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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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699

Korrsspondenz,

700

man der vox xopnli nur beistimmen nnd sich zugleich
frsnen über die Wirkung echter Kunst nuf die sonst
der Plnstik so indifferent gegenüberstehenden Mnssen,
Denn wnr es zunnchst wohl nuch hnuptsächlich die
Theilnnhme nn dem nntionalcn Denkmnlunternehmen,
welches die weitesten Kreise zu dem ausgestellten Werke
hinzog, so drnngte doch schließlich die Freude über die
formenschöne Verwirklichung des Gednnkens jedes andere
nußerhnlb der Kunst liegende Jnteresse zurück, Dis
Figur, dns Produkt hingebendster Künstlerbegeisterung,
ist von überwnltigender Schönheit; die Ausführnng
hnt gehnlten, wns der Entwurf versprnch, und nlle die
letzterem bereits in diesen Blättern nachgerühmten Vor-
züge treten uns in dem fertigen Werke in erhöhter,
wirkungsvollster Weise entgegen. Alle Motive und
Einzclformcn sind meisterlich durchgebildet, und nnment-
lich beknndet sich nuch in dem Gnnzen auf's Neue
glänzend Schilling's lebendiger Sinn für linenre Schön-
heit, Die Höhe der Figur betrügt cn. 10,50 in. Die
technischen Schwierigkeiten im Aufbnu eines so großen
Modells sind nicht zu unterschätzen, und ein Einblick
in die dnbei genommenen, nothwendigen Rücksichten
nuf den Trnnsport nach der Gießerei wnr für den
Fnchmnnn von Jnteresse. Jn dsm Atelier des Künstlers
nusgelegte Durchschnittszeichnungen erläuterten die ge-
troffenen Mnßregeln. Die Figur soll in ungefähr
zwei Jnhren gegossen sein. Auch der reiche plnstische
Schmuck des Sockels wird von Schilling rnsch ge-
fördert, und bereits ist der Genius des Krieges im
großen Modelle fertig geworden,

Zu gleicher Zeit mit der Germnnin wnr in der
hiesigen Erzgießerei von AlbertBierling das Donn-
dorf'sche Cornelius-Denkmnl für Düsseldorf nus-
gestellt, Dnsselbe, mittlerweile innugurirt, hat bereits
nls Kunstwerk in der „Chronik" die verdiente Wür-
digung gefunden; es sei daher hier nur der Bronze-
nusführung noch nnerkennend gedncht. Der Guß des
Denkmnls ist die erste große Arbeit des gennnnten
Etnblissements und dns Gelingen derselben um so er-
freulicher. Schon in den dreißiger Jahren dnchte man
dnran, dem Kunstguß in Dresden eine Stätte zu be-
reiten; man versuchte dns Friedrich August-Denkmal
von Rietschel, welches gegenwärtig im Zwinger steht,
hier zu gießen: ein Versuch, der jedoch dnmals voll-
ständig mißglückte.

Vor Kurzem hatte derBildhnuerC. Echtermeier
in seinem Atelier drei von ihm trefflich nusgeführte,
lebensgroße Marniorstntuen nusgestellt. Sie gehören zu
einem Cyklus von acht Figuren, welche die Kunst-
lnnder versinnbildlichen und nls Schmuck für das
Jnnere der Gemäldegaleris zu Kassel bestimmt sind.
Zngleich hat der Künstler, ebenfnlls für Kassel, eine Ko-
lossnlbüste des verstorbenen Oberbürgermeisters Schom-

burg modellirt, die, in Bronze nusgeführt, als ein
demselben gewidmetes Monument dienen soll. Auch für
das Polytechnikum zu Brnunschweig hat Echtermeier
zwei große Gruppen, die bildende Kunst und die
Wissenschaft, in recht gelungener Weise vollendet.

Ueber unsere diesjnhrige öffentliche Ausstellung
nuf der Brühl'schen Terrasse behnlte ich mir eiuen
Bericht vor, so wenig auch vielleicht sich dnrüber wird
sagen lassen. Von größerem Jnteresse beinnhe, wenig-
stens für die Freunde unserer einheimischen Kunst-
zustnnde, wnr eine vor jener Ausstellung vernnstaltete
Exposition von Schülernrbeiten der Akademie, welche
einen erfreulichen Fortschritt unserer Kunstnovizen in
der Technik der Oelmnlerei gegen früher und somit
den wohlthätigen Einfluß einer unlängst dem Mnl-
snale zugeführten neuen Lehrkraft bekundete.

Mitte Juli wurde beim Museum der Gyps-
nbgüsse die neu eingerichtete Abtheilung der Bild-
werke des Mittelalters und der Rennissance eröffnet.
Die gennnnte Snmmlung hnt durch diese neue Ab-
theilnng eine sehr dnnkenswerthe Erweiterung erhalten.
Lnnge eine der schönsten und bezüglich der nntiken *
Kunst lehrreichsten Sammlungen ihrer Art, wurde das
Museuni seit Jahren in seiner Weiterentwickelung, wie
nnmentlich in der Kompletirung seiner dem Mittel-
nlter und der Renaissance gewidmeten Abtheilung,
dnrch Raummnngel fühlbnr beeinträchtigt. Dadurch,
dnß die Generaldirektion der k. Sammlungen einen
Theil der Räume des Zwingers, welche das historische
Museum vor seiner Uebersiedelung in das Johanneum
inne hatte, dem Museum der Gypsnbgüsse überwies,
wurde jenem Ramnmnngel abgeholfen und eine wür-
dige Aufstellung nnmentlich auch der Bildwerke der
obengenanntsn Abtheilung ermöglicht. Das neue Loknl
der letzteren umfnßt die zwischen dem Wallpavillon
und dem Museumsgebäude gelegenen Räumlichkeiten
und hnt seinen Eingang im Zwingerhof. Durch den
Borstand der Sammlung, Professor Hettner, ist
das Loknl mit ebensoviel Umsicht wie Geschmnck für die
Sammlungszwecke verwerthet worden. Unter den neu
erworbenen Abgüssen befinden sich Werke wie die
Wechselburger und Freiberger Skulpturen nnd nndere
künstlerisch und kunstgeschichtlich werthvolle Monumente.

Noch ist eins von den hiesigen Künstlern vernn-
stnlteteGedächtnißfeier fürGottfried Semper zu
erwähnen. Dieselbe fnnd unter zahlreicher Theilnnhme
in der Aula des Polytechniknms statt. Die Gedächt-
nißrede hielt Prof. Hettner, in wnrmer, geistvoller,
beziehungsreicher Weise die Bedeutung und die Ver-
dienste des Meisters nnter den Gesichtspunkten ernster
knnstgeschichtlicher Kritik, nnmentlich in Hinblick auf die
Dresdener Bnnten Semper's entwickelnd. 0. 0.
 
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