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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Die Künste am päpstlichen Hof, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0208

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Die Künste am päpstlichen Hof.

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der Peterskirche*). Wenn dieser Meister indentisch
ist mit dem berühmten Bildhcmer und Architekten, dem
lvir u. A. den Bau dcr Hoffayade des Dogenpalastes
verdanken, so miissen die Daten über dessen Lebenszeit
einer Revision unterzvgen werden, da man ihn ge-
wöhnlich erst um 1430—40 geboren sein läßt. (Vergl.
z. B. Perkins, Itul. Soulptors, S. 190; Mothes,
Baukst. u. Bildn. Venedigs I, 289). Jm Uebrigen sind
es vorzugsweise Florentiner, die der Papst beschäftigt:
so die Goldschmiede Angelo di Niccolo, Rinaldo
di Giovanni Gini und dessen vermeintlichcr Bruder
Simone: eine Ausnahme macht Silvestro delU
Aguila, den wir als Miturheber dcr Sknlpturen
am Triumphbogen des Alphons zu Neapel keunen, und
zu dessen bisher noch sehr dunkler Biographie Mimtz
einige neue Daten beibringt.

Mit Nikolaus V. (1447—55) beginnt nun, wie
männiglich bekannt, Roms mächtiges Eingreifen in die
Bewegung der Renaissance. Die Zeit der Borberei-
tungen, der Kämpfe war vorüber, der päpstliche Staats-
schatz gefüllt und in Thomas von Sarzana, dem ehe-
maligen Bibliothekar der Medici, saß nicht nur ein
grundgelehrter und feingebildeter, sondern vor Allem
ein Mann voll hoher Gedanken und edler Ruhmbegier
auf dem päpstlichen Stuhl. Unter den architektonischen
Plänen des Papstes, deren Umfang uns Giannozzo
Manetti in seiner Biographie genau schildert, standen
der Umbau des Borgo zur päpstlichen Nesidenz und
die Erneuerung des Vatikans mit der Peterskirche
vbenan. Aber auch das Jnnere der Stadt war nicht
vergessen: dein Papste schwebte ein Gedanke vor, der
uns an die Stadtpläne der Diadochenzeit, an An-
tiochien oder an das alte Byzanz erinnert, mit ihren
breiten hallenumsäumten Straßen und großen, regel-
recht angelegteu Plätzen. Das Grundmotiv seineS Bau-
eifers war der Ruhm der Kirche, der Glanz des Papst-
thunis. Allerdings hat cr bei Weitem nicht alle seine
Pläne verwirklichen, sie kaum zur Hälfte nur beginnen
können; aber ihm bleibt die Ehre, geplant zu haben,
was seine Nachfolger Einer nach dem Andern zur Aus-
führung brachten.

Verglichen mit der Architcktur, hattc die Skulptur
sich einer nur gcringen Förderung durch dcn Papst zu
erfreuen; nicht aus Abneigung gegen diese „heidnische"
Kunst, wie man irrthümlich vermuthet hat, sondern
weil er vor der Vollendung seiner großen Bauunter-
nehmungen nicht dazu kam, an deren plastische Aus-

*) Eine ihm geleistete Zahlung ist mit solgenden Worten
notirt: ,,1432. 8 ootodrs. kroviäo viro ivntonio Itiooio
äo Vsnstiis inaZistro ot opsrnrio suxsr kadrion palutii
st eoolssias 8. llstri in äsclnotionsnr snas xrovisionis
üor. nuri ä. o. 30". Müntz, S. 40.

stattnng zu denken. Sehr beachtenswerth ist hingegen
die häufige Erwähnung von Arbeiten in Hvlzintarsia.
Der Cosmatenstil tritt unS in diesen Werken gleichsam
iibersetzt in ein anderes Material entgegen.

Für die Malerei brach unter Nikolaus cine Zeit
neuen Glanzes an. Florentinische nnd mnbrische Meister
wnrden zur Ausschmückung der Gemächer des Vatikans
berufen. Sixtus IV. hat in seinem Wandschmuck der
päpstlichen Kapelle nur fortgcsetzt, waS Nikolaus V.
begonnen hatte. Ebensv fanden die Glas- und die
Miniaturmalerei unter diesem die eisrigste Pflege. Und
nicht dic letzte Stelle unter den Mitteln zur Er-
höhnng des weltlichen Glanzes der Kirche wies der
Papst den Kleinkünsteu nnd Luxusgewerben an. Viel-
leicht auch, daß er durch den Aufwand von kostbaren
Gewändern und Schmucksachen die Mängel seiner
zarten, gebrechlichen Gestalt verhüllen und durch Kunst
ersetzen wollte, was ihm die Natur versagt: kürz, er
entfaltete in allen diesen Dingen eine Pracht, wie sie
Rom seit den Tagen Bonifaz' VIII. nicht gesehen.
Nicht nur die Werkstätten von Rom und Florenz, auch
die Kaufläden von Venedig, Siena und Paris mußten
ihre werthvollsten Stücke hergeben für die Ausstattung
der Prunkgemächer des VatikanS und der Sakristei von
St. Peter. Die Summe der Ausgaben aus der päpst-
lichen Schatzkammer siir Perlen, Edclsteine, Goldsachen,
kostbare Stoffe u. dergl. belief sich in einem einzigen
Jahr (1452) auf über 4000 Dukaten. Dazn kamen
die massenhaften Geschcnke von Fttrsten, Orden und
sonstigen Gebern, welche namentlich aus Anlaß des
Jubiläums v. I. 1450 in Nom zusammenflossen.

Außerordentlich reich sind die Ergebnisse der ar-
chivalischen Forschungen unseres Autors für die Künstler-
geschichte dieser Zeit. Allerdings gerade für dcn be-
deutendsten der um Nikolans V. geschaarten Archi-
tekten, für L. B. Alberti, blieb dic Untersuchung ohnc
jedes nennenswerthe Rcsultat. Erwünscht ist dagcgcn
die Bestätigung der neuerdings (z. B. von Reumvnt,
Milanesi u. A.) in Zweifel gezogcnen Angabe Vasari's,
daß Bernardo Rossellino — und nicht Bernardo
di Lorenzo — bei den Bauunternehmimgen des Papstes
eine Hauptrolle spielte. Jn den von Müntz publi-
cirten Dvkumcnten führt der Mcister den Namcn
„Bernardo di Matteo diFircnze" d. i. Bernardo,
Sohn des Matthäus, mit dem Familiennamen Gam-
berelli, gen. Nossellino auf. Ueber den Zeitpunkt seines
Eintritts in den päpstlichen Dicnst als ,,in§isAniors
äi Uülu^o" liegen keine bestimmtcn Angabcn vvr; Ende
1451 bezog er bereits ein Salair vou 15 Dnkaten,
vermuthlich für cinen Monat. Sein Vorgänger im
Amt schcint Meister „Antonio di Francesco", cbcn-
falls aus Florenz, gewesen zu sein, der sich v. I. 1447
an in den päpstlichen Baurcchnungcn nachweisen läßt.
 
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