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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Billung, Hermann: Französische Illustrationsliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0143

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283

Frcmzösische Jllustrationslitcrntur.

284

bekannten Pcmser Firmen Qnantin, Plon und Firmin
Didot.

„Ran» Holbsin par kanl Nniiti!, äossin» st
Arnvuro» sous lu clirootiou cls Häouurä lübvrs"
lautet der Titel eines in jeder Hinsicht, zum Geschenke
und zum Selbstudium, als Salonschmuck und als
Zierde der Bibliothek zu empfehlendcn, bei Quantin
in Paris erschienenen Prachtwerkes, auf dessen Er-
scheinen dieses Blatt schon kurz hingewiesen hat. Es
svll das erste Glied einer ganzen Serie von reich illu-
strirten Monographien berühmter Künstler aller Länder
und aller Epochen bilden, welche der rührige Verleger
alljährlich, oder wenn mvglich noch öfter, je nach den
zu überwindenden Schwierigkeiten, durch einen neuen
Band zu vermehren beabsichtigt. Die vorliegende
Probe gestattet, dem Unternehmen das günstigste Prog-
nostikum zu stellen.

Eine Arbeit von solchem Umfange nnd so ele-
ganter Ausstattung, deren Gegenstand Hans Holbein
bildet, ist an sich schon berufen, in Deutschland das
lebhafteste Jnteresse zu erwecken, und Paul Mantz,
der gewiegte Kunstkritikcr und Schriftsteller, war im
Bunde mit Edonard Liövre der rechte Mann für ein
derartiges Unternehmen. Der Text giebt ein klares
übersichtliches Lebensbild und einen Gesammtüberblick
der Werke des großen Augsburgers, sodaß er, selbst
ohne uns Deutschen, so viel Nenes wie den Lands-
leuten von Mantz zu bringen, doch eine willkvmmene
Bereicherung anf dem Gebiete der Künstlerbiographie
bietet. Neu sind namentlich auch für nns die ivohl noch
niemals in solcher Fülle vereinten Nachbildungen Vvn
Holbein's in den Kupferstichkabineten und Galerien
von Basel, Windsor, Darmstadt, dem Haag, Berlin,
Dresden und Paris zerstrenten Arbeiten; siebenund-
zwanzig Radirungen nnd über zweihundert Phvto-
gravuren und in den Text gedrnckte Holzschnitte be-
weisen die gewaltige Schöpferkraft dieses treuesten Re-
präsentanten des 16. Jahrhunderts, dessen Sitten,
Trachten nnd Anschannngen sich in scinen Werken
spiegeln.

Die „Familie des Künstlers", von Conrtry wieder-
gegeben, ervffnet den Reigen; Valentin fnhrt nns den
Schatz des Basler Museums vom Jahre 1521, den
todten Christus vor, von dem Ralph Wornum sagt, er
sei mit „L llorribls rsnlisUo povsr" gemalt;
Libvre macht den Leser mit den zehn Blättern der
„Passion", der „Familie des Thomas Morus", dem
„Kampfe der Baalsknechte", dem „Heiligen Michael",
den „Beiden Landsknechten" und der köstlichen Serie
von Holbein's „Kostümstudien von Basler Frauen"
bekannt, welche den Meister auf der Höhe seines
Talentes und seiner Krast in der Behandlung des
Faltenwnrfes zeigen. Das vom Rücken gesehene

Bürgermädchen ist ein Juwel in seiner Art. Zn dem
Besten gehört anch das von Lefort tadellos wieder-
gegebene Porträt des Erasmus, der Stolz des Lonvre.
Unter den übrigen Jllustrationen befinden sich noch
die dreiundachtzig humorsprndelnden, von dem Maler
zur Erheiternng des Erasnms Rotterodamus auf den
Rand seines „blllLoniinm morino" aus freier Hand
improvisirten Zeichnungen zum Lobe der Narrheit.
Ein spstematisches Verzeichniß von Holbein's Werken
macht den Schluß.

Das nngewöhnlich große Format des Buches,
47 Centimeter Höhe bei einer Breite von 33 Centi-
metern, leistet der Ausdehnung dcr Blätter wesentlichen
Borschub. Sechs verschiedene Abstufungen des Preises
geben das Streben des Verlegers, daS Werk allen
Mitteln erreichbar zn machen, kund; die erste und
theuerste derselben, ein Unikum auf Pergament, hat
sofort einen Liebhaber gefundcn, und die Reihen der
übrigen Serien beginnen sich schon merklich zu lichten.
Auch die zweite Klasse, deren Text sich gleich den
Stichen nvnnt In Isttrs auf japanesischem Papiere
brüstet, ist gleichsam fttr Auserlesene reservirt, sie kostet
500 Frankcn; die nächsten beiden zu 300 Franken
unterscheiden sich nnr dnrch das Papier des Textes,
Whatman vder chinesisches, je nach Wahl, die Stiche
sind dieselben; für den weitesten Leserkreis scheint die
tadellos ausgestattete, auf holländisches Papicr ge-
druckte Serie zu 200 Franken, deren Stiche nvnnt In
Isttrs anf japancsischem nnd mit der Schrift anf hollän-
dischem Papiere gedrnckt sind, bernfen zu sein ; die letzte
im Verhältnisse zu den Genossen überaus einfachc Aus-
gabe zeigt Velinpapier znm Texte, holländisches Papier
zu den Stichen und kostet nur 100 Franken.

„llsttrss äs HllAsns Oslaoroix (1815 n 1863)
rsonsilliss st pnblisss pnr N. Ullilipps Lnrt^"
lautet der Titel des zweiten, minder glänzend ansge-
statteten, aber ebenso interessanten und sympathischen
Werkes aus demselben Verlage: Quantin in Paris.
Philipp Burty, ein langjähriger Freund des großen
Meisters, und von ihm mit dem Ehrenposten, seinen
künstlerischen Nachlaß zu ordnen, betraut, hat die
Korrespondenz Delacroix's gesammelt und so zusam-
mengestellt, daß dieser Band sich zum einheitlichen
Bilde, zu einer Art unbeabsichtigter, doch wohlgegliederter
Autobiographie gestaltet. Die beiden leuchtenden Sterne
in Delacroix's Leben, denen er bis zum Grabe tren
blieb, waren die Kunst nnd die Freundschaft; sein
Testament ist zugleich „das Resums der Geschichte
seines Genius nnd seines Herzens". Jn seinen Ge-
mälden schätzt man den epochemachenden Künstler, das
Haupt der romantischen Schule, seine Korrespondenz
lehrt nns den hochherzigen Menschen kennen und lieben,
indem sie uns einen tiefen Blick in sein Gemüthsleben
 
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