Kunstlileratur.
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züglich tvichtige Belege der Alten Uber dies Theuia
zusauuuengestellt sind und die Register aller im Buche
eitirten Stellen nnd der Sachen den Schluß bilden.
Das Titelblatt vergegenwärtigt in dentlichster Weise
das Ergebniß der Untersuchuug in Bezug auf das
Kreuz Christi. indem dasselbe keiueu Suerbalken hat,
vielmehr an dem einen oder Läugsbalken die Hände
hoch über dem Haupte emporgehalten nnd vvn Anßcn
augenagelt, die Füße aber nur durch Stricke soder Bast)
fcstgebunden sind. Doeb muß beachtet werden, daß
der Berf. diese Art nnr sür die N'ahrscheinlichste, nicht
aber siir die einzig mögliche erklärt. Jndeß ist die-
selbe nicht nur die unwahrscheiulichste, svndern als
Kreuziguug die ganz uud gar nnmvgliche, weil sie den
Begriff des Kreuzes aufhebt. Hier ist der Pnnkt, wo
sich der auffalleude Mangel in der Kenutniß der
neuesten tliteratur entscheidend geltend macht, da im
Bouuer theolog. Literatnrblatt 1875, Nr. 17, 18 und
l9 Carl Friebrich evident dargethan hat, daß diese
Fvrm uicht unter die Gattnng „Krenz" svndern
„Pfahl" rangirt, daß die Rvmer die Urheber der
Kreuzesstrase sind und nicht, lvie anch der Verf. glanbt,
die Orientalen, daß letztere die senkrechten, erstere
hiugegeu, Ivie daS pnlidnlum nnd die lurvL zcigeu,
die wagerechten Strafwcrkzeuge vorzogen und daß
durch dic Hiuznfügnng des Querbalkeus (pntiduinm)
erst daS Kreuz entstanden ist. Die Bcweisführung
ist sv durchschlagend uud iiberzeugend, daß Prof.
Keil iu der ueuen Auflage seiner biblifchen Archäo-
logie 1875, S. 723 dieselbe vvllkommen aeceptirt
uud nnter Hiniveisung anf jene Anfsätze im gen.
Literaturblatt ansdriicklich zu der seinigen gemacht hat.
Anch Zvckler uiacht nvch nachträglich von denselben
Gebranch, so daß es auffällig und beklagenslverth
erscheint, daß Fnlda dieselben nicht gekannt hat. Denn
in Bczng auf das z>ntibnluin nnd darin, daß die
Gricchen kein eigenes Wort für Krenz gehabt, das vvr-
handene (srccn(>ach aber in der späteren Zeit beides
(Pfahl und Kreuz) bezeichnet habe, stiuimt Fulda ganz
mit Fricdrich nberein, dem es aber gelungen ist, eine
Erkläruug davvn zn geben und die Frage zu lvsen.
Uebrigens kvnnte der Berf. auch anßerdem seine künst-
liche, sachlich nnbegründete Darstellung Vvn Tertullian's
Aeußerungen selbst leicht als nnhaltbar erkeunen, lveun
cr zur eincn Stelle näv. LIu.ro. III, 19, die andern
gehalten nnd hier lvie überhaupt unterlassen hätte, die
Anschauungen dieser Autvren kritisiren, hie nnd da
sogar belachen zu ivollen. Jn den Schriften ucl M-
tionss, ckö Ickololutriu, uckvors. cknckuoos und L.po>oZPt.
spricht sich Tertnllian in demselben Siunc, ja theilweise
mit denselben Worten über das Krcuz ans, nnd weun
der Bcrf. Vvn Miuncius Felir richtig nrtheilt, warnm
stvßt er sich gerade an Tertnllian, der das Gleiche
sagt und sagen will'? Wenn er des Instinus Expvsition
geschmacklvs findet, was thut das zur Sache? All'
diese Männer, wozu auch Jrenaens gehvrt mit seinen
belehrenden Worten über das Kreuz, haben die Kreu-
zigung im rvmischen Strafverfahren noch erlebt, und
gerade der im römischen Rechts- nnd Strafverfahren
vorzüglich belvanderte Tertullian bietet für die Richtigkeit
seiner gelegentlichen Aeußerungen über die Kreuzesstrafe
vollkommene, jeden Zweifel ausschließcnde Gewähr. Jch
muß Verlvahrung gegen eine solche Methvde cinlegen
in der Wissenschaft, die vielsach in der Unkenntniß der
Vvn solchen Autoren erwähnten Gegenstände begründet
scheint. Oder will uns der Verf. die rvmischen Trv-
phäen erst kennen lehren, die mit stlichten eine blvße
Stange, aber kein Querhvlz erfordert hütten? — Die
rvmischen Denkmäler überheben uns hier des Streites,
ebensv bei Tertullian's Hinweis auf die Kreuzessorm
in den Thvn-M odellen des Plasteiu denn Vvn
diesen, nicht aber von der sertigen Statue, ist die
Rede, der Plast bedarf zur Herstellung des Thvn-Ent-
wnrfes eines kreuzförmigen Gestells sür eine Athena
n. dgl., Iveil der menschliche Körper Arme hat, also
ein Querhvlz für deu daran zu befestigendeu Thvn
(arKillu) erforderlich ist. Zn allem Ueberfluß hebt
Tertullian letzteres uoch hervor und sieht schvn in dem
menschlichen Körper, am deutlichsten beim Ausstrecken
der Arme, die Kreuzesform, wie nicht minder im
Schiffs-Mast mit der Segelstange — ganz wie
Miiiucinö Felip. Beide wvllen zeigen, daß die Heiden
mit ihrem Spvtt anf das Kreuz der Christen iibel
berathen seien, da sie ja selbst am Kvrper des Äien-
schen, an ihren Sieges-Trvphäen, am Schiffe ebenso
wie an den Thvn-Modellen ihrer Gvtterstatnen. d. h.
