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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0126

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Mainzer Ordo und Krönungseid (11. Jahrhundert)

111

Inhaltlich lässt sich der mit Pro/zfeor et pronn'Ho contm dco et an^etts etMS beginnende
Eid in zwei Bereiche teilen, was in manchen Handschriften auch durch eigene Initialen
hervorgehoben wird.'" Der König verspricht zunächst, der Kirche und dem ihm unter-
worfenen Volk das Gesetz, die Gerechtigkeit und den Frieden (lex, iMsttcta, pax) zu si-
chern, unter angemessener Berücksichtigung der Barmherzigkeit, so wie er diese mit
dem Rat seiner Getreuen besser auffinden könne. Den Bischöfen im Besonderen werde
er die angemessene und kanonische Ehre entgegenbringen und die ihnen von Kaisern
und Königen übertragenen Rechte bewahren. Ebenso sichert er den Äbten, Grafen und
»unseren Königsvasallen« (uass! domlntc! nostn) die angemessene Ehre zu, und zwar
wiederum secMndüm conslllMw/ldellMW nosfrontm.^ Die Bezeichnung der königlichen Va-
sallen als uass! dürfte dabei, wie Schramm angemerkt hat, auf ein hohes Alter des Eides
hindeuten.'" Erst Guillelmus Duranti, das Trierer Pontifikale des 14. Jahrhunderts sowie
der spätmittelalterliche Ordo und eine spätere Handschrift des burgundischen Ordo
haben diese Form durch uassalli ersetzt.^
Trotz des anzunehmenden Rückgriffs auf die ältere Vorlage kommt der Erweite-
rung des Mainzer Ordo besondere Bedeutung zu, ist die Aufnahme des Eides doch die
einzige Ergänzung, die der Text nach den verschiedenen Fassungen der Entstehungs-
zeit bis zum Spätmittelalter erfuhr. Wie die zeitliche Verbreitung der Handschriften
nahe legt, kam es offenbar bereits im Verlauf des 11. Jahrhunderts zur Aufnahme des
Eides, was auf die Absicht einer stärkeren Verpflichtung des Königs zurückgeführt
werden kann. Nicht nur, dass der neue Herrscher allgemein die Sicherung von lex, iMsll-
cla und pax garantieren musste, auch die Ehre, den donor der geistlichen und weltlichen
Fürsten galt es zu waren. Passend erschienen sicher auch die Vorgaben der Vorlage,
dass die Entscheidungen des Herrschers an den Rat (consiliMm) seiner Getreuen gebun-
den wurden. Diesen /i&Ics wurde so explizit eine besondere Stellung zugesprochen, die
sie wie allgemein alle Bischöfe, Äbte, Grafen und Königsvasallen aus dem übrigen Volk,
dem poptdüs sübzecfüs, heraushob und ihnen eine Teilhabe an der königlichen Macht ga-
rantierte.^

91 Vgl. zum Beispiel Köln, Dombibliothek, Cod. 139, f. 37v.
92 Zit. n. EicHMANN, Die »formula professionis« Friedrichs I., S. 140, überprüft an den Handschrif-
ten (Bamberg, Staatsbibliothek, Msc. Lit. 52; Bamberg, Staatsbibliothek, Msc. Lit. 55; Köln, Dom-
bibliothek, Cod. 139; London British Library, Ms. Add. 17004; Wolfenbüttel, Herzog August Bi-
bliothek, Heimst. 141): Profdoor H promdfo coram &o H angHz's Hus amodo H dHucops kgem H
ZMsh'cz'am pacomtpzo dH sanHao [so Bamberg 52 und 55; Köln, London und Wolfenbüttel: sanHao dH]
occksz'ao popMiotpzo [Wolfenbüttel: popnio tpzae] wdc/n suMoHo pro posso H nossoyacoro H consorparo
saüw condzgMO WH'son'cordz'ao rospcch; sz'cMf cum [London: H] cozzszlz'o/z'dHz'zzzz: zzosfrorzzzz: zzzHz'zzs z'zwo-
zzz'ro poforz'zzzzzs. PoMfzf;'H&MS tpzotpzo ocHosz'arMi?: dH cozzdzgzzzzzz: H cazzozzz'czzzz: /zozzorozz: ox/zz'Nro adpzo ca
tpzao [Wolfenbüttel: tpzao fehlt] ad z'zzzporaforz'dzzs H rogz'dzzs ocHosz'z's sz'dz cozzzzzzz'ssz's codafa H roddda
szzzzf z'zzrzz'Hadzldor cozzsorrzaro addafz'dzzs Hz'azz: cozzzdz'dzzs H rzassz's dozzzz'zzz'cz's zzoshz's cozzgrzzzzzz: /zozzorozz:
soczzzzdzzzz: cozzszlz'zzzzz/z'dHz'zzzz: zzosfrorzzzz: praosfaro. Amon. Amon.
93 ScHRAMM, Ablauf der deutschen Königsweihe, S. 65. Zum Begriff vgl. Miiins, Lehnrecht und
Staatsgewalt, S. 16-18.
94 Andrieu (Hg.), Le Pontifical de Guillaume Durand, 1. I, c. XXVI, Nr. 7) S. 437; ELZE, Königs-
krönung und Ritterweihe, S. 334, c. 5, Anm. f (Handschrift aus dem 14. Jahrhundert; so auch in
einer leicht veränderten Fassung des burgundischen Ordo in einem Pontifikale von Huesca:
PALAcios MARTIN, La coronaciön de los reyes de Aragon, Anhang XXI, S. 317). Zum Trierer Ponti-
fikale siehe unten, Anm. 118, zum Ordo des Spätmittelalters Anm. 329.
95 Zum Verhältnis von nass/ und/z'dHos vgl. für die Karolingerzeit KiENAST, Die fränkische Vasalli-
tät, S. 126-128. Freilich ist hiermit noch nichts über das Verständnis dieser Begriffe im 11. Jahr-
 
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