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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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367

Kunstlitsratur.

368

Straßenjungen vor, der einen Apfelstand während der
augenblicklichen Abwesenheit des Eigenthümers, welcher
wahrscheinlich zum Mittagessen gegangen ist, bewacht und
mit höchstem Behagen in einen Apfel beißt. Freilich
fehlt diesen Bitdern die vollendete Technik der deutschen
und frauzösischen Maler, aber trotz mancher Mängel
ziehen sie mit ihrem gesunden Humor immer ungleich
mehr an, als die uoch vor ein paar Jahren so be-
liebten eleganten Zimmer mit prächtig gemalten Mö-
beln und Damen in unübertrefflich wiedergegebenen
Stoffen, bei Lenen mau sich mit dem besten Willen
nichts auf der Welt denken kann.

Vor Kurzem kam eine Sammlung vvn 160 Bil-
dern, ebenfalls das Eigenthum des Hauses Knoedler, zum
Verkaus. Auch hier fehlte es nicht an Bildern hervor-
ragender europäischer Künstler, darunter Toulmouche,
Lessel, Lambinet, Vibert, Meper von Bremen, Voltz
und Schreyer; meistentheils jedoch waren es uicht ge-
rade ihre bedeutenderen Werke. Außerdem bot eine
reiche Auswahl anziehender Leistungen jüngerer, hier
noch weniger bekaunter Maler, besouders Jtaliener,
Spanier und Franzosen, den Liebhabern Gclegeuheit
zu lohnenden Erwerbungen. Es ging bei der Ver-
steigerung denn auch sehr lebhaft her, und die Snnnnen,
welche geboten wurden, übertrafen jede Erwartung.
Den höchsten Preis, 1500 Dollars, brachte ein Bild von
Meyer vvu Bremen: „Die gut gelernte Lektion".
Darauf folgten „Beduinen zu Pferde" von Schreyer
und „Kunstgegenstände aus dem Boudoir der Königin
Marie Antoinette", von dem hier überaus beliebten
Desgoffe, welche jedes für 1475 Dollars verkauft
wurden; ferner ein kleines Kabinetstück von Vibert:
„Der Kardinal und der Depeschentrüger" für 1020
Dollars und „Der faule Lehrjunge" von Munküesy
für 900 DollarS.

Die^lnsrioun V^utsr Oolour Kooist^ hält gegen-
Wärtig ihre zwölfte jährliche Ausstellung in den Sülen
der ^ouäsin^ ot OssiAn. Der Katalog enthält 595
Nummern und bezeichnet einen Fortschritt in Bezug auf
Einrichtuug und Anordnung. Fast alle bedeutenderen
hiesigen Künstler sind vertrcten, und man sindet eine
Fülle wohlgelungener, ansprechender Landschafteu und
Genrebilder von Shurtleff, R. Swain Gifford, Thomas
Moran, Nieoll, C. Parsons, Mayrath, Walter Satterly,
Shirlaw, Wyant, Kruseman van Elten, Reinhart,
T. W- Wood, Eaton, Chase, Henry Farrer, Pranish-
nikoff, Sartain und Walter Brown. Auch ein paar
europäische Berühnitheiten haben sich eingefunden.
Darunter eine Skizze von Fortuny, eine Karneval-
scene iu Venedig, für welche 1000 Dollars gefordert
werden, und ein prächtiger französischer Husar niit
Pferd von Dstaille, der zu 750 ^ angesetzt ist. Auch
ein Paar schöne Bilder im Besitz des Herrn Avery sind

ausgestellt, von denen besonders ein Hofnarr mit zwei
anderen Gestalten von Simoni und eine Venezianerin
von Tofanv bemerkenswerth. Selbstverständlich fehlt
es auch nicht nm Mittelmäßigen und Schlechteu;
Winslow Honier allein hat die Ausstellung nnt neun
und zwanzig Bildern bedacht, grotesken, weun auch
nicht leblosen Gestalten in hintergrundlosen Landschaften
von nachlässigster Ausführung. Bluiiienstücke findet
man in alleu Schattirungen und Abstufuugen vom
Tadellvsen bis zum uaivsten Dilettantismus. Der
illustrirte Katalog giebt in 62 Holzschnitten ein Me-
mento an die Ausstellung. O.

Aunstliteratur.

Zeichnungen alter Meister ini Kupferstichkabinet der
königlichen Mnseen zn Berlin. Herausgegeben
von Friedrich Lippmann. Jn Lichtdruck ver-
vielfältigt von Albert Frisch. Berlin, Verlag
von A. Frisch. Fol. Erste Lieferung.

Eine Reihe glücklicher Erwerbungen, uuter dencn
besonders die der Hausmann'schen, Suermondt'schen
und Pllsonyi-Huüvt'schen Sammlung hervorzuheben
sind, haben den Schatz der Handzeichnungen, welchen
das königliche Kupferstichkabinet zu Bcrlin beherbergt,
allmählich so Vergrvßert und in seinem Werthe er-
höht, daß sich die Berliner Salnmlnng, namentlich
in Bezug auf die deutschen und niederläudischen
Schulen, der des Britischen Museums, des Louvre und
der Albertina fast ebenbürtig an die Seite stellen kann.
Die Hauptblätter dieser Sanimlungen und fast aller
übrigen Eurvpa's sind durch den Photographen Braun
in getreuen Reproduktivnen der gelehrten Forschung
zugänglich gemacht. Es ist überftüssig hier zu wieder-
holen, von wie großem Einfluß diese Reproduktionen,
welche das Material zu hochwichtigen, vergleichenden
Studien geliefert haben, auf die Förderung kunstwissen-
schaftlicher Arbeiten gewesen sind und noch siud. Nur
die Berliner Sammlung war in diesem weitschichtigen
Material uoch unvertreten. Jetzt soll auch diese Lücke
ausgefüllt werden. Der erste Schritt dazu ist durch
obige Publikation geschehen, von welcher die erste, 25
Blatt enthaltende, Lieferung ausgegeben worden ist.
Das ganze llnternehmen ist auf sechs folcher Lieferungen
berechnet. Der Preis weicht nicht von dem der
Braun'schen Photographieen ab; aber die Reproduktion
durch den Lichtdruck, welche den störenden Glanz ver-
meidet, erhöht den Werth und die Durchsichtigkeit des
einzelnen Blattes. Auch hat sich A. Frisch bemüht,
den Originalen in Farbe nnd Ton näher zu kommen,
als es Braun gelungeu ist. Namentlich hat er großc
Sorgsalt auf die Behandlung des leeren Hintergrundes
verwendet, der bei den getönten Blättern Braun's ge-
 
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