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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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277

Bermischte Nachrichten.

278

bieten, was BerlinS kttnstlerische Kräste in JahrcSfrist
geleistet unb empfangen haben. Es fand sich dadurch
für den Autor die Gelegenheit, über Böcklin, Gabriel
Max und Makart zu sprechen. Was wir im vorigen
Jahre gegen die Eintheilung des Stoffes einzuwenden
hatten, fällt jetzt weg, da der Verfasser das Material
schlicht nach Kategorien: Bildniß, Genre, Landschaft
u. s. w. geordnet hat. Jeder Gruppe hat er eine Ein-
leitung voraufgeschickt, welche den Charakter jedes
Kunstgenre's oft in feiner und geistvoller Abwägung
definirt. Die Bemerkungen über das Porträt sind be-
sonders treffend und bei aller Knappheit den Begriff er-
schöpfend. Bedenklich erscheint uns dagegen die Grup-
pirung innerhalb der Landschaftsmalerei. Eine Ein-
theilung der landschaftlichen „Stimmungen" in natnra-
listische, koloristische und charakteristische mag noch gelten.
Aber die Maler eintheilen zu wollen in Vertreter
des dunklen Kolorits, des grautönigen Kolorits, der
„reinen Farbenprobleme ohne Korrektnr durch die
Wirklichkeit", scheint uns insofcrn unrichtig, als das
kvloristische Glaubensbekenntniß unserer Maler bekannt-
lich vielfachen Wandlungen unterworfen ist. Wer
hente das graue Kolorit anbetet, schwelgt morgen viel-
leicht schon im „rosigen Licht". Vorübergehende Phasen
dürfen nicht als Basis für eine Charakteristik dienen.
Der Kritiker muß auch etwas vom Psychologen haben
nnd Charlatane nicht ernsthaft, Stümper nicht anf-
munternd behandeln. Neben seiner aufbauenden Thätig-
keit darf die Destruktion nicht vernachlässigt werden.
Sonst wächst uns das Unkraut über den Kopf. —
Der Verfasser hat diesmal auf dic stilistische Seite
seincr Arbeit und auf prägnaute nnd klare Formirung
seiner ästhetischen Prinzipien eine besondere Sorgfalt
verwendet, so daß das Buch auch nach dieser Seite
hin einen wesentlichen Fortschritt über seinen Vor-
gänger bekundet. L.

Vermischte Nachrichten.

K.ö. Nürnbcrg. Prof. G. Eberlsin hat hier ein großes
(3^2 M. breit, ib M. hoch) auf Befehl des Deütschen
Kaisers angefertigtes, sür den Dom zu Erfurt bestimmtes
Fenster ausgestellt, welches er nach seinem eigenen, schon
im Jahre 18öS gezeichneten, von dem verstorbenen F. v.
Quast vielfach modificirten Karton auf bestsm Kathedral-
Glas gemalt hat. Es sind auf demselben zu unterst die
von Engeln gehaltenen Wappen des Dsutschen Kaisers, als
des Donators, darüber, mit Bezug auf seine Bestimmung
fiir eine Heiligen-Blut-Kapelle drei Scensn aus der Leidens-
geschichte Christi, (das letzte Abendmahl, die Kreuzigung und
die Grablegung) und darüber, untsr sehr reicher, schlank
aufsteigender Baldachin-Architektur, die Patrone dss Erfurter
Domes und Engel mit den Leidenswerkzeugen Christi dar-
gestellt. Das Ganze ist in echt mittelalterlichem Geiste
mit vollem Verständnitz der Gesetze alter Glasmalerei ge-
dacht, komponirt und gezeichnet und als Glasbild auch in
der alten stilvollen Weise durchgeführt. Es ist nämlich
nicht eigentliche Glasmalerei, sondern Glasmosaik;
die Zsichnung rvird durch die in Blei hergestellten, die ein-
zelnen Glasstücks zusammenhaltsnden Kontouren, die spär-
liche Modellirung durch ausgetragenes und eingebranntes

Schwarzloth hergestellt. Die Gesammtstimmung des Fensters
ist eine sehr harmonische und trotz der grotzen Anzahl inten-
siver Farben wohlthuende. Dabei zeigt es eine große und
wahre Pracht und verspricht eine besondere Zierde des
Domes zu Erfurt zu werden. Ohns Zweifel wird es sich
dsn darin befindlichen schönen alten Glasfenstern in wür-
digsr Weiss anschließen.

