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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0355

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Vermischte Nnchrichten.

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vonKnille das zweite seiner fnr die Universitätsbibliothek
bestimmtsnFriesbilder„ScholastischeDisputation" ausgestellt.
Wir nennen ferner: Menzel, Ballsouper, Siemiradzki,
Fackeln des Nero, Dah l (Düsseldorf), ein Naturkind, R. v.
Deutsch (Berlin), Entführung der Helsna, Dielitz, Porträt
des Kronprinzen, Graf Harrach, Verleugnung Petri, J n-
duno (Mailand), Ankunft Viktor Emanuels in Venedig,
O. Kirberg lDüsseldorf), ein Opfer der See, Kröner
(Düsseldorf), eingestelltes Jagen, Paul Meyerheim, Kuh-
stall, W. Michael, Elternfreude, Schrader, Oliver Crom-
well in Whitehall. — Unter den Skulpturen, deren Zahl
sich auf 97 beläuft, dürfte Donndorf's Corneliusstatus für
Düsseldorf die bedeutendste sein. Sie hat im letzten Ober-
lichtsaale des provisorischen Ausstellungsgebäudes ihren Platz
aefunden. Unter Leitung des Baumeisters Heyden ist dieser
Raum durch alle Mittel der Dekoration, durch Architektur,
Skulptur, Malerei, Teppiche, Fahnen, Pflanzen u. s. w. in
eine Art Festsaal umgewandelt wordsn, in welchem nur
wenige auserlesene Statuen und Bilder placirt worden sind.
Er soll in seiner glänzenden Ausstellung gewissermaßen selbst
ein Ausstellungsgegenstand sein und zugleich sür die vom
Schauen Ermüdeten einen behaglichsn Ruheplatz zu neuer
geistiger Sammlung gewähren.

Vermischte Nachrichten.

8. Die Banftage der Stuttgarter Kunstschule tsiehe Nr.
4U u. 41 d. Bl.) ist nunmehr zum einstweiligen Abschluß gs-
langt. Kurz vor Schluß der Landtagssession kam sie am
19. August nochmals in der Kammer der Abgeordneten zur
Sprache, um den Antrag des Or. Carl Mayer vom 22. Juli,
die Errichtung pronisorischer Ateliers betreffend, zu be-
rathen. Derselbe war bskanntlich an eine Kommission ver-
wiessn, dis ihn nach eingehender Prüfung nicht zur An-
nahme empfehlen konnte, dagegen mit einem anderen Antrage
hervortrat, der unter den gegenwärtigen bedauerlichen Ver-
hältnissen jedenfalls zweckentsprechender ist. Dieser Antrag
erfolgte auf Vorschlag der betheiligtsn Ministerien des Kultus
und der Finaitzen und geht dahin, den längst genshmigtsn
Flügelanbau an das Kunstschulgebäude in der Neckarstraße
sür die bessere Aufstellung der Gemälde-, Kupferstich- und
plastischen Sammlungen, der durch die ungeschickte Frage-
stellung in der neulichen Kammersitzung ebenfalls wieder
verworfen war, sofort auszuführen, denselben aber durch
Reduktion der Tiefe und Ausdehnung der Länge, jedoch
ohne Vermehrung der Kosten, dahin abzuändern, daß er
neben den Sälen für die Sammlungen provisorische Räume
ft'" Schulzwecke, Maler- und Bildhauer-Ateliers, enthalte,
und außerdem noch auf dem der Regierung gehörigen Areal
an der Urbanstratze ein besonderes, einfaches provisorisches
Gebäude von einem Stock aus Riegelfachwerk zu fünf weiteren
Ateliers zu errichten und hierfür die erforderlichen Mittel
zu bewilligen. Diese letzteren belaufen sich für Abgrabungen
und Stützmauern auf 29,450 Mark, für Erweiterung des
Flügelanbaues auf 4Llli) Mark und für das provisorische
Ateliergebäude anf 25,500 Mark, welchs Summen dem vor
drei Jahren bewilliqten Baufonds entnommen werden sollen.
Beide Referenten, llr. Lenz und Prof. Baumgärtner, sowis
die Minister von Geßler und von Renner empfahlen diesen
Antrag dringend, welcher darauf nahezu einstimmig ange-
nommen wurde, nachdem Mayer den seinigen zurückgezogen
hatte. Dsrselbe Abgeordnets verbreitete sich dann noch in
längerer Rede über den fehlenden Zusammenhang zwischen
den verschiedenen Kunstsammlungen hier und die auf diesem
Gebiete herrschende Planlosigkeit und brachte den Antrag
ein „die Königl. Staatsregierung zu ersuchen, einen Ge-
sammtplan darüber auszuarbeiten, welche Aufwendungen sie
für geboten erachte, um für unsere Kunstschule, Kunstgewerbe-
schule, Alterthums- und Kunstsammlungen die nothwendige
Fürsorge wegen würdiger Unterbringung und besserer Orga-
nisation zu treffen". Die beiden Minister und mehrere Äb-
geordnete hielten hierfür aber aus finanziellen und anderen
Gründen den gcgemvärtigen Zeitpunkt nicht für geeignet, und
der Kultusminister von Geßler verwahrte die Regierung nach-
drücklich dagegen, daß sie eine Schuld der mangelnden ein-
heitlichen Organisation unserer Kunstanstalten tresfe. Es sei
Alles nach und nach angeschafft worden, habe sich aus klemen
Anfängen entwickelt und könne erst mit der Zeit zu einer

