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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Nekrolog. — Kunstuntsrricht und Kunstpflege,

Künstlerschaft, da er sagt: „Gemacht zu NUrnbcrg vvn
mir Peter Fischer", oder: „Opn8 L1. i>?otri b'isoüsr";
nnd wv ihm eine fremde Zeichnung vorliegt, wie die
vvn Dürer, da weiß er sie sv zu benutzen und dem
intendirten Werke anzustassen, wie nur cin denkender
nnd stroduktiver Künstler es versteht. Wer sich über
die ganze Angelegenheit näher untcrrichten will, wird
mit Befriedigung Text und Bild des vorliegenden
Werkes zu Rathe ziehen. Nach meiner Ausicht fehlt
uns zum vollkommenen Schlichten des Streites cine
ächte, beglaubigte Handzeichnung des Meisters. Er
zeichnete viel, und alle diese Zeichnungcn kvnnen un-
möglich verloren gegangen sein. Hoffen wir, daß sich
eine svlche^finden werde, um dem Meister zu sciner
Ehre zu verhelfen! Vor der Hand nehmen wir srendig
an, was uns Lübke und der nnermüdliche S. Soldau
in dem schön ausgestatteten Werke geboten haben.

I. E. Wessely.

« Ein neues Werk über Velazquez nnd Murillo. Herr
Charles B. Curtis in New-Dork (Nr. 9 lÄast Iüktz--lkourtü
Llrsst) wird demnächst einen räsonnirenden Katalog der
Werke des Velazquez und Murillo veröffentlichen und er-
sucht in einenr gedruckten Circular alle Vorständs öffent-
licher Sammlungsn und Besitzer von Bildern der beiden
Meister, ihn mit Notizen über dieselben zu unterstützen. Es
handelt sich dabei namentlich um solchs Werks, welcho bis-
her nicht bekannt und speziell in den Verzeichnissen von
Stirling und Bürgsr nicht erwähnt sind. Gewünscht werdsn:
Bszeichnung des Künstlers und des Gegenstandes; Namsn
des gegenwärtigen odsr des letzten bekanntsn Eigenthümsrs;
Größe des Bildes; Angabs, ob die Figuren in Lebensgröße
sind oder nicht; genaue Beschreibung des Bildes, seinss
Malgrundes, seines rzustandes; endlich Notizen über seine
Herkunft, und über die vorhandsnen Reproduktionen. Die
gefl. Beiträge sind an die obsn bezeichnete Addresse zu richten.

Nekrolog.

Johann Martin Bcrnajz, Landschaftsmaler, dsr am
19. Dezember 1878 nach längerem schwsren Leiden in
München starb, war am 22. März 1802 in Speyer geboren
und der Sohn eines Maurermeisters und Kaminfegers da-
selbst, der außer ihm noch elf Söhne hatts. Nachdsm sr
zunächst das Handwerk seines Vaters erlernt, ging er 1821
nach Wisn und trat dort in die Architekturschule, um sich
im Zeichnen zu üben. Nach Speyer zurückgekehrt, ward
Bernatz Schüler des am dortigen Gymnasium als Zeichsn-
lshrer angeftellten Kellerhofsn, dsr ihn auch mit der Technik
der Oelmalerei vertraut machte. Während einss zweiten
Aufenthaltes in Wien (1827—1829) widmete er sich mit
Vorlisbe der Architekturmalerei und begab sich im letzteren
Jahre nach München, von wo aus er fortgesetzt Studien-
reisen in's bayerische Gebirge, nach Niederbaysrn, Württem-
berg und die Rheinpfalz machte. Ein glücklicher Zufall
machts ihn 1836 mit dem Hofrath Gotthilf Heinrich v. Schu-
bert bekannt, der ihn als Zeichner nach dem Oriente mit-
nahm. Die Reise führts ihn vom September 1836 bis zum
Oktober 1837 übsr Konstantinopel nach Kleinasien und in das
östlichs Nordafrika. Die Frucht dieser interessanten Reiss,
von der Bernatz mit reichgefülltsn Portefeuilles zurückkehrts,
war das bekannte Sammeliverk: „Bilder aus dem heiligen
Lande". (Stuttgart bei Steinkopf.) Dadurch lenkts sr auch
die Aufmerksamkeit Englands auf sich, von wo aus er den
Auftrag erhislt, eine größere Forschungsreise in Ostindien
mitzumachen. Nach einer fast ein halbes Zahr dauernden
Seefahrt trafen die Reisenden, darunter auch Johannes v.
Roth, Ende Dezember 1840 in Kalkutta ein. Da sich aber