kA.StädtischeNeubauten inMagdeburg. DieBevölkerung
Magdeburgs hat sich wie dis der meisten größeren Städbe
Deutschlands im Laufe der letzten Jahre so sehr vermehrt,
und die Ansprüche an Comfort in Theatern, Schulen,
Krankenhäusern rc. haben sich so sehr gesteigert, daß mehrere
kostspielige Neubauten nothwendig wurden. Jm Gegsnsatz
zu manchen anderen Städten, wo dergleichsn Bauwerke als
bloßs Bedürfniß-Bauten in ganz kunstloser Weise hergestellt
wsrden, hat der Stadtbaurath Sturmhöfel es verstanden,
nebsn gebührender Rücksichtnahme auf die nothwendige Spar-
samkeit, den betreffenden Bauten doch eine gewisse architek-
tonische Würde und Schönheit zu verleihen. Er weiß die
Bedürfniffe auf einem Minimum bebauter Flüche zu be-
friedigen, ist sparsam mit Ornamenten und wirkt bei soli-
dester Durchführung vorzugsweise durch gute architektonische
Verhältnisse und edle Formen. Außsr dem neuen Stadt-
Thsater, welches er nach den vielfach modificirten Plänen
Lucas's in solider und wahrhaft künstlerischer Weise ausge-
führt hat, sind hervorzuhebsn die Gebnude für die Kunst-
schule und die beiden Rsalschulen, die im Pavillon-
System nusgeführten Krankenhaus-Anlagen und be-
sonders die Kapelle auf dem Friedhofe. Sie alle sind in
Ziegelrohbau mit Amvendung von Ornamenten in Terra-
cotta oder Sandstein in einem Renaissancs-Stil, dessen De-
tailbildung sich an die hellenische Antike anlegt, ausgeführt.
Die Friedhof-Kapelle ist ein einfacher Kuppelbau von be-
scheidsnen Vsrhältnissen, wslcher aber besonders in seinem
Jnnern von großartigsr Wirkung ist. Der Grundriß ist
krsuzsörmig. Ueber der Vierung erhebt sich, auf achteckigem
Tambour, oie Kuppel. Unmittelbar an diesen zum Gottes-
dienste bestimmten Raum schließen sich ein Sections-Zimmer
und ein Zimmer für das Trauergefolge. Das Kellergeschotz
ist als Leichenhalle eingerichtet. Diess Mannigfaltigkeit der
Benutzung des Raumes gab Anlaß zü einer sehr gtücklichen
Gruppirung. Dis Detailsormen sinv einfach unü würdig.
Von überraschender Wirkung ist das Jnners. Der Raum
erscheint bei dsr sparsamen Anwendung von Detailformen
und weil man ihn mit sinsm Blick ganz übersehen kann,
viel grötzer als er wirklich ist; er ist durch slache Reliefs
und Malerei stimmungsvoll dekorirt.

8. Düsseldorf. Die verschiedenen künstlerischen Neu-
bauten in unserer Stadt machen rasche Fortschritte. Die
große evangelische Kirche, die von Kyllmann und H eyd en
m Bsrlin unter Leitung des Architekten Knobel gebaut
wird, strebt rüstig empor, und ihr hoher Thurm wird bald
dem Panorama der Stadt ein verändertes Aussehen verleihen.
Die neue Kunstakademie, die der Baumeister Ernst Riffarth
baut, ist bereits unter Dach und soll im Herbst festlich ein-
geweiht und bezogen werden. Auch sis giebt der Ansicht vom
Rhein aus ein anderes, verschönertss Gepräge. Ebenso ist das
stattliche Haus für die rheinifchen Provinziallandstände nach
den Plänsn des Professors Raschdorf in Berlin im Roh-
bau vollendst, und das vergrößerte Telegraphengebäude
geht gleichfalls seiner Beendigung entgegen. Nur der Be-
ginn der Kunsthalle läßt noch immer auf sich wartsn. Doch
hofft man auch dnmit demnächst vorgehen zu können. —>
Das schöne neue Stadttheater, welches Professor Ernst Giese
in Dresden bereits vor drei Jahren hier vollendste, hat
vor einiger Zeit nun auch mit der Ausschmückung im Jnnsrn
durch die Beendigung des prächtigen, überaus gelungenen
Vorhangs, den der Historien- und Genremaler Ernst Hart-
mann gemalt, dsn bedeutendsten Schritt vorwärts gethan.
Professor Camphausen hatte zur festlichen Einweihung
desselben einen Prolog gedichtet, und Publikum und Presse
spenden der geistvollen Komposition warme Anerkennung. —
Für das Cornelius-Denkmal, welches ganz in der Nähe des
Theaters seinen Platz erhält, wurds bereits das Fundament
gelegt. Die feierliche Enthüllung des StandbildeS soll noch
in diesem Jahre erfolgen. Dasselbe ist bskanntlich ein Werk
Donndors's in Stuttgart.
 
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