Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0131

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
259

Nekrolog. — Personalnachrichten. — Vermischte Nachrichten.

26V

sichtspunkte, dis wohl ein solcher Faden hätte merden können
und die sich der Leser konstruiren kann, wie der Uebergang
des Fächers vom Gebrauchsgerath zum Cultusgeräth und
meiter zum LuxuSgernth und dem entsprechend der Ueber-
gang aus der Hand des Mannes in die der Frau, soweit
nicht der klimatische Unterschied der Länder modificirend
in Betracht kommt. Jn der AuSführung giebt er aber doch
wesentlich nur eins nach Völkern geordnete, jedoch reich-
lich von Abbildungen unterstützte Äufzählmig. Hervorzu-
heben ist die Hindeutung auf größere Beachtung der Samm-
lung von Fächern in ethuographischen und, fllgen wir hinzu,
in kunstgewerblichen Museen, und ebenso der damit zusam-
menhängende Wunsch des Verfassers, durch seine Arbcit
zur Hebung des Jndustriezweiges der Fächerherstellung bei-
tragen zu können. Das vorliegende erste Hest schließt mit
dem Resultat „daß, China uud Japan ausgenommen, vor
der Renaissanceperiods nur Fächer aus der Klasse der gs-
stielten im Gebrauche waren, daß aber trotz der wsnigen
Daten und Zeichnungen es nicht an einer großsn Zahl von
Motiven fehlt, die zur Wiederaufnnhme und Umbildung
von sSeiten ders Fächerfabrikanten geeignet erscheinen".
Fllr die Folge müsssn wir entschieden eine schärfere Kritik
der Quellen wllnschen. Wenn uns eiu langgestielter Wedel ab-
gebildet wird, „welchem eine weibliche Gestalt in den Wand-
aemälden des Polignot fsiof der Lesche bei Athen (!) tragt",
so ist eine solche uncrwartete Bersicherung unserer kunstgs-
schichtlichsn Kenntniß unleugbar fur die Kenntniß, welche der
Verfasser vom Illterthum hat, ivenig vertrauenerweckend.

_ V. V.

Müller und Mothes, Jllustrirtes archäologisches
Wörterbuch der Kunst des germanischen Alterthums,
des MittelalterS und der Renaissance, sowie der mit
den bildenden Kllnsten in Verbindung stehenden Jkono-
graphie, Kostllmkunde, Waffenkunde, Baukunde, Geräth-
kunde, Heraldik und Epigraphik. Ein Band in zwei
Abtheilungen mit 150 resp. 770 Textabbildungen und
einem Titelbild in Buntdruck. 1002 S. Leipzig
und Berlin, Otto Spamer. 1878. 8.

Dies bereis beim Beginn dsr Lieferungsausgabe von
uns angezeigte Werk liegt jetzt mit der 25. Lieferung abge-
schlossen vor und gisbt in seinem ausführlichen Titel eins
hinreichsnde Uebersicht dsssen, was es bieten will. Seine
praktische Verwerthung fllr den Handgebrauch wird von
manchen Ungleichheiten der Bearbeitung sowis von einzelnen
Jrrthllmern nicht beeinträchtigt. Als von allgemeinerem
Jnteresse sei eine Berichtigung erwähnt. Dis Nachbildung
des Heller'schsn Altarbildes Dürer's befindet sich iiii
Städtischen Museum in Frankfurt a. M., nicht im Städel'-
schen, und hat sich neuerdings nicht als von Juvenel, son-
dern als von Jobst Harrich herrührend herausgestsllt.

Nekrolog.

8. Des Coudres -ß. Jn Karlsruhe starb am 23. De-
zembsr 1878 der Historien- und Genremaler, Professor Louis
Des Coudres nach längeren Leiden, die ihn bsreits vor
Jahresfrist gezwungen, seine Stelle als Lehrer der Groß-
hsrzoglichen Kunstschule aufzugeben. Er war 1820 in Kassel
geboren und bezog die dort neu errichtsts Polytechnischs
Schule, um sich auf Wunsch seiner verwittweten Mutter dem
Baufach zu widmen, da dieselbe seiner Neigung, Maler zu
werden, nicht nachgsben wollts und sich erst dcizu entschloß,
nls er ein Jahr lang ohne Lust und Erfolg den Fachstudien
obgelegen hatte. Nach seinem darauf erfolgten Uebsrtritt
in die Kunstschule wurden die Anfangsklassen rasch durch-
laufen; bevor er indessen zum Verlassen der Malklasse die
rechte Reife erlangt hatte, schied er mit eiuigeu unzufriedenen
Genossen aus, um auf eigene Hand weiter zu malen. Zwei
Jahre mllhte er sich uun vergeblich ab, bis er, neunzehn
Jahre alt, die Nothwendigksit eines regelrechten Unterrichts
einsehend, uach München ging, wo er unter Schnorr von
Carolsfeld mit eisernem Fleiß ziemlich von vorne wieder
begann. Ein Jahr darauf kehrte er nach Kassel zurück, zwei
Jahre nachher aber trieb es ihn nach Jtalien, und 1845
begab er sich nach Dllsseldorf. Der Rath von Johann Wilhelm