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der beabsichtigten Reise unüberwindliche Schwierigksiten in
den Weg gestellt, nahm Bernatz im Auftrage der englisch-
indischeii Regisrung an einer wissenschaftlichen Expedition
nach Abessyiiien Theil und kehrte so erst nach mehr als
dreijähriger Abwesenheit nach München zurück. Leider hatte
er einen großen Theil seiner Studien in den Archiven von
Bombay hinterlegen müssen, doch war er immer noch in der
Lage, 1852 unter dem Titel: „Losnss in ^.stüiopia" seine
Erlebnisse mit zahlreichen Kunst-Beilagen herauszugeben,
welche sich das Lob der ersten Autoritäten, wie A. v. Hum-
boldt, C. Ritter, Roderic Murchison, Sir Tilletson Beecke,
Or. Heinr. Barth, August Petermann, Schleiden rc. erwarben.
Sie erschienen später in deutscher Bearbeitung bei Rud.
Besser in Stuttgart. — Seit 1846 lebte Bernatz in München
und hier zeichnsts sr dis künstlerischsn Beilagen zu Barth's
„Neisen und Entdeckungen in Central-Afrika (Gotha bei
Jul. Perthes) und zu Milh. v. Harnier's „Reise am oberen
Nil". 6. L. k.

Brysakis ch. Jn München starb am 7. Dezember 1878
Nachts nach kurzem Leiden der Historienmaler Theodoros
Petros Brysakis. . Am 31. (19.) Oktober 1814 in Theben
geboren, kam er schon im Jahrs 1832 nach München, dem
Rufe dss für Griechenland begeisterten Königs Ludwig I.
folgend, und bildete sich daselbst zum geachteten Historien-
und Genremaler aus, wobei ihm Peter v. Heß, vi Heideck
(genannt Heidsgger,) Jos. Petzl, G. v. Mayer u. A. freund-
lich zur Seite standen. Die Stoffe zu seinen Bildern ent-
nahm Brysakis seinem Vaterlande und verlish diesen durch
die gewissenhafte Darstellung des Besonderen in Land und
Leutsn, Sitten und Gsbräuchen einen kulturhistorischen
Werth. Manche seiner zahlreichsn Werke wurden vervisl-
fältigt. 6. lO R.

L. Anton Theodor Händler, Bildhauer in Chemnitz,
starb am 24. Novembsr 1878, 48 Jahre alt. Als der Sohn
eines Freiberger Horndrechslers war er zu dem gleichen
Gewerbe bestimmt, und von ihm gefertigte größere Holz-
schnitzersien waren die Veranlasfung, daß er 1847 in die
Kunstakademie zu Dresden eintrat. Danach in das Atelier
Rietschel's aufgenommen, zeigte er sich bald so tüchtig, daß
er von dem Meister bei dessen Arbeiten am Dresdener Mu-
seum rc. mit verwendet wurde. Auf desselben Empfehlung
ging er 1850 nach Berlin, um sich die Marmortechnik anzu-
eignsn, kehrte 1853 nach seiner Vaterstadt Freiberg zurück
und führts sein erstes selbstständiges Werk, einen monumen-
talen Brunnen, aus. Jm Jahre 1858 siedelte er nach
Chemnitz über, woselbst sr, nach Gründung einss eigenen
Hausstandes, bis zu seinem Tode verblieb. Hisr entfaltete
er eine rege Thätigkeit nach den verschiedensten Richtungen
hin. Arbeiten rein ornamentaler wie kunstgewerblicher Art
mit größter Sorgfalt und Geschick ausführend , suchte und
fand er ssine Lebensaufgabe doch in der rein figürlichen
Plastik. Ausgerüstet mit regem Gefühl und feinster Em-
pfindung für Formengebung, in Ausübung ssiner Kunst an
sich selbst die höchsten Ansprüche stsllend und unermüdlich
Besseres und Höheres zu erreichen suchend, wußte er manch'
schönen Erfolg zu erringen und hat zur Förderung der Plastik
in dem ihm zur zweiten Heimath gewordenen Chemnitz
sehr viel beigetragen. Von seinen, während dieser zwanzig
Jahre geschaffenen, zahlreichen Werken: Standbildern, Re-
liefs und Medaillons in Bronze, Marmor und Sandstein,
sind dis meisten in Chemnitz verblisben und schmücksn die
ösfentlichen Plätze und Gebäude, so das Bronzestandbild dss
„Becker" vor der Börse, die Bronzefigur der „Victoria"
und dis „Msdaillons" des Kriegerdenkmals, die Sandstein-
figuren des „Jaquard" an der städtischen Webschule, des
„Schmiedes" und „Gießers" an der Zimmsrmann'schen
Werkzeugmaschinenfabrik, die Apostel: „Jakobus, Paulus,
Petrus" an der Jakobikirche, ferner die Reliefs und Me-
daillonporträts dsr Geistssheroen an der Börse, der Schule
zu Schloßchemnitz, dem Gebäude dsr tschnischsn Staatslehr-
anstalten u. a. m.

Nunstunterricht und Aunstpflege.

k. 8. Historischc Kommisflon für dic Provinz Sachsen.
Der Landtag der Provinz Sachsen hat durch Beschluß vom
18. Novsmbsr 1876 eine besondere historische Kommission
 
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