an deren Herstellnngs - Apparaten die Krenzesform
ausgeprägt sähen, und wenn dann bei den Bil-
dern von Gvttern noch die Verehrung hinzukommc,
vvllig den Christen glichen, ihre Genossen in der Ehre
für die Krenzesform seien — das ist der einfache und
öfters iviederkehrende Gedanke. Nirgends setzt Ter-
tnllian sür Christus eine besvudere Kreuzfvrm voraus i
ja er konnte es nicht, da er sich svnst vor seinen Zeit-
genossen, die sehr gut wußten, wie ein Kreuz beschasfen
sei, nur lächerlich gemacht hcitte. Der Ausdruck „insi^-
nitor" entspricht den„notri6 ing,nik68tns" ackv. ckuck. gegen
den Schlnß nnd wegen FpoloZ'. 9 ist Oehler's Ausgabe
zu vergleichen, ivo „voti'vgo" richtig erklärt ist. Näher
kann ich hier nicht auf die Sache eingehen. Mir
scheint nmgekehrt der Verf. seine Vorstellung eines
Kreuzes mit bloßem Längsbalken den Vätern imputiren
zu ivvllen, die davou nichts wissen. Wenn übrigens
Tertullian bei dem Verf. kein rechtes Verständniß
finden wollte, warum Ivird dann der nm vieles friibere
Jreiiäus vvUkvmmen ignvrirt? Dvch nicht etwa deß-
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züglich tvichtige Belege der Alten Uber dies Theuia
zusauuuengestellt sind und die Register aller im Buche
eitirten Stellen nnd der Sachen den Schluß bilden.
Das Titelblatt vergegenwärtigt in dentlichster Weise
das Ergebniß der Untersuchuug in Bezug auf das
Kreuz Christi. indem dasselbe keiueu Suerbalken hat,
vielmehr an dem einen oder Läugsbalken die Hände
hoch über dem Haupte emporgehalten nnd vvn Anßcn
augenagelt, die Füße aber nur durch Stricke soder Bast)
fcstgebunden sind. Doeb muß beachtet werden, daß
der Berf. diese Art nnr sür die N'ahrscheinlichste, nicht
aber siir die einzig mögliche erklärt. Jndeß ist die-
selbe nicht nur die unwahrscheiulichste, svndern als
Kreuziguug die ganz uud gar nnmvgliche, weil sie den
Begriff des Kreuzes aufhebt. Hier ist der Pnnkt, wo
sich der auffalleude Mangel in der Kenutniß der
neuesten tliteratur entscheidend geltend macht, da im
Bouuer theolog. Literatnrblatt 1875, Nr. 17, 18 und
l9 Carl Friebrich evident dargethan hat, daß diese
Fvrm uicht unter die Gattnng „Krenz" svndern
„Pfahl" rangirt, daß die Rvmer die Urheber der
Kreuzesstrase sind und nicht, lvie anch der Verf. glanbt,
die Orientalen, daß letztere die senkrechten, erstere
hiugegeu, Ivie daS pnlidnlum nnd die lurvL zcigeu,
die wagerechten Strafwcrkzeuge vorzogen und daß
durch dic Hiuznfügnng des Querbalkeus (pntiduinm)
erst daS Kreuz entstanden ist. Die Bcweisführung
ist sv durchschlagend uud iiberzeugend, daß Prof.
Keil iu der ueuen Auflage seiner biblifchen Archäo-
logie 1875, S. 723 dieselbe vvllkommen aeceptirt
uud nnter Hiniveisung anf jene Anfsätze im gen.
Literaturblatt ansdriicklich zu der seinigen gemacht hat.