Schirmer, den er nach ssiner Riickkehr in die Vaterstadt
kennsn gelernt, >vo derselbe sich besuchsweiss aufhielt, hatte
ihn dazu bestimmt, uud jetzt erst sah Des Coudres die Früchte
jahrelangen Strebens reifen. Die treffliche Leitung von
Karl Sohn brachte ihn auf den richtigen Weg, und seiii Bild
„Francesca da Rimini" nach Dante (1850), sowie mehrere
vorzügliche Porträts machten ihn schon in weiteren Kreisen
ehrenvoll bekaunt. Seine „Bllßende Magdalena" (1852) aber
gehörts bersits zu dsn besten Bildern, die seit lnnger Zeit
in Düsseldorf gemalt waren; Wolfgang Müller von Königs-
winter sagt mit Rscht darüberi „Dasselbe kann als ein Muster
fleißiger, vollständiger, klarer mnlerischer Behandlung be-
trachtet wsrden und nberbietet in seiner Weise selbst die
Arbeiten Sohn's." — Verschiedene italienische Genrebilder,
einige Bilduisse und eine größers „Grablegung Christi"
(1855, in dsr Galeris in Karlsruhe) befestigten seinen Ruf,
und für letztsres Bild erhielt er auf der großsn allgemeinen
deutschen Kunstausstellung in Köln die goldene Medaille.
1855 folgte Des Coudres einem Ruf als Professor an die
neugegrllndets Kunstschule in Karlsruhe, der sein Freund
I. W. Schirmer als Direktor vorstand. Hier war er lange
Zsit der eiuzige Lehrer für Figurenmalerei. Schließlich nber
bsschränkte er sich nach der Berufung andersr Lehrer und
bei zunehmendsr Kränklichkeit auf den Nnterricht im Zeichnen
nach der Antike, dem er indessen zuletzt nuch eutsngen mußte.
Durch seine eigsns langjährige Studienzeit wußte er aus
Erfahrung, was zur Äusbildung erfordsrlich sei und so
ward seine Lehrthätigkeit äußerst erfolgreich. Der Groß-
herzog von Baden ehrte ihn durch Verleihung deS Ordens
vom Zähringer Löwen. Auch kaufte dersslbe von seinen be-
deutendsren Gemälden „Die Anbetung der Hirten" (1847),
„Die Ruhe auf der Flucht" (1858) und eins „Jphigenie"
(I8S5). Außerdem malte Des Coudrss noch drei großsÄltar-
bilder- „Die heiligen Frauen vor dcm Kreuz" >1863, für die
Nikolaikirche in Haniburg), „ChristuS am Kreuz mit Mag-
dalena" >1869) uud „Christus segnet die reuigen Siinder"
(fllr die Gsfängnißkirchs in Bruchsali, von denen das letztere
leider nicht mehr vollendet wurde. Dazwischen entstanden
mancherlei Genrsbilder, wie: „Der lesende Greis" (1870),
„Häusliches Lebsn im 17. Jahrhundert" (1871), „Unter dem
rothen Kreuz" (1872, eine Lazarethscene aus dem Deutsch-
franzöfischsn Krieg darstellend), „Psyche und Pnn" (Eigen-
thum des Herrn Mitschel in Nsw-Castel), „Glückliches Sein"
u. A., sowie mshrere Porträts.

jOersonalnachrichten.

Georg Gracf, Architekt und Zeichenlehrer in Rothen-
burg a. d. T., bekannt durch seine vorzüglichen Aufnahmen
und Publikationen in Ortwein's „Dsutscher Renaissance"
(Rothenburg n. d. T-, Wertheim, Landshut) ist als Vor-
stand der Fachabtheilungen der gewerblichen Fortbildungs-
schulen nnch Mllnchen berufen.

Nermischte Nachrichten.

Die Restauration dcs Domcs zu St. Stephan in Wien
ist im Wesentlichen als vollendet zu bstrachten. Der Dom-
baumeister Ober-Baurath Friedrich Schmidt hat sein Pro-
gramm zur Erhaltuug und Verjllngung des ehrwürdigen
Kleinods der Kaiserstadt ruhmvoll ausgeführt. Eine sum-
marische Uebersicht der Restaurations-Arbeiten in den Jahren
1877 und 1878 wird dsn Umfang der erfüllten Aufgabe er-
kennen lasseü. Jm Jahre 1877 wurden die total verwitterten
und verschobenen Quaderschichteu des nordöstlichen und nord-
westlichen Thurmpfeilers ain Halbthurme abgetragen, der
nordöstliche Thurmpfeiler bis auf die Kapitälhöhe der letzten
Wimpergenreihe, der nordwestlichs Thurmpfeiler bis auf
fünf Schichten llber dem Kapitäle der letzten Wimpergen-
reihe wieder aufgebaut und in zweckentsprechendcr Weise mit
harten Steinplatten gedeckt. Nach Vollsndung der Restau-
rations-Arbeiten nn diesen beiden Thurnipfeilern wurde das
nsunts und zehnte Gerüst an der Nordseite des Halbthurmes
abgetragen und dadurch auch der Anfang zur vollständigen
Bsfreiung des Halbthurmes vom Gerllste gemacht. Dis Äb-
tragung des östlichen und westlichsn Treppenthurmes bis
auf die vorletzte Wimpsrgenreihs erschicn nach genauer Nnter-
suchung unbedingt nothwendig, da sich dieselben wahrscheinlich
 
Annotationen