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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0235

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467

Vom Kunstmarki.

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Vestibüls als auch die plastische Grupps sür die Portale und
alles was an Ornamenten nöthig ist, während der Erfinder
des Plans seinerzeit auch noch alle Tetailzeichnungen macht.
— Der Antrag auf Einsetzung sinsr Annahme-Jury als
einss Schiedsgerichts über dis Zulassung der Kunstwerke
zur intsrnationalen Ausstellung stieß in "der ungewöhnlich
zahlreich besuchten Vsrsammlung der „Münchener Künstler-
gsnossenschaft" auf lebhafte Opposition. Dieselbe ging
von der Befürchtung aus, daß durch diese Einrichtung
wiedsr einem „cliquenhaften" Verfahren Vorschub geleistet
lverde. Dagegen wurde geltend gemacht, daß die Jury be-
rsits im Programm enthalten und auch durchaus nöthig sei,
nachdem der Dilettantismus in bedenklichster Weise um sich
gegriffen habe. Aus der Wahl gingen nachbenannte 5
Mälsr, 2 Bildhauer, 2 Architekten, 1 Kupferstecher und I
N)lograph hervor: die Herren Maler Frz. Adam, Prof.
Defregger, N. Gysis, Prof. Lindenschmit, Prof. Löfftz, die
Herren Bildhauer Prof. Wagnmüller, Prof. A. Heß, die
Herren Architekten Prof. Häuberisser, Oberbaurath Neu-
reuther, die Herren Äüpferstechsr Prof. Raab und Zlylograph
W. Hecht. Als Ersatzmiinner wurdsn gswählt die Herren
Maler Heinrich Lang, Alex. Liezenmaysr, Prof. Riefstahl,
G. Schönleber und L. Willroider; die Herren Bildhauer
Prof. Halbreiter, I. Nngerer; die Hsrren Architekten Albert
Schmidt und G. Seidel, die Herren Kupferstecher Fr. Vogel,
der Lylogrnph Th. Knssing. Nach den vorliegenden Än-
meldungen betheiligen sich an der intsrnationalen Ausstellung
außer dem deutschen Rsiche insbesondere Jtalien, Frankreich,
England, Oesterreich, dis Schweiz, Belgien und Holland.

R. Direktor Carl v. Piloty hat sein vielbssprochenes
Bild sür den nsuen Rathhaussaal in München nach lang-
jähriger angestrengter Thätigkeit vollendet. Es handelte sich
um eine malerische Vorführung von Personen, welche sich um
die Stadt in hervorragender Weise verdient gemacht haben,
unterAusschlutz dss laufendenJahrhunderts. DiesenGedanken
hnt Piloty in einem Oelbilde von ca. 17 rn. Lnnge und ca. 6ra.
Höhe ausgesprochen, auf welchem er die einzelnen Figuren im
Kostüme ihrer Zeit und wo möglich mit Porträtähnlichkeit
darstellte. Dis Komposition erinnsrt im Allgemeinen einiger-
maßen an Kaulbach's „Zeitalter der Reformation" im
Treppenhauss des Neuen Museums in Bsrlin, absr mit
schwächerer Betonung der Allegorie, während andererseits
der Realismus stärker hsrvortritt. Jn der Mitte des Bildes
tritt die „Monachia" in romanischem Kostüme, Pagen mit
städtischen Freibriefen zur Seite, aus einer Art von Halle,
in deren Wandnischen dis Statuen hervorragender bayerischer
Fürsten angebracht sind. Auf den Stufen, die zur Halle
emporführen, ruht linker Hand die „Fruchtbarkeit". Neben
ihr steht der Ahnherr der Pschorr'schen Familie, der als
einfacher Brauknecht hier eingewandert ist, als Vertreter der
Münchener Bierbrausrei. Auf denselben Stufen rechts sehen
wir dis allegorischs Figur der „Jsar" und neben ihr den
heutigen Repräsentanten der Tölzer Flößerfamilie Heiß, die
sich rühmt, daß ihre Vorsahren die Stämme zum Dachstuhl
der 1477 begonnenen Frauenkirche die Jsar herabgeflößt. —
An die Figuren der Mittelgruppe reihen sich links die
Kirchenfürsten, Geistlichsn, Gelehrten, Dichter und Künstler.
Wir sehen da den Bischof Otto von Freisingen, berühmt
als Chronist und weil er durch seinen Streit mit Heinrich
dem Welfen, wegen des Föhringer Salzzolles, mittelbar An-
laß zur Gründung der Stadt Münchsn gab; dsn Dichter
Jakob Balde vom Orden Jesu, die kunstreichen Brüder Asam,
den Gesstzgsber Baron Kreittmayr, den Geschichtsschreibsr
Westenrieder, den Organisator der Münchener Volksschulen,
Priester I. Braun, von Kindern umgeben rc. — Rechts von
der Mittelgruppe vereinigen sich Krieger, Staatsmänner;
Schweppermann, der Hauptmann A. 'Schwarz, der Tuch-
macher in dsr Schlacht bei Alling, Renata, die Gründerin
des hl. Geistspitals (?), dis Kurfürstin Maria Annn, welche
dem von Karl Theodor beabsichtigten Verkauf Baysrns an
Oesterreich entgegentrat, der Gesängnißwärter Nußbaum
und der Schreiber Peppel, die Gründer (?) des Münchener
Waissnhauses u. A.

