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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0366

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729

Korrespondenz.

730

Privatmaiiue der Stadt geschenktes Standbild des
Seehelden Tordenskjold eine Stelle gefunden. Die Sache
hatte ihre Schwierigkeiten, Iveil die Statue^eine nicht
mehr als lebensgroße ist; mit der Entscheidung muß
man um so zufriedener sein, als Tordenskjold eben in
derselben Kirche bestattet liegt. Es ist eine sehr schöne
Arbeit, ausgezeichnet besonders durch den Zug von
Frische und Lebenskraft, vvn dem sie erfüllt ist. —
J»i Atelier des Profcssors Th. Stein steht jetzt das
Gypsmvdell des zweiten der bedeutendsten dänischen
Seehelden, Niels Jnel, sertig; die Statue ist nugefähr
3^ in. hvch und wird, in Bronze gegossen, anf einem
ebenso hohen, mit Schiffsschnabeln geschniückten Sockel
nahe an Holmens Kirche aufgestellt werden. — Zweien
nnserer nationalen Dichter, Ewald nnd Wessel, wird
in der nächsten Zukünft ein Gesainintdeiikinal errichtet;
es ist Vvn dem feinsinnigen Künstler Evens ausgeführt
und besteht aus eineni sarkvphagähnlicheu Sandstein-
sockel mit Pvrträtinedaillons und Jnschriften saniint
zwei darauf ruhenden Genien, für den genialen Sa-
tiriker Wessel ein heiterer Junge init einer Sprinx, für
deu schwungvollen Lyriker Ewald ein träuniendes Kind
»>it der Lyra. Das schöne Denkmal wird nächstens
dicht an den Grabstätten der zwci gleichzeitigen Dichter
— sie blühten uni 1770 — aufgestellt werden. Auch
das Anderseu - Denkinal wird bald in der Brvnze
fertig sein; es ist vvu Saabye ausgeführt und wird
iin Nosenburger Garten seinen Platz finden.

Von der „Johannesgruppe" Thorwaldsen's (Jo-
hannes der Tnufer in der Wüste predigend) war be-
kanntlich ein kleineres, von deni Meister selbst nach-
gearbeitetes Exemplar über dem Hauptportal der
„Frauenkirche" aufgestellt. Neuerdings ist es herab-
genommen und durch ein Exemplar in Marmor er-
setzt worden; die Einzelfiguren sind von verschiedenen
unserer Bildhauer ausgeführt. Der Umtausch ist keines-
wegs ein unbedingt glücklicher, die meisten Gestalten
gehen nicht gut mit der Grundfarbe der Kirche zu-
sammen, nnd anßerdem ist Biarmor zur Aufstellung
in freier Luft in dem vft ziemlich rauhen und seuchten
Klima Dänemarks ein wenig geeigneter Stoff. Jn Erz
gegossen, würde die Gruppe ohne Zweifel viel besser
zu ihreni Rechte gekvmmen sein, so wie sie den kommenden
Geschlechtern sicherer aufbewahrt sein würde; das Ein-
zige, das durch das neue Arrangement jetzt gewvnnen
ist, besteht darin, daß einige mehr oder weniger
unbedeutende Künstler zu ciner Bestellung gekommen
sind. — Ein bedeutendes plastisches Kunstwerk mvdernen
Ursprungs ist neulich iu Besitz der Universität über-
gegangen, indem Hr. Bicrbrauer C. Jakvbsen jun. die
vom „Salon" d. Ä. 1878 her bekannte Statue „Onvick
vuingusnr" von Merese in Paris gekanft und sie
der Universität geschenkt hat, wv sie au dem Ende

des HanptkorridorS im Erdgeschosse angebracht ist
Dersclbe Kunstliebhaber hat sciner eigenen Sammlung
Millet's „Der Holzhauer nnd der Tod" und Dela-
planche's „Im Nusigus" einverleibt.

Ueber der Fayade des neuen königlichen Theaters
wurde eine Kolossalgruppe vvn Ring aufgestellt. 2n
der Mitte derselben steht Apollon mit Ver hochgehobenen
Lyra, an seiner linken Seite stampft Pegasus aus dem
Bvden die Hippokrene hervor; rechts nnd linkS sitzen
Thalia und Melpomene. Die Arbeit ist im Ganzen
vvn recht hübscher dekorativer Wirkung, zeugt aber
mehr vvn oberflächlichem, vbschvn ganz frischem, Kvm-
positivnötaleiit als von sein ausgebildetem plnstischen
Sinn.

Von größeren Bnuunternehmungen neuerer Zeit
verdient die Paulskirche von Gnudtzmann, eine schöne
dreischiffige romanische Basilika, deren Änneres leider
mit sehr dürftigen, fahlfarbigen Dekorationen versehen ist,
genaunt zn werden; besonders fein ist der Thurm mit
der kvnischen, von vier Thürmchen nmgebenen Spitze, sv
wie die innere Gliederung mit den prächtigen Granit-
säuleu, welche das Hauptschiff von den Seitenschiffen
sondern. Die neue gothische Jakobskirche außer-
halb der Stadt ist eine tüchtige Arbeit von Fenger;
hier freut man sich vornehmlich an dem eleganten
Thurmbau, kann aber schwerlich dem Architekten die
! südliche Vorhalle, welche den ganzen Bau, wenn man
ihn Vvn hinten sieht, schief erscheinen läßt, verzeihen. —
Die Hauptkirche der Stadt, die Frauenkirche mit den
12 Apvsteln und dem Erlöser, dem Taufengel und der
Äohannesgruppe Thorwaldsen's ist an sich eine überaus
geistlose, trockene Arbeit. Der talentvolle Architekt
Amberg legt jetzt ein Projekt ihres Umbaues vor;
durch Aenderung der Fenster, durch reichere Gliederung
und Ornamentik sowie besonders durch Aufsetzung eineS
Thurmhelmes (der Thurm steht bis jetzt als ein kv-
lossnler Schornstein da) will er einen ansprechenderen
Totaleindrnck hervorbringen. Schvn sehen die Zeich-
nungen aus, aber woher das Geld?

König Friedrich V. legte im Jahre 1749 den
Grundstein zu einer Kirche, die ganz von Marmvr nach
einem Plane des französischen Baumeisters N. H. Jar-
dins aufgeführt werden svllte. Jm Jahre 1764 fing
die Bauarbeit an, 1770 wurde sie aber Geldmangels
halber eingestellt, und bis jetzt steht die Kirche halb-
vollendet da. Ein Kopenhagener Privatmann, Etats-
rath Tietgen, ist aber jetzt mit der Regierung dahin
übereingekommen, daß er gegen Ueberlassnng einiger
Grundstücke die Arbeit Vvllenden läßt. Man baut jetzt
wieder fvrt, allein sehr langsam; wie das Gnnze aus-
fallen wird, muß die Zeit lehreu.
 
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