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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 28.1917

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Sommerausstellung der "Münchener Neuen Sezession"
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6187#0222

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423

Nekrologe — Personalien — Ausstellungen

424

Von Georg Kars sieht man zwei kraftvolle Arbeiten,
wohl nicht ganz neuen Datums, von denen das »Fischer-
dorf« ein starkes Erlebnis bedeutet.

Die graphische Abteilung der Ausstellung wirkt
sehr lebendig und anregend. Hier ist vor allem der
Aquarelle und Zeichnungen des allzu früh, schon vor
Kriegsausbruch, dahingeschiedenen Prager Malers E.
von Kahler zu gedenken, außerordentlich sensitive
Arbeiten, die zeigen, daß Kahler vielleicht das Zeug
hatte, ein expressionistischer Delacroix zu werden.
Unter den Blättern von Kubin wirkt neben den sehr
unterschiedlichen Totentanz-Blättern das unheimlich
phantastische Blatt »Die Hundefänger« am stärksten.
Sehr beachtenswert sind die farbigen Holzschnitte des
Dresdners Otto Lange, der eine gewisse Verwandt-
schaft mit Karl Caspar verrät. Gerne begegnet man
wieder den Soldatenköpfen von Adolf Jutz mit ihrer
höchst persönlichen Mischung altdeutscher und Leibi-
scher Vortragsweise. Blätter von Großmann und
Beckmann wirken lebendig wie immer, ohne diesmal
besonders viel Neues zu sagen. An lustige alte kolo-
rierte Kupfer erinnern die von einem gemütlichen
Expressionismus getragenen farbigen Landschaftsblätter
von Paul Seehans. A. L. M.

NEKROLOGE
John G.Johnson und sein Vermächtnis an seine
Vaterstadt Philadelphia. Sehr verspätet kommt die
Nachricht zu uns, daß am 14. April der begeistertste und
einsichtsvollste Sammler alter und neuer Gemälde, der
Advokat John G.Johnson in Philadelphia, im Alter von 75 Jah-
ren gestorben ist. Johnson galt als der hervorragendste
Jurist und tüchtigste Anwalt der Vereinigten Staaten. Wegen
seiner strengen Rechtlichkeit, seinem Takt und seiner
Liebenswürdigkeit gehörte er zu den geachtetsten Persönlich-
keiten. Seiner Kunstbegeisterung, seinem Sammeleifer und
Geschick verdankte er es, daß er, obgleich in Philadelphia
ansässig, zum Trustee des Metropolitan-Museums in New
York ernannt wurde und als solcher den größten Einfluß
hatte. Als Sammler war er ein Original nach guter alter
Art. Alljährlich machte er im Sommer zur Erholung seine
»Europaean Tour«, die er neben der Befriedigung seiner
Naturschwärmerei zum Besuch der Museen und vor allem
zum Erwerb von Gemälden benutzte, für den er den
größten Teil seiner sehr ansehnlichen Einnahmen ver-
wendete. Er war der einzige Sammler Amerikas, der ganz
im musealen Sinne sammelte: von allen namhafteren Künst-
lern von Giotto und Eyck bis Manet und Böcklin wollte
er Bilder besitzen, und diese Absicht hat er in der Tat im
Laufe von etwa zwanzig Jahren erreicht. Seine Sammlung,
die er der Stadt Philadelphia vermacht hat (falls diese für
die Sammlung nicht in richtiger Weise sorgen würde, soll
sie an das Metropolitan-Museum gelangen), gibt eine
Ubersicht über die Geschichte der Malerei aller Schulen
in einer Vollständigkeit, wie sie keine öffentliche Galerie
in Amerika aufzuweisen hat. Daneben hat der Besitzer
auch für einen großen, reich illustrierten wissenschaftlichen
Katalog gesorgt, den ihm der ihm nahe befreundete Dr.
W. Valentiner und B. Berenson in drei Bänden angefertigt
haben. Mit der Zeit füllte sich sein Haus derart mit
seinen J3ildererwerbungen, daß er seine Schätze nicht nur an
den Wänden und auf Wandschirmen in den Zimmern auf-
gehängt hatte, sondern daß auch die Türen damit behangen
waren; ja die Bilder hingen an den Bettvvangen und lagen
tagsüber auf den Betten, so daß sie nachts unter die Betten

befördert werden mußten. Dies war der Fall selbst im
Gastzimmer, das er Sonntags, wo er nur für die Kunst
lebte, gern mit dem einen oder andern Kunstfreund, auch
aus Europa, bevölkert sah. Wir deutschen Kollegen haben
wohl kaum an ein Haus und an eine Persönlichkeit in
Amerika so liebe Erinnerungen als an den kerngesunden
echten Amerikaner im besten Sinne, John G. Johnson,
sein Haus und seine Sammlung. Bode.

