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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Billung, Hermann: Französische Illustrationsliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0145

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Französische Jllustrationsliteratnr.

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friedigung und des Bedauerns zugleich aus der Hand.—>
Der Preis variirt zwischen 40 biS 400 Frauken. aber
die Ausgaben zu 60, zu 100 und zu 400 Franken
waren bereits vvr Weihnachten gänzlich vergriffen.

,Xmst6ränm st Vonisk pur Hsnr^ Hnvurä,
I'lon, ?uris", hat eine zweite Auflage erlebt. Der
seit Äahren ini Haag ausässige Kuustschriftsteller hat
darin eine geistvolle Parallele zwischen der Königin
der Amstel und der Königiu der Adria gezvgen, uud
das Buch liest sich leicht und angenehm. Siebenund-
zwanzig Radirungen vou Städteansichteu uud 124
Hvlzschnitte ergänzen den lebendig geschriebenen Text.

„il.ös umatsurs ä'nutrolois pur ll. Oismsnt äo
Lis, Rlon, ikLris", stellt sich gleichfalls als älterer
Genosse mit den Novitäten des Weihnachtsmarktes
eiu. Es enthält in den Biographien der hervor-
ragendsten fürstlichen und adeligen Kunstfreunde und
Sammler der letzten zwei Jahrhunderte eine Art er-
gänzenden Katalvgs der Gemäldegalerie des Louvre,
denn die besten Sachen sind fast ohne Ausnahme ent-
weder durch Bermächtniß vder durch Ankauf in den
Besitz dieser nativnalen Schatzkammer übergegangen.
Manche Gemälde wie van Dyck's Porträts Karl's I.,
die köstlichen Metsu's oder die besten Jtaliener kann
man über hundert Jahre lang durch die verschiedenen
Privatgalerien verfvlgen, und die Radirnngen geben
dazu die Bilder der Sammler, unter denen Mazariu,
die Gräfiu de la Verrue, Clande Maugis, der Ver-
mittler zwischeu Maria Vvn Medicis und Rubens,
de Lassay, Jnlienne, Randvn de Boisset, de la Live
de Jully, der.Kölner Jabach und Vivant-Denon die
Haiiptstellen einnehmen.

Firmin Didot's solider Verlag Pflegt sich durch
kulturgeschichtlich bemerkenswerthe Werke ausznzeichnen.
Die glänzend ausgestatteten Arbeiten Paul Lacroip's,
des Biblivphile Jacvb, wie er selbst sich nennt, stehen
an deren Spitze. DaS Jahr 1876 brachte „Im
XVIII"° Lisols, Institutions, usnAos st oostumss,
I?rallos 1700—1789", einen reich mit 21 wohlge-
lnngenen Chromolithographien und über 350 Holz-
schnitten nach Gemälden und Stichen der tüchtigsten
Künstler der Epoche, Watteau, Vanloo, Boucher,
Cochin nnd Andern ausgeschmückten Prachtband, wel-
chem Ende 1877 die zweite, ebenso gediegene Hälfte,
„I-s XVIII^°8iso1s, I-sttrss, soisnsss st arts, I?rallll6
1700—1789" folgte. Das für die strsnnss von
1879 verheißene „XVII-"° 8isols" desselben geschätzten
Autors wird erst Ende dieses Jahres im Handel er-
scheinen. Bei derartigen Arbeiten müssen Schriftsteller
und Verleger zusammenwirken, um ihr Bestes zu leisten,
und das Haus Firmin Didvt hat in dieser Hinsicht
ein bedeutendes Verdienst um die französische Knltur-
geschichte.

Auch die Novität dieses Jahres: „I-ss russ än
Visux Rnris, gmlsris ziopulairs st ziittorssgus i>:ir
Viotor I'ourns t, Rirmin I>iäotst O'° , knris", gehört
derselben Kategvric an. Wer, wie Mvntaigne sagt,
Paris bis zu seinen Warzen liebt, wird Fournel's
Laterna Magica in Wort und Bild sreudig willkvni-
nien hcißen. Längst verschlvundene Straßen bauen
sich wieder aus, die Gräber geben ihre Tvdten heraus,
nnd das Echv wiederhvlt die längst vergessenen Lvck-
rufe der Verkäuser. Die nativnalen, die religiösen
und die Vvlksthünilichen Festlichkeiten, die Geschichte
des Karnevals, die Schreiber, die Taschenspieler und
die Gnukler, die Trvnbadvurs, die Minstrels nnd die
Bänkelsänger, die Kvmiker der Gasse nnd d!e Paraden,
die Anpreisnngen der Verkäufer nnd die kleinen Hand-
werke unter vffenem Himmel, svwie die berühmt ge-
wvrdenen Typen und Gestnlten, sv lauten die Ileber-
schriften der Kapitel nnd das Alles zieht an uns vor-
über. Eine Reihe Vvn 165, sast vhne AuSnahme nach
alten Miniaturen, Stichen vder Holzschnitten der Zeit
angefertigten, in den Text gedruckten Hvlzschnitten er-
leichtert Uneingeweihten das Verständniß dieser aus
dem Dunkel der Chrvuiken an das Tageslicht beför-
derten Vergangenheit. Man möchte nvch mehr hören,
das Thema ist noch lange nicht annühernd er-
schöpft, als der Antvr auf Seite 656 den Bericht
widerstrebend abbricht nnd der Lieugierde mit dem
Scherzworte „sat iirnta Inbsrunt" einen Riegel vor-
schiebt.

Bei der zweitcn Nvvität derselben Firma: „Uis-
toirs abrsAss äss Lsnnx-llrts oüsr: tons Iss psnplss
st ü tontss Iss spoipuss pnr I?6lix Olsmsnt, I'ir-
min-Oiäot st 0'°-, I'uris", liegt die Sache anders als
gewöhnlich: der Verleger hat sein Bestes dabei geleistet,
doch die Korrektheit des Textes hält nicht iminer mit
derjenigen der Jllustrativnen Schritt. Einen Abriß der
Geschichte der schönen Künste bei allen Vvlkern und
zu allen Epochen zu schreiben, erfordert neben Schärfe
und Klarheit des Urtheils vor alleni Unparteilichkeit
und Uebersicht des zu Bietenden, nnd man kann, wie
Felix Clement, Verfasser einer Preisgekrönten „allge-
meinen Geschichte der Kirchenmusik vvn ihrem Ur-
sprunge bis zu unseren Tagen" nnd auf dem besten
Wege sein, auf dem Gebiete der Kirchenmusik Autv-
rität zu werden, ohne daß man darum nur die Hand
nach den Lorbeern eines Charles Blanc, Fromentin
vder Mantz auszustrecken braucht, nm sie sich als fer-
tigen Kranz auf die Stirn zu setzen. Die Knnstkritik
blüht eben in Frankreich und Clement's Abriß würde
als Ab c für Laien neben den tiefergreifenden, umfang-
reicheren Werken lebhaften Beifall finden, wenn der
Wille nicht das Kvnnen Iveit Uberflügelt hätte. Die
franzvsische Kritik hat dem Verfasser allerlei geschicht-
 
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