Anch Zvckler uiacht nvch nachträglich von denselben
Gebranch, so daß es auffällig und beklagenslverth
erscheint, daß Fnlda dieselben nicht gekannt hat. Denn
in Bczng auf das z>ntibnluin nnd darin, daß die
Gricchen kein eigenes Wort für Krenz gehabt, das vvr-
handene (srccn(>ach aber in der späteren Zeit beides
(Pfahl und Kreuz) bezeichnet habe, stiuimt Fulda ganz
mit Fricdrich nberein, dem es aber gelungen ist, eine
Erkläruug davvn zn geben und die Frage zu lvsen.
Uebrigens kvnnte der Berf. auch anßerdem seine künst-
liche, sachlich nnbegründete Darstellung Vvn Tertullian's
Aeußerungen selbst leicht als nnhaltbar erkeunen, lveun
cr zur eincn Stelle näv. LIu.ro. III, 19, die andern
gehalten nnd hier lvie überhaupt unterlassen hätte, die
Anschauungen dieser Autvren kritisiren, hie nnd da
sogar belachen zu ivollen. Jn den Schriften ucl M-
tionss, ckö Ickololutriu, uckvors. cknckuoos und L.po>oZPt.
spricht sich Tertnllian in demselben Siunc, ja theilweise
mit denselben Worten über das Krcuz ans, nnd weun
der Bcrf. Vvn Miuncius Felir richtig nrtheilt, warnm
stvßt er sich gerade an Tertnllian, der das Gleiche
sagt und sagen will'? Wenn er des Instinus Expvsition
geschmacklvs findet, was thut das zur Sache? All'
diese Männer, wozu auch Jrenaens gehvrt mit seinen
belehrenden Worten über das Kreuz, haben die Kreu-
zigung im rvmischen Strafverfahren noch erlebt, und
gerade der im römischen Rechts- nnd Strafverfahren
vorzüglich belvanderte Tertullian bietet für die Richtigkeit
seiner gelegentlichen Aeußerungen über die Kreuzesstrafe
vollkommene, jeden Zweifel ausschließcnde Gewähr. Jch
muß Verlvahrung gegen eine solche Methvde cinlegen
in der Wissenschaft, die vielsach in der Unkenntniß der
Vvn solchen Autoren erwähnten Gegenstände begründet
scheint. Oder will uns der Verf. die rvmischen Trv-
phäen erst kennen lehren, die mit stlichten eine blvße
Stange, aber kein Querhvlz erfordert hütten? — Die
rvmischen Denkmäler überheben uns hier des Streites,
ebensv bei Tertullian's Hinweis auf die Kreuzessorm
in den Thvn-M odellen des Plasteiu denn Vvn
diesen, nicht aber von der sertigen Statue, ist die
Rede, der Plast bedarf zur Herstellung des Thvn-Ent-
wnrfes eines kreuzförmigen Gestells sür eine Athena
n. dgl., Iveil der menschliche Körper Arme hat, also
ein Querhvlz für deu daran zu befestigendeu Thvn
(arKillu) erforderlich ist. Zn allem Ueberfluß hebt
Tertullian letzteres uoch hervor und sieht schvn in dem
menschlichen Körper, am deutlichsten beim Ausstrecken
der Arme, die Kreuzesform, wie nicht minder im
Schiffs-Mast mit der Segelstange — ganz wie
Miiiucinö Felip. Beide wvllen zeigen, daß die Heiden
mit ihrem Spvtt anf das Kreuz der Christen iibel
berathen seien, da sie ja selbst am Kvrper des Äien-
schen, an ihren Sieges-Trvphäen, am Schiffe ebenso
wie an den Thvn-Modellen ihrer Gvtterstatnen. d. h.
an deren Herstellnngs - Apparaten die Krenzesform
ausgeprägt sähen, und wenn dann bei den Bil-
dern von Gvttern noch die Verehrung hinzukommc,
vvllig den Christen glichen, ihre Genossen in der Ehre
für die Krenzesform seien — das ist der einfache und
öfters iviederkehrende Gedanke. Nirgends setzt Ter-
tnllian sür Christus eine besvudere Kreuzfvrm voraus i
ja er konnte es nicht, da er sich svnst vor seinen Zeit-
genossen, die sehr gut wußten, wie ein Kreuz beschasfen
sei, nur lächerlich gemacht hcitte. Der Ausdruck „insi^-
nitor" entspricht den„notri6 ing,nik68tns" ackv. ckuck. gegen
den Schlnß nnd wegen FpoloZ'. 9 ist Oehler's Ausgabe
zu vergleichen, ivo „voti'vgo" richtig erklärt ist. Näher
kann ich hier nicht auf die Sache eingehen. Mir
scheint nmgekehrt der Verf. seine Vorstellung eines
Kreuzes mit bloßem Längsbalken den Vätern imputiren
zu ivvllen, die davou nichts wissen. Wenn übrigens
Tertullian bei dem Verf. kein rechtes Verständniß
finden wollte, warum Ivird dann der nm vieles friibere
Jreiiäus vvUkvmmen ignvrirt? Dvch nicht etwa deß-