ausstsllung. welche im kommenden Früh-
jahr in Berlin stattfinden wird und zu deren Beschicknng
alle Künstler Deutschlands und Deutsch-Oesterreichs, sowie
alle Diejenigen, welche einschlägige Ärbsiten von solchen
Künstlern besitzen, eingeladen sind.' Es soll eins Ausstellung
von Reiseskizzen und von architektonischen, dekora-
tiven und kunstgewerblichen Aufnahmsn sein, also
die Fülls künstlerischer Studien und Erinnerungsblätter,
wslche in den Mappen unserer Künstler ruhen uiid oft zu
dem Reizvollsien und gegenständlich Wichtigsten gehören, was
dieselbsn snthalten, dem Publikum erschließen. Wir werden
dadurch gewiß mit zahlreichen bisher unedirten oder unge-
nügend bekannten Schätzen alter Kunst vertrauter werden;
es lasssn sich die Lücken unserer Denkmälerkenntniß dadurch
ergänzen, und besonders an der Hand des mit Sorgfalt vor-
bereiteten Katalogs gewiß mannigfache neue Gesichtspunkte
für die Verwerthung des von den Künstlern aufgespeicherten,
aber bisher zerstreuten Materials gewinnen. Wir begnügen
uns heute damit, die Beschickung der Ausstellung allen
Künstlern, Sammlern und Jnstituten dringend zu empfehlen
und theilen nur noch die von dem Komitä aufgestellten Pro-
grammpunkte mit:

1. Die Ausstellung soll sich beschränken auf Werks der
Architektur, sowie der dekorativsn Malerei und
Skulptur und der Kleinkünste. Wsrke rein figürlichen
oder landschaftlichen Jnhalts bleiben ausgeschlossen. Es
iverden demnach für die Ausstellung gewünschti Reise-

skizzen und Aufnahmen aus allen Ländern, welchs dem
Architskten und dekorirenden Künstler Ausbeute für sein
Studium liefern, wobei die vor dem Original vollendeten
Arbeiten den nachträglich fertig gemachten vorzuziehen sind.
Größere Aufnahmen, wie solche zum Zweck von Restau-
rationen oder Publikationen 'vorgenommen und nachträglich
nach Matzen aufgetragen -werden, sind nicht ausgeschlossen.

2. Beiträge werden aus ganz Deutschland und Deutsch-
Oesterreich erbeten.

3. Die Anmeldungen werden unter der Adresse „An
das Komitä für die Ausstsllung von Reiseskizzen und Äuf-
nahmsn, Berlin, W., Wilhelmstraße Nr. 92" erbeten. Wir
beabsichtigen die Anmeldungen, welche wir von Mitgliedern
der Architekten-Vereine und Atelier-Verbäude erhalten wer-
den, diesen letzteren mit dem Ersuchen zu übersenden, unter
Bsrücksichtigung des disponibeln Raumes, eine vorläufige
Sichtung und Ansammlung des von ihren Mitgliedern uns
zugedachten Materials vorzunehmen. Da voraussichtlich
dennoch zahlreiche Duplicate eingehen werden, so muß das
Komits sich das Recht, sine Auswahl zu treffen, ohne
jede Einschränkung vorbehalten, umsomehr, als es dis Äb-
sicht ist, dis Ausstellung möglichst nach den Gegenständen
und nicht nach den Künstlern, von denen die Skizze oder
Aufnahms herrührt, zu ordncn.

4. Die Skizzen werden nur in einzelnen Blättern
oder Rahmen (nicht in Skizzenbüchern oder Heften) erbeten.
Wer in die Lage kommt, seine Arbeiten erst für die Aus-
stellung kartoniren zu lassen, wolle sich der üblichen Karton-
größe von ca. 64/48 Ctm. oder deren Theilungen bedienen.

Jedes Blatt muß in dsutlichex Schrift die Bezeichnung
des Äutors und des Gegenstandes, wenn möglich auch
die Jahreszahl der Entstehung, tragen. Um unter der
großen Zahl der zu erwartenden Blätter dis nöthige Ord-
iiung halten, und jede Verwechslung vermeiden zu können,
ist es nothwendig, jedem Blatt auf der Rückseite
die Adresse des Eigenthümers zu geben und dieselben
fortlaufend zu numeriren. —

Da wir, wis oben bereits bemerkt ist, dis Aufstellung
eines möglichst vollstäudigen Katalogs über dis Aus-
stellung beabfichtigen, wird außer den Skizzen und Auk-
nahmen auch manche Reisenotiz oder Erinnerung aus
Orten, dis wenig besucht werden und in welchen das Skizziren
aus zufälligen Gründen vielleicht nur unvollkommen möglich
war, sehr nützlich und willkommen sein. Aus demselben
Grunde würde° sich auch die von den Vereinen gütigst zu
übernehmende Vorwahl nur auf Duplicate erstrecken, wäh-
rend Unicate ohne Rücksicht auf den künstlerischsn Werth
ihrer Darstsllung unter allen Umständen erbeten werden.

5. Dank dem warmen Jnteresse, welchss die Königliche
Akademie der Künsts dem Unternehmen bewiessn hat, steht
für die Zwecke der Ausstellung das provisorische Kunstaus-
stellungsgebäude auf dsr Berliner Museums-Jnsel, dessen
Bauart farbige Arbeiten gegen die Einwirkung der Sonnen-
strahlen sichert und in welchem kein Feuer gehalten werden
darf, zur Verfügung. Genügende Sicherheit für die einge-
sandten Skizzsn wird damit, sowie auch durch das Vor-
handensein eines geschulten Aufsichtspersonals und durch
Vcrsicherung gegen Feuersgefahr geboten. Das Komitö über-
nimmt keine darüber hinausgehends Garantie gegen Dieb-
stahl oder zufüllige oder muthwillige Beschädigung, wird
jedoch bei dem Aufhängen und Abnehmen, dem Aus- und
Einpacken der Arbeiten zuverlässiges und tüchtiges Personal

6. Die Ausstellung wird am 15. April eröffnet und
am 1. Juni 1879 gesch lossen iverdsn. Die Einsendung
der auszustellenden Zeichnungen rc. muß bis spätestens
den I. März 1879 erfolgen, um die zeitraubenden Vor-
arbeiten mit dsr nöthigen Sorgfalt ausführen zu können.

Das Komits: C. Lüders, Geh. Reg.-Rath und vortrag.
Rath im Minist. f. Handsl rc. F. Luthmer, Architekt,
Lehrer am Deutschen Gew.-Museum u. der Kunst-Akademie.
M. Meurer, Historien-Maler, Lehrer am Deutschen Gew.-
Museum. A. Sch ütz, Architekt. A. Stöckhardt, Architekt.

C. Zaar, Ärchitekt. H. Ziller, Ärchitekt.
 
Annotationen