allseitig befriedigenden Einrichtung gelangen. Der Antrag
Mayer's wurde darauf abgelehnt. — Die Kammer der
Standesherren genehmigte am folgenden Tage nach kurzer
Berathung den Beschluß des anderen Hauses' in Bezug auf
die Baufrage, nachdem der Generallieutenant von Baur ssin
lebhaftes Bedauern darüber ausgedrückt hatte, datz die An-
gelegenheit nicht in endgültiger Weise entschieden sei'). Er
hoffe äber, daß dies Provisorium nicht allznlange dauern
und sich die Kunstangelegenheiten in Württemberg überhaupt
günstiger gestalten würden. — Die nöthigen Bau-Arbeiten
sind nun nach den bereits fertigen Plänen sofort in Angriff
genommen worden, um dem lange fühlbar gewordenen Noth-
stand endlich abzuhelfen, soweit es nach der jetzigen Sach-
lage möglich ist.

b. Proftssor Caspar Scheurcn in Düsftldorf hat zur
goldenen Hochzeitsfeier des deutschen Kaisers nicht nur dis
Aüresse dsr Stadt Düsseldorf künstlerisch ausgestattst, son-
dern er hat auch für den rheinischen ritterbürtigen Adel,
sowie für die Stände der Rheinprovinz ähnliche Adressen
ausgeschmückt und darin wieder bewiesen, wie meisterhaft
er es versteht, solche Gedenkblätter durch eine leichte Phan-
tasie-Architektur zu theilen und die bszüglichen Darstellungen
durch eine mshr andeutende als ausführende Behandlung
völlig in dis ornamentale Umgebung einzuordnen. Das
Gleiche gilt auch von einem zu dem nämlichen Anlaß aus-
gefllhrten Erinnerungsblatt desfelben Künstlers, welches in
aelungener Nachbildung im Verlage der Kunst-Anstalt von
A. Rossi in Düsseldorf erschienen ist. Dassslbe ist mit den
Bildnisfen des Kaiserpaares und seiner beiden Kinder, mit
symbolischen Gestalten, reichen Arabesken, landschaftlichen
Ansichten und beziehungsreichen Wappen und Sprüchen in
bekanntsr Weise geziert und darf mit Recht als ein werth-
volles Andenken an die seltene Feier gelten, das allen pa-
triotischen Kunstfreunden willkommen sein wird. Auch zur
Erinnerung an die Enthüllung des Cornelius-Denkmals in
Düsseldorf hat Scheuren in der lithographischsn Anstalt von
L. Baumann daselbst ein Gedenkblatt veröffentlicht, worin
er nach ganz anderer Richtung hin ebenso Treffliches ge-
leistet. Dasselbe ist in zwei Ausgaben erschienen, die eine
in Tondruck, die andere in vollem Farbendruck, und erfreut
sowohl durch den rhythmischen Ausbau der Komposition, als
auch durch die gewandte Ausführung.

ö. Karl Brünner in Karlsruhe hat die Wandbilder
jüngst vollendet, welche er im Auftrage des Kunstvereins
in Basel für das Restaurationslokal der Baseler Kunst-
halle zu malen hatte. Sie verherrlichen in umfangreichen
Kompositionen Wein, Weib und Gesang für die Hauptwände,
symbolisiren die vier Jahreszeiten für die Thürfüllungen,
bringen für schmälere Nebenwände die allegorischen Gestalten
von'Wissenschaft, Kunst und Handel zur Darstellung und
geben dreizehn kleinere Embleme für die Fensterfüllungen.
Mit Oelfarben gemalt, werden sie in die Wand eingesetzt.
Sie sind auch nicht im Entferntesten in der Weise des Fresco
und im Stil monumentaler Malerei gehalten, sondern auf
eine wirkungsvoll leuchtende, dekorative Wirkung berechnet.
Jhr Hauptvorzug liegt in dem blühenden Kolorit, das mit
großer Fertigkeit behandelt ist. Brünner eifert darin ftinem
Lehrer Keller mit Erfolg nach. Die Kompositionen sind
durchweg sehr geschickt gruppirt und dem Gegenstande ver-
ständnißvoll angepaßt: der Wein wird durch ein Bac-
chanal dargestellt, der Gesang durch Apollo, dem die Hirten
lausch'sn, und das Weib durch Vertreter der verschiedenen
Welttheile, welche dsr Schönheit huldigen. Leider vermißt
man den Adel der Auffassung und das keusche Schönheits-
gefühl, was den Eindrnck des Ganzen beeinträchtigt. Auch
läßt die Zeichnung Manches zu wünschsn übrig. Am
schwächsten erscheinen uns die drei großen weiblichen Figuren
Handsl, Kunst und Wissenschaft, die weder durch originells
noch durch geistige Auffassung imponiren.

3. Ernst Stückclberg in Basel ist eifrig mit den Vor-
arbeiten zn seinen Fresken für die Tells-Kapelle beschäftigt.
Er hat bereits zwei und fünfzig Studisnköpfe nach der Natur
dazu gemalt, die in verschiedenen schweizer Städten, wo sie
ausgestellt waren, großsii Beifall gefunden haben. Jüngst

Dieses Vedauern können wir nnr allf's lebhafteste theilen; der ge-
trosfene Ausweg inag fnr den Moment das einzig Erreichbare sein, aber er
ist so schlimm wie alle Provisorien. Anm. d. Ned.
 
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