Am 20. Juni verstarb in Düsseldorf der Landschafts-
maler Arthur Wansleben (geb. in Krefeld am 19. Dezem-
ber 1869). Er gehörte zum Kreise der typischen Dücker-
Schüler, die fast alle ein wenig Holländern und in der
niederrheinischen Tiefebene ein dankbares Darstellungs-
gebiet entdeckten, als die Düsseldorfer Kunst sich aus den
Fesseln der Spätromantik löste. Wansleben malte mit
Vorliebe Frühlings- und Herbststimmungen, in etwas
ermüdendem Gleichklang von silbergrauen und mattgrünen
Farbennuancen. In den Museen von Düsseldorf und Krefeld,
ferner auf der Großen Düsseldorfer Kunstausstellung, ist'
er durch charakteristische Werke vertreten. c.

PERSONALIEN
Anläßlich der Eröffnung der Großen Kunstausste lung
in Düsseldorf wurden die Maler August Deusser und
Hans Kohlschein zu Professoren ernannt.

Der ausgezeichnete Bildnismaler Reinhold Lepsius
vollendete am 14. Juni sein sechzigstes Lebensjahr. Der
Künstler, ein Mitglied der Kgl. Akademie der Künste in
Berlin, hat sich seinen Ruf mit einer Reihe bedeutender
Bildnisse erworben, die größtenteils auf der Berliner Se-
zession zu sehen waren. Eine feine, innerliche Auffassung
der darzustellenden Persönlichkeit paarte sich mit dem aus-
erlesenen Geschmack einer vornehmen, ganz durchgeistigten
Formen- und Farbengebung. Die Berliner Nationalgalerie
besitzt zwei sehr bezeichnende Gelehrtenbildnisse des Künst-
lers. Seine Gattin, Sabine Lepsius, erfreut sich ebenfalls
als Bildnismalerin einer großen Schätzung.

Der Berliner Bildhauer Hans Damman ist am 16. Juni
fünfzig Jahre alt geworden. Er betätigt sich vornehmlich
auf dem Gebiete der Friedhofskunst und hat mit seinen
Werken viel Erfolg und Anerkennung gefunden.

Der Maler Oskar Schmidt-Glinz in Leipzig wurde
zum Professor ernannt; der Maler Adolf Fischer-Gurig
erhielt den Titel Hofrat.

Eugen Bracht, der bekannte Meister deutscher Land-
schaftsmalerei, beging am 3. Juni seinen fünfundsiebzigsten
Geburtstag. In voller Rüstigkeit schafft er neue Werke und
wirkt unermüdlich in seinem Amte als Vorsteher eines
Meisterateliers an der Dresdener Kunstakademie.

Robert von Hang, der Stuttgarter Maler, vollendete
am 3. Juni sein sechzigstes Lebensjahr. Seine Bilder, die
vornehmlich aus der Geschichte der deutschen Befreiungs-
kriege erzählen, haben wegen ihrer durchaus künstlerischen
Eigenschaften volle Anerkennung gefunden. Seit 1894 übt
er an der Kunstakademie seiner Vaterstadt Stuttgart eine
Lehrtätigkeit aus.

AUSSTELLUNGEN
Hannover, Kestner-Gesellschaft. Die siebente
Veranstaltung der Kestner-Gesellschaft gab einen inter-
essanten Ausschnitt aus der Kunstproduktion Hannovers.
Alle in Hannover geborenen oder ansässigen Künstler waren
znr Beteiligung an der Ausstellung aufgefordert. Unter den
zahllosen Eingängen traf dann aber die aus den Malern
Burger-Mühlfeld, Heitmüller, Seiffert-Wattenberg, Plünnecke
 
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