Berliner Kunstindustrie. Ein prachtvoller Tafelaufsatz
ist zu der Hochzeit des Erbgroßherzogs von Mecklenburg-
Schwerin in dem Atelier von Vollgold und Sohn aus
Zilber angefertigt und von der Ritterschaft Mecklenburgs

zum Geschenk dargebrachi worden. Auf einem kunstvoll
mit Festons und musicirenden Genien reichverzierten Plafeau,
auf welchem die Namen sämmtlichsr Geber eingravirt sind
und das Wappen der Ritterschaft angebracht ist, erhebt sich
in der Mitte eine Vase, zu deren beiden Seiten sich zwei
Fruchtschalen befinden. An dem Fußs der lstzteren befinden
sich Gruppen, von denen die eine Ackerbau und Viehzucht,
die anders Jagd und Fischerei vorstellt. Außerdem sind an
dem Fußgestell Abbildungen der Schlösser von Ludwigslust
und Schwerin in Mecklenburg, sowie von Petsrhof, Tiflis
und Borjam in geützter Manisr angebracht. An den Seiten
der Schalen befinden sich Greifen, die Schildhalter des
Mecklenburgischen Wappens. Auf der Vase selbst ist an
der Rückseite die Heimkehr des Mecklenburgischen Herzogs
Hsinrich I. aus 27jährigsr Gefangenschaft unter den Sara-
zenen zu seiner Gemahlin Anastasia dargestellt, während
auf der Vorderseite der Abschied des jungen Paares von
Tiflis und ihr Empfang in Schwerin veranschaulicht wird.
Entworfen ist das Kunstwerk von I. Bossart, während die
einzelnen Ornamente und Figuren von Professor Calandrelli,
Wittig, Ullmann und Mossr modellirt sind.

Die Arbeiten am Berliner Goethe-Denkmal haben in
diesem Winter einen bedeutenden Fortschritt gemacht. Die
drei allsgorischen Gruppen, welchs das cylindrische Fußgestell
umgeben sollen, sind nahezu vollendet. Auch dis Kolossal-
statue Goeths's wird aus dem Rohen herausgearbeitet.
Dennoch dürfte noch ein ganzes Jahr vergehen, bevor vas
Denkmal soweit gediehen ist, daß dassslbe aufgestellt werden
kann. Leider reichen die bisher gesammelten Beitrüge noch
nicht völlig aus, weshalb das Komits sich an den Mägistrat
gewandt hat, damit derselbe den Rest decke. Als Zeitpunkt
der Enthüllung ist der Geburtstag Goethe's, der 26. August
im folgenden Zahre, in Aussicht genommen.

Der Pariser Gemeinderath beabsichtigt, dem großen
Astronomen Leverrier auf dem Kreuzweg vor der Stern-
warte, dem Standbild des Marschalls Ney gegenüber, ein
Denkmal zu errichten. — Ein viel umfassender Plan ist
außerdem von der Seine-Präfektur dem Kunstausschuß des
Gemeinderaths unterbreitst worden. Derselbe betrifft die
Ausschmückung der Fayadsn des neuen Hötel d e Ville. Es
handelt fich dabei um nicht weniger als 254 Standbilder
und l4l Basreliefs, die Reiterstatue Etienne Marcel's und
die dekorativen Skulpturen, welche dsn Platz vor dem Stadt-
haus schmücken sollen, nicht mitgerechnet. Der Kostenan-
schlag für die Basreliefs ist auf 287,000 und der für die
Standbilder auf 904,500 Frcs. angesetzt, und das Ganze
soll binnen zwsi Jahren fertiggestellt werden.

O Ein neues Museum in Florenz. Das Ministerium
hat jüngst die Gründung eines Archäologischen Museums
in Florenz genehmigt. Der Vorschlag hierzu ging von Pro-
fessor Pigorini aus, welcher, nachdem im vorigen Sommer
der Unterschleif bei der Wuseumsverwaltung bekannt ge-
worden, als königlicher Kommissär nach Florenz entsendet
und mit der Untersuchung, resp. Neuordnung der Verwaltung
beaustragt wurde. Pigorini befreit nicht nur die Gegenwart
von den' bishsrigen Zuständen, sondern erbarmt sich auch
der Zukunft. Er wird veranlassen, daß alle diejenigen, zum
großen Theile sehr seltensn und werthvollen Objekte, welche
entweder in den alten Museen (Uffizi, Etrusco, Nazionale rc.)
ungünstig untergebracht, ja verwahrlost sind, oder in den
zahlreichsn Vorrathsräumen unfreiwillig oder mit Absicht
vergessen, ungezählt in wüster Unordnung umhsrlaaern, in
dem neuen Museum zu ihreni verdienten Rechte kommen.
Da zu den genannten Alterthümern noch die neuen Funde
etruskischer und sonstiger Abkunft, welche täglich im tos-
kanischen Boden gemacht werden, sich hinzugesellen werden, so
dürfte in nicht langer Zeit in dem an interessanten Samm-
lungen schon so reichen Florenz eine nsue entstehen, die
ihres Gleichen sucht. Zur Aufnahme der Sammlung wurde
vom Ministerium vorläufig der geräumige kalgE cksUrr
Oroosttn angewiesen. Näheres behalten wir uns vor.

Vom Aunstmarkt.

Der Kunsthändler Fred. Muller i» Amsterdam gab
einen kleinen Kupferstich-Katalog mit Preisen heraus, welcher
eine auserlesene Sammlung von Bildnissen frnnzösischer
 
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